Das im Banat gut bekannte Ulmer Donauschwäbische Zentralmuseum und dessen Direktor Dr. Christian Glass luden für den Abend des 29. November in seine Sonderausstellungen-Räumlichkeiten, um an der Eröffnung der Ausstellung „Glühender Stahl und rauchende Schlote. 300 Jahre Industriegeschichte des Banater Berglands“ teilzunehmen. Mit Hilfe dieser Ausstellung sind die Banater Berglanddeutschen einem breiteren Publikum bekanntgeworden. Besonders begrüßenswert sei, dass sich diese im Jubiläumsjahre der Banater Berglanddeutschen, 1718 - 2018, eröffnete. Die Ausstellung des Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm wurde in Zusammenarbeit mit der Kulturreferentin für den Donauraum am Donauschwäbischen Zentralmuseum, mit dem Heimatverband der Banater Berglanddeutschen e.V. und nicht zuletzt mit dem Museum des Banater Montangebiets in Reschitza, Museum der Fotos von Hermann Heel, aus seinen Beständen für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt, organisiert. Für diese Zusammenarbeit in Reschitza sei besonders Dr. Volker Wollmann, erster Direktor des Reschitzaer Museums, und nicht zuletzt dem nun verstorbenen Direktor Dr. Dumitru Țeicu in Erinnerung gedankt.
Zur Eröffnung, an der sich zahlreiche Interessierte beteiligten und die musikalisch durch den Violinisten Tamás Füzesi, Konzertmeister beim Philharmonischen Orchester Ulm, und Lieske Deij, ebenfalls Philharmonischen Orchester Ulm, umrahmt wurde, sprach Direktor Dr. Glass, gefolgt von zwei Grußworten: die des Vorsitzenden des Heimatverbands der Banater Berglanddeutschen e.V. Günther Friedmann, und die des Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen, Erwin Josef Țigla. Eingeführt in die Ausstellung hat die Kuratorin Leni Perenčević, die sich seitens des Museums um die Herstellung der Ausstellung gekümmert hatte.
Am Vortag der Ausstellungseröffnung fand im Donauschwäbischen Zentralmuseum eine Pressekonferenz statt an der sich u.a. auch der DFBB-Vorsitzende beteiligte.
Die Banater Berglanddeutschen: 300 Jahre Ansiedlung und 300 Jahre Industriegeschichte
Grußwort von Erwin Josef Ţigla bei der Ausstellungseröffnung in Ulm
„In den zwanziger Jahren (des XX. Jahrhunderts; Anmerkung von E.J. Ţigla) bauten die Reschitza-Werke zusammen mit einer englischen Firma die Donaubrücke bei Pantschowa in Jugoslawien. Als die Brücke fertig war, wurde sie feierlich eingeweiht. Bei den Festlichkeiten wurde insbesondere die Leistung der Reschitzaer Montage-Arbeiter gelobt, die mit ihrer Arbeit, trotz der ungünstigen Witterung, vorzeitig fertig geworden waren. Darauf hätte der Leiter der Montage-Belegschaft einige Worte sprechen, sich für die anerkennenden Worte bedanken sollen. Aber der Brückenbaumeister Biefel war kein Redner, auch soll er schon etwas im Kopf gehabt haben, er trat vor und sagte stolz und glückstrahlend nur so viel: Mir sein ma Reschitzarer!“
Mit diesem, von Alexander Tietz gesammelten und in Bukarest im Jahre 1967 veröffentlichten Band „Wo in den Tälern die Schlote rauchen. Ein Lesebuch” voller Geschichten möchte ich mein Grußwort zur festlichen Eröffnung der Ausstellung „Glühender Stahl und rauchende Schlote - 300 Jahre Industriegeschichte des Banater Berglands“ beginnen.
Warum mit den Worten von Alexander Tietz? Weil für mich persönlich und für viele weitere Banater Berglanddeutsche Alexander Tietz einer der bedeutendsten Identitätsförderer Banater Berglanddeutscher im XX. Jahrhundert war und bleibt.
Die in Rumänien verbliebenen Banater Berglanddeutschen hatten in diesem Jahr mit Hilfe zahlreicher Veranstaltungen 300 Jahre, seit dem das Banater Bergland auch mit Deutschen kolonisiert wurde, gefeiert. Heute und hier eröffnet man eine Ausstellung, den 300 Jahren Industriegeschichte des Banater Berglands gewidmet. Diese beiden Motive zur Feier für eine kleine Gruppe der großen Familie der Deutschen in Ost- und Südosteuropa haben uns heute hier vereint: Vertreter der in Rumänien Gebliebenen, der Ausgewanderten und auch die, die dafür Sorge tragen und sich dafür voll einsetzen, dass unsere Geschichte im heutigen Südwesten Rumäniens weiterhin aktuell bleibt.
Allen, die sich für diese Ausstellung, die wir im nächsten Jahr auch im Banater Bergland begrüßen werden können, eingesetzt hatten, mein persönlicher Dank sowie auch der der Banater Berglanddeutschen in Rumänien. Dieser Dank gilt dem Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm, der Kulturreferentin für den Donauraum am Donauschwäbischen Zentralmuseum, dem Heimatverband der Banater Berglanddeutschen e.V. und nicht zuletzt dem Museum des Banater Montangebiets in Reschitza, Museum der Bilder aus seinen Beständen für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt hatte. Dank gebührt auch jedem Einzelnen (es sind nicht wenige), der sich dafür eingesetzt hat, dass wir heute hier gemeinsam stehen können.
