Als vor Jahren die Kohlengruben von Anina, in der Folge eines schlagenden Wetters (mit sieben Toten), um drei Jahre früher als eh in Bukarest bereits festgelegt, schließen mussten, setzten viele Kumpel ihre Hoffnung in die Absicht des Aninaer Rathauses, aus und mit der Kohlengrube Südosteuropas, wo mit über minus 1200 Meter die tiefste Sohle erreicht ist, ein Bergbaumuseum und damit eine touristische Beschäftigungsalternative und eine Attraktion zu schaffen in einem Raum, wo im Lauf des 20. Jahrhunderts alle Industrien abgestellt und die einzige Großinvestition, das Ölschieferkraftwerk Crivina beim Ortsteil Steierdorf, sich als Folge ingenieurtechnischer und planerischer Inkompetenz sowie wegen Desinformation vor allem des „beliebtesten Sohnes des rumänischen Volkes“, Ceaușescu, und seiner Entourage, als Riesenpleite erwies.
Fast wäre es auch der Steinkohlengrube Anina ähnlich ergangen. Nach der Schließung kamen als erstes die ausstehenden Zahlungen und die Gläubiger aufs Tapet, dann wurde gerichtlich ein Insolvenzverwalter bestellt, der sich nicht besser zu helfen wusste, als seine und die finanziellen Ansprüche der Gläubiger durch Verscherbeln des materiellen Vermögens des Grubenunternehmens – vor allem durch Verschrottung des Maschinen- und Anlagenparks – zu decken. Das wiederum rief das Aninaer Rathaus und Nichtregierungsorganisationen auf den Plan, deren Ziel die Wahrung des Industrieerbes ist. Richtigen Streit und Proteste gegen den uneinsichtigen Insolvenzverwalter gab es wegen „Marișca“, der alten, ursprünglich dampfbetriebenen (später auf Dieselbetrieb umgearbeiteten) Hebemaschine des Hauptstollens, die mit geringfügigen Unterbrechungen ein Dreivierteljahrhundert pannenfrei in Betrieb war und zu der nicht nur die Kumpel ein besonderes Achtungsverhältnis entwickelt hatten: die „Marișca“ war und ist Teil von Anina.
Nachdem einige von den Ausstattungen des Hauptschachts trotz Protesten unwiederbringlich verlorengingen, parallel dazu aber das Projekt des Rathauses zur Einrichtung eines Bergbaumuseums Fortschritte erzielte – unter fachkundiger Anleitung des inzwischen seinem Krebsleiden erlegenen Direktors des Reschitzaer Museums des Banater Montangebiets, Dr. Dumitru Șeicu – wurde die kompetenzfreie Verschrottung alter Bergbauausrüstungen gestoppt. Auch mit Hilfe der damaligen Leiterin der Kulturbehörde des Banater Berglands, Dr. Ada-Mirela Cruceanu-Chisăliță und des Kulturministeriums, das Dr. Cruceanu-Chisăliță einschaltete. Es begann der Papierkrieg von wegen Genehmigungen und Unbedenklichkeitsgutachten, der sich über mehrere Jahre hinzog und erst im Mai dieses Jahres endete.
Vergangene Woche kündigte Bürgermeister Gheorghe Românu (PNL), dessen Beharrlichkeit für die Erreichung dieses Ziels herauszustreichen ist, an, dass die vorletzte Etappe der Realisierung des Projekts Bergbaumuseum erreicht sei: die Ausschreibung für die Umsetzung des Projekts, das heißt die touristenfreundliche Umgestaltung des Hauptschachts am Ende der Mathias-Hammer-Gasse. Românu sprach von „einem touristischen Unikat des Banats”, das alle Bauten rund um den Hauptschacht umfasst und umgestaltet. Im Mittelpunkt soll die „Marișca” stehen, die Schachtmaschine von 1911, die bis 1985 ununterbrochen im Einsatz war und seither mehrmals als Ersatz für eine neue Hebemaschine eingesetzt werden musste, weil letztere nie pannenfrei lief. Touristengerecht hergerichtet wird auch der Maschinensaal, der Kesselsaal für die Dampferzeugung, aber auch für das Warmwasser, in dem die Kumpel nach Schichtschluss in großen Betonwannen badeten. Der Förderturm wird renoviert und als Sightseeing-Turm umgestaltet, weil von dort eine aufschlussreiche Panorama-Aussicht auf Anina besteht. Unter Aufsicht pensionierter Kumpel sollen auch Probeeinstiege in die Galerien ermöglicht werden, was auch heißt, dass die Belüftung der Gruben wieder funktionieren muss.
Bürgermeister Românu sucht weiterhin nach Möglichkeiten, den alten Stausee Mărghitaș zu retten (einst eine alternative Trinkwasserreserve von Anina sowie ein Reservoir für Industriewasser), von dem die Wasserwirtschaftliche Behörde des Banats, nachdem sie jahrelang keinen Finger gerührt hatte, jetzt endgültig ihre Besitzerhand zurückzog. Und er sieht die Chance von Anina in dem Einbezug des ehemaligen Bergbaustädtchens zu Routen, die die Nationalparks Semenik – Karasch-Schluchten, Nera-Schluchten – Beușnița-Wasserfälle, die Minisch-Klamm und deren Forellenzüchtereien sowie den in den letzten Jahren so hochgelobten Bigăr-Wasserfall im Minisch-Tal einschließen.
Für die Umgestaltung des ehemaligen Hauptschachts der Kohlengrube Anina stehen der Stadt umgerechnet 15,193 Millionen Lei aus EU-Quellen zur Verfügung. Zusätzlich muss die Stadt zwei Prozent der Gesamtkosten aufbringen. Bei der Einkommenslage der Stadt ohne Bergbau kann das nur auf Borg geschehen.