Multikulturalität auf dem Tisch – die kulinarische Vielfalt des Banats

Beim MulticulTIM-Festival wurde ein außergewöhnliches Menü vorgestellt

Foto: Alin Zelenco

Temeswar – Im Rahmen des Festivals der Ethnien „MulticulTIM“ hat das Kulturhaus der Stadt Temeswar/Timișoara die vielfältigen Geschmacksrichtungen des Banats auf den Teller gebracht. Im „Multikulti-Esszimmer“ auf dem Sankt-Georgs-Platz saßen Rumänen und Banater Schwaben, Serben und Kroaten, Ungarn, Ukrainer, Slowaken, Roma und Juden u.a. an einem Tisch. Alle fanden auf der Speisekarte ein Stück ihrer eigenen Kultur wieder. Es war ein avantgardistisches Menü, bei dem die Gäste die Banater Küche hautnah erleben konnten: mit österreichisch-ungarischen Pogácsa, Pecica-Brot, „Tomaten in Stroh“ von den Bulgaren aus Altbeschenowa/Dudeștii Vechi, Banater Schinken (18 Monate gereift), schwäbischem Liptauer, Maisbrot aus dem Banater Ofen, gefüllten Eiern nach französischer Art, dekoriert wie in der Küche von einst, jüdischer Gänsesuppe mit Klößchen, Bohnenpaste mit Kürbiskernöl und Kürbiskerne, bulgarischem Gänsebraten, deutscher Sauerkirschsauce und Kartoffelpüree, kroatischem Paprikasch aus Lammfleisch aus Liebling und Sauerkrautwickeln mit Kernfüllung und frisch gepresstem Kürbiskernöl. Wie könnte der Kuchen auf dem Tisch fehlen? Kroatische Quark- und Mohnroulade aus Karaschowa/Carașova, ungarischer Zserbó-Kuchen und der Star des Abends, die „Doboș“-Tort mit einer Kuppel aus gebranntem Zucker, wie bei den slowakischen Hochzeiten in Nadlak/Nădlac. Dazu gab es Pflaumenschnaps aus der Banater Hecke und dem Banater Bergland sowie Bier von der Temeswarer Brauerei und Quellenwasser aus Eisenberg/Ocna de fier. Für die Stimmung sorgte die Meteor Együttes Band.

Alle Rezepte wurden sorgfältig von der kulinarischen Diplomatin Claudia-Romana Rista – bekannt als „Fata care gătește cu flori” (Deutsch: Das Mädchen, das mit Blumen kocht) zusammengestellt, wobei einige der Rezepte zum ersten Mal aus den Küchen der Hausfrauen aus dem Banat auf einen festlichen Tisch kamen.

Die freundliche und herzliche Atmosphäre, wie in einem echten Wohnzimmer, lud die Gäste dazu ein, unbekannte Geschmacksrichtungen aus der Banat-Region und Geschichten aus dem „Jurnal de Zestre Culinară” (Deutsch: Das Kulinarische Mitgift-Tagebuch) in einem authentischen kulinarischen Dialog zu entdecken. Es war die Definition von Multikulturalität beim MulticulTim – dem Festival der Minderheiten in Temeswar – mit authentischen Gerichten der ethnischen Gruppen aus der Region, von den Elsässern und Bulgaren, über die jüdische Gemeinde, die Kroaten aus Karaschowa und die Tschechen aus den Banater Bergland bis hin zu den Slowaken aus der Auenlandschaft des Mieresch/Lunca Mureșului, den Do-nauschwaben, den Ungarn und den Serben aus der Banater Heide – jede Minderheit wurde mit Geschichten und Rezepten vertreten, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. „Es war nicht nur eine Veranstaltung, sondern eine Liebeserklärung an die Banater Region, in der jede Gemeinschaft ihre Rezepte und ihre Seele einbrachte. Jeder Teller erzählte eine Geschichte über Wurzeln, über Großeltern, die Köstlichkeiten zubereiteten, über Freunde und Nachbarn, mit denen wir die Speisen teilten. In Banat ist Vielfalt ein Schatz, den wir (auch) heute mit Essen gefeiert haben“, so die Temeswarer Journalistin Roxana Morun, Gästin beim festlichen Multikulti-Tisch.