Reschitza - Zwar steht immer noch nicht endgültig fest, ob die Nabucco-Pipeline für verflüssigtes Erdgas aus dem Mittleren Orient Richtung Westeuropa überhaupt gebaut wird. Aber die Vorbereitungsarbeiten laufen bereits auf Hochtouren. Laut Planung wird die 3300 Kilometer lange Erdgasleitung, aus Bulgarien kommend, auf 460 Kilometern rumänisches Territorium überqueren, durch die Verwaltungskreise Mehedinţi, Karasch-Severin und Temesch. 110 Kilometer, die in diesem Abschnitt schwierigsten, gehen durch den Verwaltungskreis Karasch-Severin.
Dabei wird das Banater Bergland in etwa in Südost-, Westnordwest-Richtung durchquert. Ungefähr über den Raum Topletz kommt die Erdgasleitung aus dem Verwaltungskreis Mehedinţi, überquert das Naturreservat des Domogled-Bergstocks bei Herkulesbad, geht durch das Tal der Bela Reka, überquert ein weiteres Mal die Berge, bei Domaşnea, steigt dann in Richtung Ebene und Karansebesch hinab, das im Raum des aufgelassenen Flughafens passiert wird (in der Gegend der Umgehungsstraße). Vorbei an Zăgujeni und Constantin Daicoviciu/Căvăran geht die Trasse dann in die Banater Ebene und den Verwaltungskreis Temesch in Richtung rumänisch-ungarische Grenze.
Die Schwierigkeit der Trassenführung rührt auch daher, dass die Planer sie bewusst hauptsächlich über staatseigenes Territorium führten, um je weniger Probleme mit den (nicht selten übertriebenen) Ansprüchen von Privateignern der Grundstücke zu haben. Wo die Trasse unvermeidbar über Privatgrundstücke führt, sollen die Probleme möglichst ohne Enteignungen erledigt werden („durch eigene Strategien“), gaben die Nabucco-Gesellschafter (unter ihnen viele europäische Banken) schon zu Beginn der Planungen bekannt.
Inzwischen sind die Reliefstudien für das Projekt abgeschlossen und zu den Projektberatern in Wien abgeschickt worden, die verpflichtenden archäologischen Absicherungen laufen noch.
Mit einigen Problemen, wie der Direktor des Museums des Banater Montangebiets (MBM) aus Reschitza, Dr. Dumitru Ţeicu, mitteilt. Denn obwohl im Nabucco-Projekt durchaus beträchtliche Summen für die archäologische Sicherung vorgesehen sind, kann sich das Museum angesichts der Haushaltsbeschränkungen, die ihm als staatliches Museum auferlegt sind, nicht einmal einen gebrauchten Geländewagen leisten, um an die schwer zugänglichen Stellen der Trassenführung heranzukommen.
Ja nicht einmal das Anmieten eines geländegängigen Fahrzeugs kann es sich erlauben, wegen der Haushalts- und Gesetzesrestriktionen, obwohl die Arbeiten dem Museum Summen einbringen, die überhaupt nicht verachtenswert sind. So musste der alte „Dacia“-Kastenwagen des Museums, der vor der Verschrottung stand, in der Not noch einmal flottgemacht werden und zum Einsatz kommen – was nun die Termine gefährdet.
Fakt bleibt, dass an der Gaspipeline, die aus dem Raum des Kaspischen Meeres kommt und das Territorium der Türkei überquert, bereits Bauarbeiten begonnen haben – in der Türkei – und dass die anderen implizierten Länder – Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Österreich – sich mit den vorbereitenden Arbeiten/den Dokumentationen dem Schlussstrich nähern. Die Gasleitung ist eines der Mittel, die die übergroße Abhängigkeit Süd-Ost-, Mittel- und Westeuropas von den russischen Gasfeldern verringern soll, neben der Suche nach alternativen Versorgungsquellen, etwa dem Schiefergas (das allerdings wegen der komplizierten und in ihrer Umweltauswirkung noch nicht vollständig geklärten Fördertechnik – „cracking“ - wohl noch für einige Zeit eine „Reserve für die Zukunft“ bleiben wird).