An Schätzen reich war die Banater Heide, Gott sei Dank, schon immer: Das in der k.u.k. Zeit urbar gemachte brachliegende Land zwischen Marosch und Donau wurde, auch durch den sprichwörtlichen Fleiß der hier angesiedelten Banater Schwaben, zu einer der Getreidekammern des Kaiserreichs und danach Rumäniens. Der fruchtbare Boden war und bleibt wohl der größte Schatz dieses Landstrichs. Und der stellt auch den berühmtesten hier gehobenen Schatz in den Schatten: Damit gemeint ist der in Südosteuropa einzigartige Goldschatz von Großsanktnikolaus/Sânnicolaul Mare, der leider seit Jahrhunderten auch nicht zu Hause, sondern im Kunsthistorischen Museum Wien zu bewundern ist. Der 1799 in Großsanktnikolaus von dem Bauern Pera Vuin in seinem Gemüsegarten entdeckte Schatz, weiterhin einer der prachtvollsten Schätze des Frühmittelalters, griechisch-türkisch-awarischen Ursprungs, besteht aus 23 Goldgefäßen und wiegt zehn Kilogramm.
Von einem anderen, zum Großteil noch ungehobenen Schatz, den reichhaltigen Thermalquellen, allerorts im Banat anzutreffen, wird seit Jahren viel und heftig geredet. Jahr für Jahr werden von Kommunalverwaltungen – vornehmlich in der Wahlkampagne – und Unternehmern große Pläne geschmiedet, sogar millionenschwere EU-Projekte werden auf den Tisch gelegt. Vielerorts fließt der wertvolle Quell jedoch weiterhin ungenützt im Sand. Große Aufmerksamkeit und auch Besorgnis erregten in letzter Zeit die Schürfarbeiten für Erdöl und Erd- oder Schiefergas hie und da im Banat, während das heiße Thema Thermalquellen zu Unrecht immer wieder links liegen bleibt.
Banater Großprojekte in Stand-by
Das wohl größte und viel Hoffnung machende Projekt ist das der Gemeindeverwaltung Dudeştii Noi mit seinem rührigen Bürgermeister Alin Nica: Mit dem Großprojekt zur Errichtung des Aquaparks „Das Wasseruniversum“ ganz in der Nähe der Kreishauptstadt Temeswar/Timişoara, Gesamtwert 18 Millionen Euro, wollte die Kommunalverwaltung schon 2010 ein EU-Projekt anfahren, leider wurde es bisher nicht abgesegnet. Vor Kurzem hat auch die USL-Stadtverwaltung Temeswar angekündigt, an diesem Projekt teilnehmen zu wollen, was dem Vorhaben bestimmt starken Aufwind bringen wird. Laut dem ehrgeizigen Bürgermeister Alin Nica, der für den Bau eine dreijährige Dauer voraussetzt, soll Anfang 2014 ein neuer Antrag gestellt werden.
Mit gleichartigen Plänen hat sich vor einigen Jahren auch die Stadtverwaltung Hatzfeld/Jimbolia getragen, leider fehlte die Finanzierung für ein derartiges Großprojekt, die eingesetzte Finanzkrise hat dann jegliche Pläne versanden lassen. Vor Kurzem hat auch die Gemeindeverwaltung Gottlob, bisher landesweit nur für seine köstlichen Wassermelonen bekannt, verkündet, die Errichtung eines Aqualands, Spa- und Wellnesszentrums um die zwei lokalen Thermalwasserquellen zu planen. Beste Bedingungen wären wohl vorhanden, es fehlt leider noch, wie andernorts, vorerst die Finanzierung. Und das sind Millionen Euro. Man hofft trotzdem, dieses Vorhaben bis 2016 realisieren zu können.
