Outdoor-Abenteuer rund um Bukarest

Actionparks, Wasserspaß, Geschichte und Wildnis – nur knapp eine Stunde von der Hauptstadt entfernt

Mit dem Kajak vor dem Mogoșoaia-Palast | Fotos: der Verfasser

Radeln durch den Comana-Park

Sonnenuntergang am Cernica-See

Kletterrunde in EdenLand

Natürlich ist Bukarest als Hauptstadt des Landes eine übervölkerte Stadt: hektischer Verkehr, Gedränge und verschmutzte Luft. Und jedes Wochenende sind die Ein- und Ausfahrten in Richtung Meer und in Richtung Berge voll mit nervösen Autofahrern, die den Stau ertragen, um einige Stunden frische Luft und Ruhe zu genießen. Es gibt aber auch ganz in der Nähe zahlreiche Orte mit fast wilder Natur, wo man Entspannung finden kann, sei es durch Outdoor-Aktivitäten wie Klettern, Wandern oder Rudern, kulturelle Sehenswürdigkeiten, die man während einer Radeltour besichtigen kann und sogar Naturschutzgebiete, die der Schönheit des Donaudeltas nur um wenig nachstehen.

Einmalige Naturparadiese

Wenige wissen, dass sie nicht einmal die Hauptstadt verlassen müssen, um einen der schönsten Naturparks des Landes sehen können: das Naturschutzgebiet des Văcărești-Parks. Kilometerlange gepflegte Alleen mit zahlreichen beschatteten Rastmöglichkeiten ermöglichen hier, auf fast 190 Hektar Grün in eine andere Welt zu schreiten, eine Welt der Ruhe und Entspannung, der Verbindung zur Natur. Nur die Plattenbauten, weit weg am Horizont, erinnern daran, dass man sich in einer Großstadt befindet. Dutzende Vogelarten und über 350 Blumenarten (davon knapp 260 einheimische) entzücken das Auge mit ihren Farben. Und dabei fahren die meisten Bukarester auf dem Weg zur Schwarzmeerküste entlang der Dâmbovița an dem Naturpark vorbei, ohne zu wissen, dass sie sich den weiten Weg sparen könnten.

Wer Schwäne und Pelikane in ihrem natürlichen Habitat sehen möchte, muss nicht unbedingt ins Donaudelta, sondern braucht bloß der Dâmbovița flussaufwärts folgen. Ggleich nach dem Morii-See erstreckt sich auf rund 50 Hektar das Delta des Dâmbovița-Flusses. Es ist ein tolles Ziel für eine Fahrradfahrt aus der Stadt hinaus, entlang des Morii-Sees und dessen Promenade, und bietet für die Kleinen auch Grund zu Stolz, weil sie mit dem Fahrrad die Stadtgrenze verlassen haben, denn das Delta liegt an der Grenze zur Ortschaft Chiajna im Norden der Stadt. Vom Delta könnte man dann weiter über die Chiajna-Promenade in Richtung Ringstraße radeln, um danach entweder über die Ortschaft Chiajna oder aber über Roșu und das Stadtviertel Militari wieder in die Hauptstadt zurückzukehren.

Viel breiter und vielleicht auch etwas diverser zeigt sich das Delta des Neajlov-Flusses im Süden der Hauptstadt, ein sumpfiges Gebiet über 25.000 Hektar, mit zahlreichen Wasserstraßen durch das hohe, dichte Schilf, welches ebenso an das weit entfernte Vogelparadies des Donaudeltas erinnert. Über die Hälfte der rund 150 Vogelarten stehen unter internationalem Tierschutz und zwei Fischarten sind weltweit nur hier anzutreffen. Nach einer langen Radtour oder einer ermüdenden Paddelbootfahrt bietet ein Besuch durch das Observatorium die Möglichkeit, zahlreiche dieser Tierarten in ihrem natürlichen Habitat zu betrachten. 

Im Norden der Stadt…

...liegen einige der bekanntesten Outdoor-Attraktionen der Hauptstadt. Darunter  die großen Parks Mogoșoaia, Băneasa und Snagov, die am Wochenende von vielen Bukarestern als Erholungsort heimgesucht werden. Etwas weniger bekannt ist die Știrbey-Domäne in Buftea, wahrscheinlich wegen des kostenpflichtigen Eintritts. Eine Promenade entlang des Buftea-Sees gibt es leider nicht, dafür jedoch zahlreiche Seitenstraßen, die zum See führen, wo man sogar ein bisschen angeln kann. 

Weniger bekannt, etwas kleiner, aber sicherlich einen Besuch wert ist auch die Petricani-Wiese (Pajiștea Petricani) nördlich der Fabrica de Glucoză-Straße. Und wer sich noch etwas weiter hinaus wagt, muss nur bei Periș vorbeiradeln und landet schon in der grünen Oase des Scroviștea-Waldes, leider stellenweise ziemlich vermüllt. Trotzdem: „Wenn man diese Landschaft betrachtet, im Herbst, mit dessen wunderschönen Farben, und dabei dem Rascheln der Blätter beim Gehen und dem Gezwitscher der Vögel lauscht, vergisst man den Stress der Stadt!“, ermutigt ein Besucher im Internet. 

Auch der Süden der Hauptstadt... 

...bietet zahlreiche aktive Entspannungsmöglichkeiten. Allein am Cernica-See könnte man mehrere Wochenenden verbringen, sei es in der Gegend des Klosters, am Seeufer oder im Wald. Das Naturschutzgebiet erstreckt sich über fast 3800 Hektar und ist ideal für lange Radfahrten. 