Als Nachwuchs einer mehrsprachigen, im Banater Bergland im 18. und 19. Jahrhundert kolonisierten Familie, als einer, der seine berufliche Laufbahn in Reschitza, wo anders als in den Werken der Stadt begann und dem symbolischen Ruf seiner Ahnen und Vorgänger, die alle am Aufbau des Jahrhunderte alten Ruhms dieser Stadt und des Banater Berglands mitgewirkt haben, folgte, und der sich schließlich voll ab November 1987 für die deutsche Minderheit, zuerst in der Heimatstadt, danach im ganzen Banater Bergland eingesetzt hat, bin ich mir immer mehr bewusst geworden, dass ich unserem lieben Gott und den hiesigen mitwohnenden und mitlebenden Menschen zu Dank verpflichtet bin, dass ich das bin, was ich bin: I pin a Reschitzara, i pin a Banata Peaglanddeitscha!
Abschließen möchte ich mit einer kurzen Geschichte, gesammelt von Alexander Tietz:
„In den neunziger Jahren (Note E.J.Ț.: des XIX. Jahrhunderts) gehörte zu den ständigen Abnehmern der Reschitza-Werke das k.u.k. Seearsenalkommando in Pola. Zur Übernahme der fertigen Arbeiten kamen gewöhnlich Fachleute nach Reschitza.
So wurde ein junger Marineingenieur, ein gebürtiger Wiener, nach Reschitza zur Übernahme von bestellten Dreher- und Gießerarbeiten heruntergeschickt. Als der Ingenieur seine Order erhalten hatte, ging er zu seinem Chef hinein und fragte ihn:
«Wo liegt denn eigentlich dieses Reschitza?»
Der Chef, der schon einige Male da unten gewesen war, wusste Bescheid:
«Das liegt weit hinter Budapest, ganz nahe an Asien.»
«Und wie kommt man dorthin?»
«Sie fahren von Budapest immer weiter hinunter, bis Sie zu einer Station kommen, die Bokschan heißt. Hier ist die Staatseisenbahn zu Ende. Dort, wo das Bahngeleis aufhört, steht eine Bretterbude, und darin ist ein Mann mit einer Laterne. Den fragen Sie nach der kleinen Bahn, die nach Reschitza geht. Wenn alles gut geht, nimmt man Sie noch am selben Abend mit, und Sie sind vor Mitternacht in Reschitza. Von hier geht es überhaupt nicht weiter. Hier sind Sie am Ende der Welt. Wenn Sie abgestiegen sind, schauen Sie, wie Sie aus den Geleisen herauskommen. Vom Rand der Bahnstation geht es ein Stück steil bergab, und da ist eine große Wasserlache, da müssen Sie achtgeben, dass Sie nicht hineinfallen; von dort zieht Sie niemand ’raus; denn da gibt es keine Beleuchtung und keine Polizei.»
Mit diesen Ratschlägen versorgte der Ältere den Jüngeren. Der dachte sich: «Das wird ein Abenteuer! Eine Reise in die Wildnis!»
Und es kam alles so, wie der Chef es geschildert hatte. Es stimmte alles: vom Laternenmann in der Bretterbude bis zu der Sumpflache. Der Ingenieur selbst hat das alles später in Reschitza zum Besten gegeben.
Freilich, am Tage nach seiner Ankunft genoss er schon freundlichere Eindrücke. Er gewahrte die malerische Lage des Ortes im geschlossenen Tal: Auf der einen Seite waldige Höhen; auf der anderen Seite wanden sich um die Hänge der Hügel galerieartig in drei Stockwerken Reihen von sauberen Arbeiterhäuschen. Über ihnen, auf der grünen Hügelkuppe, weidete, ganz winzig zu sehen, eine Herde Kühe. Wie ein dröhnender Puls des Werkes fielen in regelmäßigen Abständen die Schläge des Dampfhammers. Er merkte, dass es hier Deutsche gibt, überall tönte ihm seine heimische Mundart entgegen.
Nachdem er im Laboratorium seine Materialproben gemacht hatte, fragte er den Laboranten Bartl, ob es im Ort eine Musikkapelle gebe. «Ja, wir haben eine Werkskapelle. Ich selbst spiele darin die Flöte.» Da fragte er gleich, ob er in die Probe mitkommen könne. Der Wiener war musikalisch. Er hörte sich eine Musikprobe an, und sie gefiel ihm. Er lud einige von den Musikanten zu sich ein, und sie musizierten zusammen im Intervenientenzimmer. «Ich kann mich noch gut erinnern», schloss der alte Bartl seine Erzählung, «wir spielten das Beethoven-Trio. Der Wiener spielte die Geige, ich die Flöte, der Schrittwieser Leopold die Viola».“ (Aus dem Band „Wo in den Tälern die Schlote rauchen“ von Alexander Tietz, erschienen im Literaturverlag, Bukarest, im Jahr 1967, Seite 205 – 206).