Der Verein „Asociaţia Timişoara Capitală Culturală Europeană” (ATCCE) hat in der ersten Jahreshälfte 2014 an der Strategie für die Kandidatur der Stadt gearbeitet. Ein Zwischenergebnis wurde vergangene Woche im Hotel Timişoara vorgestellt. Mitglieder des Vorstandes sowie des Vereins waren anwesend und drückten nach einer zweistündigen Präsentation ihre Bedenken und Vorschläge aus. Die Gespräche dauerten noch eine Stunde und uferten aus, wie schon so oft bei Veranstaltungen des ATCCE. Ein Vertreter des Kreisrates fühlte sich ausgegrenzt und warf den Zuständigen vor, dass sie in ihrem Plan zu sehr auf die Zusammenarbeit mit der Stadt pochen, ohne die anderen Einrichtungen zu berücksichtigen, die eigentlich dem Kreisrat unterstellt sind. Als Beispiel führte er das Banater Museum an – kein einziger Vertreter war bei der Sitzung anwesend. Der Verein MetruCub sowie der Verein „Tranziţie urbană“ haben den Strategieplan ausgearbeitet. Vera Marin und Raluca Pop stellten die Strategie vor. Bis zum 24. September muss eine endgültige Variante feststehen. Noch zwei Monate bleibt dem jungen Team, um dem Ganzen den letzten Schliff zu geben. Die Vorgehensweise der ATCCE hat sich in den letzten zwei Jahren, seitdem Simona Neumann die Geschäftsführung übernommen hat, geändert. Statt auf Arbeitsgruppen zu setzen und die Mitglieder des Vereins demokratisch an der Ausarbeitung zu beteiligen, wurde ein Expertenteam beauftragt, die Strategie festzulegen.
Nicht anders haben es andere Städte gemacht und die anschließende Debatte hat gezeigt, dass manchmal für die Stadt entschieden werden muss, statt auf die Wehwehchen aller einzugehen. Man kann nicht wirklich alle zufrieden stellen – besonders wenn manche mit einer ellenlangen Wunschliste auftauchen und den Argumenten der anderen kein Gehör schenken wollen. Auch der Ton wurde schnell vorwurfsvoll. Eine Dame beklagte den Zustand der Kreisbibliothek. Sie sei nicht mehr das, was sie einmal war. Woraufhin sich der aktuelle Leiter Tudor Creţu meldete und auf die Projekte sowie auf die Auszeichnungen verwies, die die Einrichtung erhalten hat. Den Vorwürfen des Vertreters des Kreisrats setzten Marin und Pop das Argument entgegen, dass Einrichtungen wie das Banater Museum sich kaum kooperativ verhalten hätten. Man würde noch immer auf einen Tätigkeitsbericht seitens des Museums warten. Mangelnde Kommunikation bleibt weiterhin das große Problem. Es fehlt an Transparenz. Und das möglicherweise aus dem einen Grund: Man möchte Inkompetenz vertuschen. Oder es fehlt an erfahrenen Presseleuten, die den Kontakt zur Öffentlichkeit konstant suchen. Kein Wunder also, dass dann kulturellen Einrichtungen vorgeworfen wird, es passiere nichts. Aber es liegt auch gänzlich an der Passivität der Menschen, die keine Zeitungen mehr aufschlagen oder sich gründlich informieren, ehe sie in solche Veranstaltungen gehen und mit Vorwürfen um sich schmeißen.
Der ATCCE hat im Frühjahr eine Aufklärungskampagne durchgeführt, um der Bevölkerung zu erklären, was denn eigentlich der Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ bedeutet und wieso er für Temeswar/Timişoara wichtig wäre. Der Verein hat auch ein Projekt begonnen, um Freiwillige für seine Sache zu gewinnen. Inzwischen helfen der ATCCE auch 70 Volontäre. Doch das wichtigste Sprachrohr, die Presse, dringt nicht zu den Menschen vor. Nur eine Gruppe von Bürgern hält sich auf den Laufenden. Der Großteil schwebt in Unwissenheit. Der Strategieplan schaut dennoch vielversprechend aus. Er versucht alles abzudecken, niemals aber an der Realität vorbei. Ein Problem in der Kooperation mit der Stadt könnte der Mangel an einer Direktion sein, die sich ausschließlich mit kulturellen Angelegenheiten befasst. Diesen Vorschlag unterbreitete Sorina Jecza von der Triade-Stiftung. Es sei empfehlenswert, dass das Bürgermeisteramt ein Büro für kulturelle Fragen hätte und dort eine Kontaktperson, auf die auch die Mitglieder des Vereins ATCCE zurückgreifen könnten.