Viel weitläufiger ist das Angebot des Comana Naturparks, nur 40 Kilometer südlich von Bukarest, welches zusätzlich zu zahlreichen Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Kletterpark, Rudern, Radeln oder Angeln auch das berühmte Delta des Neajlov-Flusses enthält (siehe oben), ein weiteres Vogelparadies rund um Bukarest.

Auch kleinere Wälder wie diejenigen von Cornetu, Călugăreni, Codalba oder aber weniger befahrene Straßen wie beispielsweise diejenige in der Nähe des Sabar- oder des Ciorogârla-Flusses, insbesondere aber entlang des Argeș-Flusses bis weit westlich zum großen Mihăilești-Stausee und zum Clinceni-Flugplatz, können für einen Tagesausflug infrage kommen. Ebenso wie ein Besuch in der Ruine des Jilava-Forts, um auch ein bisschen von der Geschichte der Hauptstadt zu erfahren. Dort allerdings ist Vorsicht vor streunenden Hunden geboten.

Tiergärten und Farmen...

...sind insbesondere für Kinder eine große Attraktion, weswegen in den letzten Jahren das Angebot stark gestiegen ist. Fast jedes Stadtkind hat schon mal den Tiergarten in Bukarest, Târgoviște oder Ploiești besichtigt, sicherlich auch die berühmte „Ferma Animalelor“ in Pantelimon und hat dort Schweine, Ziegen, Esel, Pferde, aber auch exotische Tiere wie Tiger, ein Lama oder vielleicht eine Boa gesehen.

Bauernhöfe wie „Ferma pedagogică“ (die pädagogische Farm in Săbăreni), oder aber „Ograda bunicilor“, „Ancuței Farm Park“, „Farmpark Solacolu“ oder „Ferma Cocoșu Roșu“ bieten ein All-Round-Angebot für einen ganzen Tag auf der Farm, wobei die Kleinen auch etwas vom landwirtschaftlichen Betrieb miterleben können.

Wer eher etwas Exotischeres möchte, sollte bei einem Tagesausflug nach Târgoviște bis nach Bucșani weiterfahren, um das be-reits in kommunistischen Zeiten eingerichtete Reservat für das größte Säugetier des Kontinents zu besichtigen: den Europäischen Wisent. 

Actionparks...

… sind eine Alternative für Kinder, die beginnen, sich beim Wandern und Rudern zu langweilen. Wahrscheinlich deswegen sind  in den großen Wäldern um Bukarest mehrere Kletterparks entstanden. Der beliebteste und am besten organisierte scheint Eden-Land im Norden zu sein, wobei jedoch die Optionen in Cernica und Comana nicht weit dahinter bleiben. Die Abenteuerparks bieten allerhand Aktivitäten für Groß und (ganz) Klein: außer Klettern gibt es oftmals Reitstunden, Schießübungen mit Pfeil und Bogen oder Druckluftpistolen, Kletterwände, Ziplines (sogar über den See), Paintball, Minigolf, Picknickbereiche, Bootsfahrten, Kajak- und SUP-Verleih, kreative Workshops, zahlreiche Spielplätze (auch für die ganz Kleinen), ja sogar Baumhäuser, in denen man eine Party feiern oder übernachten kann. 

Rund um das Wasser...

… hat Bukarest sicherlich nicht nur die moderne Therme zu bieten, oder den bei der Ausfahrt nach Pitești liegenden Wasserpark Divertiland, der Arthapark in Snagov oder vielleicht auch den Crângași-Strand in Bukarest. 

Am Snagov-, Mogoșoaia-, Cernica-, Comana- und sogar am Morii-See können sich Paddel-Enthusiasten entweder mit einem gemieteten oder einem eigenen Kajak oder SUP auslassen. 

Paläste und Klöster…

… können auch lohnende Ziele eines Wochenendausflugs sein. Es gibt rund um Bukarest zahlreiche derartige Sehenswürdigkeiten, die es erlauben, Bildung und Outdoorspaß zu verbinden – etwa kann man bei einem Besuch des Mogoșoaia-Parks auch das Schloss besichtigen oder nach einer Radfahrt  im Cernica-Wald das Kloster. Oder aber man paddelt über den Snagov-See zum Kloster, wo der berühmte Vlad der Pfähler begraben sein soll. Im Kloster Țigănești könnte man auch das Glück haben, die Nonnen beim Weben der Kirchenteppiche anzutreffen. Beim Betrachten der Innenmalerei des Klosters Samurcăsești bekommt man die ersten Werke von Gheorghe Tăttărescu zu sehen, oder bei den Ikonen der Kirche in Băicoi die Kunst eines 15-jährigen Nicolae Grigorescu. Für Geschichtsbegeisterte ist das Kloster Dealu (Kreis Dâmbovița) ein wichtiges Ziel, denn es ist eine der wichtigsten fürstlichen Grabstätten der Walachei und bietet einen Einblick in die ersten Druckschriften des Landes.

Bei längeren Radfahrten kann man auch beim Herrenhaus Potlogi (Conacul Potlogi) Halt machen und die restaurierte Architektur im authentischen Brâncoveanu-Stil bewundern oder vielleicht einigen Workshops beim Herrenhaus Drugănescu oder  einer Weinverkostung im Herrenhaus Hagianoff (in Manasia, nur 90 Kilometer weit von Bukarest), beiwohnen. Auch das Herrenhaus Pană Filipescu in der Ortschaft Filipeștii de Târg, das Herrenhaus Bellu (in Urlați), das Herrenhaus der Prizessin Ralu (in Chiorțani, Kreis Prahova) oder das Herrenhaus Brătianu (in Ștefănești, Kreis Argeș) können bei einem Tagesausflug einen guten Zwischenstopp darstellen, liegen jedoch etwas weiter weg von der Hauptstadt.