Aufziehbare Enten, Krokodile und Affen, bunte Rennautos, Plüschbären, Puppen,alte Abziehbilder mit Glitzer, Panzer, Blechsoldaten, Hubschrauber, Kampfflugzeuge, Brettspiele, Eisenbahnen, Busse, Schaukelpferde, Puppenwagen, ein rotes Plastiktelefon, ein Puppenherd, Roboter, leuchtende Raketen, Trommeln, Trompeten und Pistolen- bis zum 26. Mai beherbergt das Museum „Casa Mureşenilor“ einen wahren Schatz. Aus der unübersehbaren Fülle der Spielzeugproduktion der letzten hundert Jahre wurden mehr als 600 repräsentative Objekte ausgewählt. Sie ermöglichen den Besuchern ein Wiedersehen mit „Klassikern“ wie dem Teddybären, der elektrischen Spielzeugeisenbahn, der beliebten „Arădeanca“-Puppe und dem Spiel „Mensch, ärgere dich nicht“.
Das erste Exponat: ein gelber Teddy
Die Exponate stammen aus der Privatkollektion der zwei Bukarester Brüder Cristian und Mihai Dumitru. Schon als Teenager haben sie angefangen, altes Spielzeug zu sammeln. Hinter einer Glaswand ist ein gelber Teddybär mit abgewetztem Fell. „Das war das erste Exponat der Sammlung, die jetzt Tausende Spielzeuge umfasst. Cristian Dumitru war 14 Jahre alt, als er den alten Teddy im Dachboden des Hauses fand. Denselben Teddy hatte er auf einem Foto im Arm, das zu seinem ersten Geburtstag aufgenommen wurde“, erzählt der Ausstellungskurator Ovidiu Savu. Auf der Wand darüber sind an mehreren Tafeln Abziehbilder aus Deutschland angebracht. Sie zeigen Katzen mit Schleifen am Hals, Engel, Eulen, Papageien und Hunde. Manche von ihnen sind mit feinem Glitzer überzogen. „Das sind die vielleicht ältesten Exponate dieser Ausstellung. Sie wurden etwa 1900 hergestellt“. Die neuesten Spielzeuge, davon viele Autos, Raketen und Flugzeuge, stammen aus den 80er Jahren. In sechs Räumen spiegeln Vitrinen voller Spielzeug wesentliche gesellschaftliche Entwicklungen wider. Es sind sechs Zeitstationen einer Reise durch die Vergangenheit. Schon in den 60er Jahren gründeten die Brüder Dumitru den Verein „Museum der Spielzeuge“ in Bukarest. Vier Jahrzehnte lang haben sie Spielzeuge gesammelt, mit denen Kinder aus aller Welt in den letzten 100 Jahren gespielt haben. Jedes Spielzeug hat seine eigene Geschichte.
Die berühmten „Arădeanca“-Puppen
In einem anderen Raum des Museums kann der Besucher einen zehnminütigen Dokumentarfilm über die Puppenfabrik „Arădeanca“ anschauen. Hier wurde im Jahr 1949 die erste Puppe, namens Olgu]a, hergestellt. Sie war handgemacht und hatte einen Kopf aus Pappe. In den sechziger Jahren wurden in der bekanntesten Spielzeugfabrik Rumäniens die ersten Puppen mit Klimperaugen hergestellt. Puppen wurden meistens in den Monaten vor Weihnachten gekauft. Da in den 70er und 80er Jahren keine Importe gemacht wurden, war die Anfrage sehr groß. Die Stars waren Puppen wie „Ioana“ oder „C˛t˛lina“, in den besten Zeiten waren hier 2000 Leute angestellt. „Es war wie in einem Märchen. Trotz Routine war es eine wunderbare Arbeit“, erinnert sich eine Angestellte. Als die Fabrik in finanzielle Schwierigkeiten geriet, kam man 2007 auf die Idee, Gartenzwerge aus Plastik herzustellen. Sie wurden zum Hit des Sommers und retteten die Fabrik. Eine Arbeiterin musste etwa 800 Zwerge pro Monat herstellen. Doch leider musste sich im Jahr 2012 die Leitung der Fabrik wegen immer weniger Aufträgen dazu entscheiden, bei Gericht das gesetzliche Insolvenzverfahren zu beantragen.
Am meisten freuen sich die Eltern
Ein anderes rumänisches Spiel, das sich besonders in den 70er Jahren großer Beliebtheit erfreute ist das Lernspiel „Animale din continente“, das während des Kommunismus etwa eine Milllion mal verkauft wurde. Andere interessante Exponate sind eine Puppe mit natürlichem Haar, ein blauer Verkehrsbus und ein großes Miliz-Auto aus den 70er Jahren.
„Wie konntet ihr früher ohne Tablet leben?“ Diese Frage stellen heute viele Kinder ihren Eltern und Großeltern. Eine Kindheit vor 50 oder 100 Jahren, ohne Smart-phone und 3D-Kino ist für sie kaum vorstellbar. Doch Kinder haben immer gespielt. Auch waren die Spielzeuge von damals hochwertiger. Die Puppen hatten Porzellangesichter, natürliches Haar und Samtkleidung. Die Autos waren nicht aus Plastik, sondern auc Blech hergestellt. Und die Kinder wussten ihre Spielzeuge zu schätzen. Man wartete ein Jahr lang, bis die heiß ersehnte Eisenbahn im Sack des Weihnachtsmanns endlich ankam.
„Den Kindern gefällt es hier, sie finden es interessant. Doch am meisten freuen sich die Eltern und Großeltern über unsere Ausstellung. Besonders dann, wenn sie eine Puppe oder ein Auto sehen, mit denen sie selbst als Kinder gespielt haben. Die Ausstellung führt sie durch die schönste Zeit ihres Lebens“, meint Ovidiu Savu. Die Ausstellung ist bis zum 26. Mai dienstags bis sonntags zwischen 9 und 17 Uhr geöffnet.