Vor wenigen Wochen noch rief er in unserer Redaktion an und bat um Hilfe, da er unsere Zeitung die er stets abonnierte und immer mit Aufmerksamkeit las, von der Post nicht zugestellt bekommen hatte. Er war nicht nur ein aufmerksamer Leser, sondern vor allem ein konstanter Teilnehmer an allen Ereignissen, die innerhalb der Kronstädter sächsischen Gemeinschaft organisiert wurden. Er war ein ständiger Teilnehmer der Deutschen Vortragsreihe in Rahmen des Forums, war bei den von diesem organisierten Bunten Abenden dabei, in Tracht konnte man ihn bei der Eröffnung des Oktoberfestes sehen, war ein regelmäßiger Gottesdienstgänger, wobei seine kräftige Stimme alle anderen übertönte, besonders wenn wenige Teilnehmer anwesend waren, beteiligte sich an den Männerabenden der evangelischen Kirche Bartholomä.
Als Mitglied der Honterusgemeinde seit seiner Heirat mit Gattin Sara und als ehemaliges Mitglied der evangelischen Bartholomäer Kirchengemeinde, wo er getauft und konfirmiert worden war, ist Eugen Bruss, wenn man es so sagen kann, eine aufrichtiges Bindeglied zwischen den beiden Kronstädter evangelischen Kirchengemeinden A.B. gewesen. Geschätzt von der Gemeinschaft für seinen unermüdlichen Einsatz besonders bei der Restaurierung der Schwarzen Kirche, wurde er in das Presbyterium der Honterusgemeinde gewählt und war langjähriger Kirchenvater. Auch wurde ihm gemeinsam mit seiner Gattin seitens der Heimatgemeinschaften der Kronstädter und der Bartholomäer in Deutschland, und seitens des Demokratischen Forums der Deutschen in Kronstadt der Apollonia-Hirscher-Preis für das Jahr 2008 verliehen. Es war die zehnte diesbezügliche Preisverleihung und die erste, die einem Ehepaar erteilt wurde, da sich beide besondere Verdienste an der Gemeinschaft erworben hatten.
Eugen Bruss wurde 1932 in Bartholomä als Sohn eines Lehrers geboren, der nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft 1956, weitere 22 Jahre als Pfarrer in Rothbach diente. Nach Besuch der Grundschule in Kronstadt und Honigberg, erlernte er den Tischlerberuf, stieg in den späteren Jahren zum Tischlermeister und Abteilungsleiter im Kronstädter Holzverarbeitungsunternehmen auf. Nach 40 Jahren, die er da gearbeitet hatte und wo er geschätzt wurde, trat er 1990 in den wohlverdienten Rentenstand. Es war aber nicht ein Ruhestand, sondern ein weiterer Einsatz für seine Gemeinschaft/en, deren er sich zugehörig fühlte. Als Mitglied der Honterusgemeinde fand er seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof von Bartholomä, wo er unter großer Teilnahme am Freitag dem 13. Oktober beigesetzt wurde.