Hermannstadt – Mit kurzem, kräftigen Lachen reagierte das Vernissagen-Stammpublikum des Brukenthalmuseums auf den Versprecher von Kuratorin Alexandra Goșnescu, und selbst Dr. Alexandru Chituță konnte sich das genüssliche Augenzwinkern nicht verbeißen: von seiner Kollegin war er fälschlicherweise als „Direktor” des Hauses begrüßt worden, quittierte es jedoch unter humorvoller Sofortreaktion der Zuschauer mit einem souveränen Schuss Gelassenheit. In Hermannstadt/Sibiu lässt man sich weder von Rumäniens Finanz-Engpass noch davon vergraulen, dass Ex-Kulturministerin Natalia Intotero Anfang Mai den intermistischen Brukenthalmuseums-Intendanten wegen seiner lautstarken Kritik an der stiefmütterlichen Zuteilung von Ressourcen aus der Kasse des zuständigen Ministeriums jäh auf die Planstelle als Leiter der Öffentlichkeitsarbeits-Abteilung zurückgestuft hatte. Sorgenfalten möchten sich die kunstwissenschaftlichen Mitarbeiter des ältesten Museums im modernen Staat Rumänien nicht ins Gesicht treiben lassen. Zwar räumte Alexandra Goșnescu die „schnelllebige Welt“ als Schauplatz der Covid-Pandemie, des Ukraine-Krieges und der künstlichen Intelligenz ein, kam Donnerstag, am 17. Juli, im ersten Stock der Museumsabteilung für Zeitgenössische Kunst aber auch auf den oft bemühten Ratschlag zu sprechen, sich „an den kleinen Dingen und am Leben zu erfreuen“. Ein Augenblick, den bestimmt kaum anderes besser hätte ausmalen können als die Eröffnung der Ausstellung „New Hope“ von Maler Roman Tolici (Jahrgang 1974). „Keine perfekte Zukunft“ würden seine Bilder vorzeichnen, erklärt Alexandra Goșnescu, doch auf ihre besondere Art „ein Zeichen des Lebens“ vermitteln.
Für Roman Tolici, dem 16-jährig als Stipendiat der Umzug aus der Republik Moldau nach Bukarest geglückt war, ist „Hoffnung“ ein Begriff von etwas, das „uns zu helfen scheint, uns aber auch in die Irre führen kann“. Als Künstler, der vorwiegend in der Bukares-ter Mobius Gallery ausstellt, begnügt er sich mit „kleiner, jedoch sehr realer Freude“ und bestätigt noch vor allen Fragen, dass seine von Tod und Leben sprechenden Arbeiten dem Letzteren die kleineren Größenordnungen zuweisen.
Auch wenn das menschliche Leben in seinen Bildern blüht, hat es im Vergleich mit der übergroß gemalten Umwelt im Erstarrungszustand eher sekundäre Bedeutung. Roman Tolici ist nicht nur „ein in Hermannstadts Szene weniger bekannter Künstler“, dessen Bewerbung um eine Ausstellung im vergangenen Jahr während des 100. Jubiläums der surrealistischen Bewegung bei Dr. Chituță auf Akzeptanz stieß, sondern auch ein Gestalter, der ein waches Gespür für Demut und Doppeldeutigkeit mitbringt. All die vielen Menschen, die er in sein Werk an der Schnittstelle zwischen Fotografie und Malerei eingearbeitet hat, erkennt man womöglich erst beim zweiten und etwas genaueren Hinschauen, und ob das mit den zwei Buchstaben „O” und „N” bedruckte Transparent in halber Aufrichtung ein „An“ oder vielleicht doch eher ein „Nein“ anzeigt, bleibt absichtlich als unbeantwortete Frage haften. Es tut nicht weh, in den Spiegel zu schauen, den Roman Tolici noch bis zum 17. August auf Einladung des Brukenthalmuseums der Welt vorhält, aber es ist spannend. In Hermannstadt mit dabei war am Nachmittag der Vernissage Kuratorin Ștefania Dobrescu von der Mobius Gallery.