Mir wallen bleiwen wot mir sen
Gott half eas enzt uch aingden
Mir wassen wot mir schaldich sen
Den Duiden uch den Kaingden.
Wie stolz waren wir zu lesen, dass in Luxemburg auf einem Erker die erste Zeile dieses bekannten Liedes steht.
Am 15. Juni 1969 wurde der am 15. April gewählte neue Bischof Albert Klein eingesegnet als Oberhaupt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. Diese Tage sind 50 Jahre seit damals vergangen.
Im oben erwähnten Lied heißt es, „wir wissen, was wir schuldig sind, den Toten und den Kindern“.
Wir sind es den Kindern schuldig, ihnen die Persönlichkeiten vorzustellen, die wesentlich dazu beigetragen haben, dass wir heute das sind, was wir sind, dasjenige haben, was wir machen.
Weil es 50 Jahre seit der Bischofseinführung sind, möchte ich kurz berichten über Bischof Albert Klein.
Nach der traurigen Erfahrung an der Front des Zweiten Weltkrieges als Offizier der rumänischen Armee bis kurz vor Stalingrad kam Januar 1945 die Deportation in den Donbass, von wo er schwer erkrankt mit einem Verhungertentransport 1945 zu Weihnachten nach Hause kam. Eines seiner größten Leiden war der Heimgang (Tod) seines jüngsten Sohnes Gernot im September 1959. Ab 1960 begann für Stadtpfarrer Albert Klein in Mühlbach die Restaurierungsarbeit an der dortigen Kirche, wo er gemeinsam mit Dr. Harald Krasser und Theobald Streitfeld vielen kunsthistorischen Rat geben konnte. Die Renovierungsarbeiten dauerten vier Jahre, was zu der Zeit eine besondere Leistung war.
Nachdem die rumänische Regierung eingesehen hatte, dass die Schwarze Kirche auch renoviert werden müsse, dafür Geld vorsah, nahm die gleiche „Direc]ia Monumentelor istorice“, das Denkmalamt, wie in Mühlbach die Arbeiten auf. Als 1968 die Stadtpfarrstelle in Kronstadt vakant wurde, forderte das Presbyterium Albert Klein auf, sich von der Honterusgemeinde in dieses Amt wählen zu lassen. Am 31. März 1968 wurde Albert Klein Stadtpfarrer von Kronstadt und die Bauarbeiten begannen noch im selben Jahr. Am 1. Februar 1969 berief unser Herrgott Bischof Müller heim und so wurde Stadtpfarrer Albert Klein einer der Kandidaten für das Bischofsamt. Die Wahl fand am 15. April 1969 statt.
Damit man zum Bischof gewählt werden kann in einer Zeit, wo die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft noch 200.000 Seelen zählte, reichte eine Erfahrung im Organisieren von Baustellen selbstverständlich nicht aus. Dazu braucht es christliches Selbstverständnis vorleben, theologisches Fachwissen, Talent und Charisma im Vortragen, Fähigkeit Leute zu begeistern, großes Gottvertrauen zu haben, das volle Vertrauen der Pfarrkollegen und Gemeindeglieder zu genießen. Dieses alles und mehr brachte Albert Klein mit und wurde vor 50 Jahren der Oberhirte der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien.
Auch wenn er aus Kronstadt nach Hermannstadt wechselte, die Schwarze Kirche lag ihm besonders am Herzen. Öfters war der Bischof auf dem Gerüst zu sehen, um sich ein Bild darüber zu machen, wie die Arbeiten voranschreiten.
Nach der Auflösung des Denkmalamtes und dem dadurch ausgelösten Stillstand der Renovierungsarbeiten gelang es Bischof Klein, die Rheinische Kirche als Geldgeber zu gewinnen und die Regierung zu überzeugen, dass das Geld für diesen Zweck benützt wird. Das gelang und am 27. Mai 1984 – vor 35 Jahren – feierte Bischof Albert Klein die Wiedereinweihung der Schwarzen Kirche mit der Honterusgemeinde und vielen Gästen von fern und nah.
Unter seine Bischofszeit fallen zahlreiche Kirchenreparaturen und -renovierungen, nachdem man 25 Jahre vorher nichts machen durfte und konnte – es gab weder Genehmigungen noch Geld. Heute, nach wie vor, ist die Schwarze Kirche das bedeutendste Bauwerk Kronstadts, auch dank der damaligen umfangreichen Renovierungsarbeiten.
Unter Albert Klein ging die Anerkennung der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien weiter im Lutherischen Weltbund, es begann sich der ökumenische Geist zu entwickeln, das kirchliche Leben wurde geordnet usw.
Ich habe absichtlich die professionell theologischen Aspekte seiner Tätigkeit ausgelassen, weil mein Wissen darüber lückenhaft ist und darüber ein Pfarrer besser referieren kann. Doch ist es selbstverständlich, dass diese Aufgaben seinerseits erfüllt wurden.