Dass dieser geplante erste Aquapark des Banats oder andere sicher ein Riesenerfolg werden würden, daran zweifelt niemand mehr: Die ungarischen Nachbarn führen es Jahr für Jahr mit ihren zirka 50 vollbesetzten Aquaparks, Spas und Bäder vor. So u.a. in Budapest, Gyula, Szegedin, Oroshaza oder Hajduszoboszlo. Jährlich sind diese Bäder zu 50 Prozent von rumänischen Urlaubern besucht, die, heißt es, nahezu 250 Millionen Euro für ihren Badegenuss im Nachbarland lassen. Neuester Anlaufpunkt gibt da seit 2010 der Aquapolis aus Szegedin, ein modernes Wellness-Center mit einer Gesamtfläche von 34.000 Quadratmetern und einer Kapazität von 3000 Personen ab. Im Vorjahr wurde Aquapolis von 400.000 Touristen besucht, was einen Nettogewinn von fünf Millionen Euro eingebracht haben soll. Was geschieht jedoch um die nicht minder wertvollen und reichen Warmwasserquellen, die vielerorts im Banat zu finden sind? Das bisher einzige gutgehende Thermalbad funktioniert mit Erfolg in der Nähe Temeswars, in der ehemaligen deutschen Ortschaft Deutschsanktmichael/Sânmihaiu German. Die dortigen Thermalquellen wurden schon 1970 entdeckt. Das moderne Freizeitzentrum, es ist in Privathand, wurde schon 1990 eröffnet und lädt mit seinen drei Becken (Thermalwasser mit einer Durchschnittstemperatur bis zu 40 Grad Celsius) nicht nur Rheumaleidende, sondern auch zahlreiche Badeliebhaber und Touristen aus Temeswar und dem ganzen Banat an. Baden kann man hier bis spät nachts, geöffnet ist dienstags bis samstags von 9 bis 14 Uhr, sonntags von 9 bis 13 Uhr.
Auch in Hatzfeld gibt es ein Thermalbad im Rahmen des städtischen Strandbads, das seit Jahren nicht nur bei den Einheimischen, sondern auch bei der Bevölkerung der ganzen Gegend beliebt ist. Für eine Modernisierung oder gar den Ausbau zu einem Aqualand hat es jedoch stets nicht gereicht. Zu den ältesten Banater Thermalbädern gehören auch die Kurbäder aus Kalatscha und der Thermalstrand aus Lowrin/Lovrin. Das Bad aus Kalatscha, wertvoll für Kurzwecke, nun in Privathand, überlebt wohl Jahr für Jahr an der Minimalgrenze. Es zählt jährlich etwa 1200 Besucher, vor allem Leute älteren Semesters, eine Modernisierung oder gar größere Investitionen kann man sich jedoch nicht leisten. Der Thermalstrand von Lowrin, schon vor 40 Jahren eröffnet, wurde an eine Privatfirma verpachtet und befindet sich derzeit in einem desolaten Zustand. Gut wird das Thermalwasser hier wie auch in Großsanktnikolaus seit Jahren für Heizzwecke genützt. In Lowrin, hier gibt es sieben Quellen, wird damit ein Wohnblock mit 120 Appartements, die Grundschule, die beiden Kindergärten, das Lyzeum, das Spital, die Kirche und das Rathaus geheizt. In Großsanktnikolaus heizt man damit immerhin 60 Wohnblocks, das Thermalbad befindet sich jedoch in dem gleichen heruntergekommenen Zustand.
Ein Großteil der Temescher Thermalwasserquellen sind derzeit im Besitz der Gesellschaft Foradex, so u.a. in Triebswetter, Grabatz, Lenauheim, Großkomlosch, Warjasch, Perjamosch, Gertjanosch, Beba Veche aber auch in Temeswar (neben der ehemaligen Avicola-Farm oder am UMT-Strand). Das hauptsächliche Hindernis für eine gute und breitgefächerte Nutzung dieser Quellen macht auch hier weiterhin die dafür fehlende Finanzierung aus.