Fünf Monate allein in einem unbekannten Land. Das ist eine Herausforderung, die Franziska Zecherle gut gemeistert hat. Jetzt, kurz vor ihrer Rückreise nach Bayern, ist sie froh, sich als Stipendiatin der Deutschen Telekom Stiftung für Rumänien und fürs Kronstädter Honteruslyzeum entschieden zu haben. Denn es war eine schöne Zeit, die ihr neue Erfahrungen gebracht hat und die ihr für ihre zukünftige Tätigkeit als Mathe- und Physiklehrerin nützlich sein wird. Nach Abschluss ihres Studiums an der Universität Bayreuth wollte Franziska nicht direkt ins Lehramt wechseln, sondern zunächst einmal „was Anderes“, von einem neuen Blickpunkt aus, kennenlernen.
Am Honteruslyzeum hospitierte sie zunächst Mathestunden ihrer Betreuungslehrerin Gen]iana Pop. Das waren eine sechste Klasse, zwei neunte und zwei zehnte Klassen. Nachher unterrichtete sie selber in Anwesenheit ihrer Betreuerin, um schließlich allein zu unterrichten. Dabei konnte die 23-Jährige sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zwischen dem Mathe-Unterricht in ihrer Heimat und jenem in Rumänien ausmachen. Die Schüler sprechen gut deutsch, die Mathe-Kenntnisse sind stark, der Lernwille ist vorhanden. Das kam ihr entgegen, wie auch die hilfsbereite, freundliche Art, in der sie am Honteruslyzeum empfangen wurde. Sicher, wie auch in Bayern, gibt es in den Klassen, die ihrerseits auch der Klassengröße von zu Hause entsprechen, fleißige Schüler, aber auch jene, die unruhiger, unkonzentrierter wirken. Die Unterschiede seien also nicht sehr groß, schlussfolgert die zukünftige Mathelehrerin. Nur, was die Lehrpläne ab der neunten Klasse betrifft, werden in Rumänien andere Akzente im Mathe-Unterricht gelegt. Da war eine Umstellung notwendig, denn auf solchen Lehrstoff, oft umfangreicher als zu Hause, war sie nicht eingestellt. Das Gewohnte verlassen, Neues hinzulernen und umsetzen – das war letztendlich ein Gewinn. „Man kann von hier sehr viel lernen, was man für den Unterricht in Deutschland mitnehmen kann“, sagt Franziska Zecherle.
Für sie und insbesondere für ihre Schüler war auch ein Intermezzo des Schulalltags interessant und willkommen. Die Telekom-Stipendiatin erarbeitete allein im Rahmen der Woche „Schule anders“ zwei Projekte für die Schüler der VIII-D-Klasse. Dabei wurde sie von Carol Szabolcs, der deutsche Gastlehrer, der in dieser Klasse den Deutschunterricht hält, organisatorisch unterstützt. Im ersten Projekt ging es um Lawinen. Viele der Schüler fahren gern Schi in der nahen Schulerau, oft auch abseits der gesicherten Skipisten. Das ergab eine Umfrage unter den Schülern. Nun war es naheliegend, etwas über das Auslösen von Lawinen, über Ortung und Rettung von Lawinenopfern zu erfahren - Neuigkeiten außerhalb des Schulstoffes, aber von allgemeinem Nutzen. Die Schüler schraubten am ersten Tag Rahmen zusammen, die mit Plexiglas versehen waren.
Hineingeschüttet wurden nun Salz, Mohn, Kuskus, andere Granulate. Am nächsten Tag wurden Lawinen nachgestellt – im Rahmen wo Mohn und Salz Streifen bildeten, und wo der grobkörnige Mohn oberhalb des feineren Salzes blieb. Die Erklärung? Was ein größeres Volumen aufweist, bleibt bei einer Lawinenverschüttung eher an der Oberfläche – eine Tatsache, die auch beim aufblasbaren Lawinenrucksack (ein mit einem Luftpolster – Airbag versehener Rucksack) berücksichtigt wird.
Beim zweiten Projekt bauten die Schüler die Sierpinski-Pyramide und lernten dabei konkret, was Fraktale sind. In der Theorie heißt es, es gehe um spezielle geometrische Formen, die sich selbst immer wieder wiederholen. Beispiele gibt es in der Natur (Franziska nennt den Farn, wo jedes einzelne Blatt die gesamte Pflanze im Kleinen wiederholt), in der Mathematik, in der Kunst. Die Schüler bauten aus Papier kleine Pyramiden durch Falten und Kleben zusammen.
Diese ihrerseits ergaben zusammengefügt nach einem gewissen Schema eine gleiche aber größere Pyramide. Eine andere Gruppe tat dasselbe, aber mit Erbsen und Zahnstocher als Baumaterial. Manche blieben sogar freiwillig am Nachmittag in der Schule um die Pyramide bis auf 1,60 Meter wachsen zu lassen. Sie waren dann auch richtig stolz auf das, was sie als Gruppe vorzeigen konnten.
Da zur selben Zeit die Lyzeumsschüler ihre mündliche Prüfung für das Deutsche Sprachdiplom bestritten, ergab sich die Möglichkeit, auch ihnen diese fraktale Struktur vorzuzeigen und zu erklären. Das Ganze wurde auch in Fotos und auf einer Videoaufnahme dokumentiert, einschließlich erklärender Interviews der Schüler.
So konnte die von Franziska Zecherle vorgeschlagene Projektwoche allen Beteiligten richtig Spaß bereiten. Einschließlich der deutschen Telekom-Stipendiatin, die nun praktische Erfahrung im Unterricht sammeln konnte, die Land (außer Kronstadt auch Bukarest, den Königstein, andere Städte) und Leute kennenlernte und die wohl mit überwiegend positiven Eindrücken über Rumänien und sein Schulwesen nach Hause reist.