Das seit Monaten anhaltende Provisorium, laut dem nahezu alle Arbeitnehmer des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR bei einer 75-prozentigen Lohnfortzahlung im „technischen Ausstand” stehen, wird nicht, wie ursprünglich angekündigt, zum Jahresende mit einer massiven Entlassung beendet, sondern bis nach Ostern hinausgezögert. Dies die Ankündigung des CNSLR-Frăţia-Vorsitzenden Jivomir Tovladiaţ, der von der UCMR-Gewerkschaft kommt und dem zahlreiche Gewerkschaftsmitglieder des Maschinenbauwerks von Reschitza hierher gefolgt sind.
Tovladiaţ deutete in der ihm charakteristischen Art an, dass die Ungewissheit im Maschinenbauwerk anhält, weil sich durch den Wechsel an der Spitze des Wirtschaftsministeriums (nach der Demission des Wirtschaftsministers und Poeten Varujan Vosganian wegen eines älteren Korruptionsverdachts) nichts mehr für den Anschluss des insolventen Maschinenbauwerks an den staatlichen Energieerzeuger „Hidroelectrica”, als dessen Instandhaltungs- und Ausstattungsfiliale, bewegt hat. Zwar ist die Umwandlung der Schulden von UCMR in Staatsaktien über die Steuerbehörde ANAF und die Rumänische Warenbörse gelaufen, aber die „Absorption” des Werks durch „Hidroelectrica” zieht sich aus nicht weiter bekannten Gründen in die Länge.
Aufträge verlängern das Werksleben
Tovladiaţ drückt sich allerdings mit der nötigen Vorsicht aus: „Theoretisch hat sich die Lösung der Situation hinausgeschoben, mit Termin bis April. Aber inzwischen haben wir Signale, dass Aufträge einlaufen und dass ein Teil der Arbeitnehmer zur Arbeit zurückgerufen wird. UCMR wird also praktisch in einigen Abteilungen seine Tätigkeit wieder aufnehmen. Sogar jetzt, wo die meisten Arbeitnehmer Feierschichten fahren müssen, gibt es einige wenige Arbeitnehmer, die voll eingespannt sind, sogar mehr als früher. Doch die bereits sehr fortgeschrittenen Vertragsverhandlungen lassen hoffen. Auch wenn es noch verfrüht ist, von deren Abschluss zu einem bestimmten Datum zu sprechen.“
Gewerkschaftschef Jivomir Tovladiaţ sagte, dass „bald” die Detailverhandlungen mit der Leitung des Maschinenbauwerks UCMR und mit dem Insolvenzverwalter aufgenommen werden und dass „anschließend” weitere „aktuelle Details” zum Schicksal des Reschitzaer Maschinenbauwerks bekannt gegeben werden können.
Das Jahr 2013 dürfte trotz gewerkschaftlicher Zuversicht letztendlich als eines der schwärzesten in die bald 243-jährige Geschichte des Reschitzaer Maschinenbauwerks eingehen. Nachdem – so die Erkenntnisse des gerichtlich bestellten Insolvenzverwalters und seines Teams (ADZ berichtete) – das Management der Schweizer von der INET-AG mit aktiver Beihilfe des Verwaltungsrats das Werk in ein Dutzend vorgebliche Profitzentren zerstückelt und sich die Filetstücke in diverser Form unter den eigenen privaten Nagel gerissen hatte, blieb nur der schwerverdauliche Brocken, die Schwermaschinenbauabteilung mit dem Hauptsektor des Baus von Wasserkraftwerksausstattungen, als UCMR übrig – und war voll belastet worden mit den Gesamtschulden des Werks, während die neugeschaffenen Ablegerwerke schuldenfrei ins Rennen gingen. Bis auf eines, das Ende November 2013 Insolvenz anmeldete.
Hidroelectrica frisst die Rest-UCMR
Das Restwerk, das von den inzwischen von der Antikorruptionsbehörde DNA stark in die Mangel genommenen Hauptmanagern Adrian Chebuţiu und Adrian Preda verlassen wurde, musste Insolvenz anmelden und dümpelt seit zwei Jahren vor sich hin. Jahre, in denen weder der Staat noch die Unternehmensleitung, weder die Parlamentarier des Banater Berglands noch die Lokalpolitiker und -potentaten ernsthaft nach Überlebenslösungen für den Betrieb des Banater Berglands mit den meisten Arbeitnehmern (immer noch) gesucht haben. Rund 1700 Angestellte sind hier Ende 2013 noch beschäftigt, während es vor ein paar Jahren, zum Zeitpunkt des Kaufs durch die INET AG, noch 3800 waren.
Die Lösung, auf die man sich ab Sommer 2013 eingelassen hat, war letztendlich das aus der Insolvenz herausgeführte staatliche Energieunternehmen „Hidroelectrica”, um das Restwerk von UCMR, praktisch um dessen Abteilung für Wasserkraftwerksausstattungen, zu erweitern und UCMR als Abteilung „Hidroelectrica” anzugliedern. Das Hauptargument hier-für: Weit über 80 Prozent der heutigen rumänischen Wasserkraftwerksausstattungen sind in Reschitza erzeugt worden, gut neun Zehntel der Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten an den rumänischen Wasserkraftwerken werden von UCMR ausgeführt und das Werk ist das einzige Großunternehmen Rumäniens, das eventuelle Aufträge für den Fertigbau von mehr als einem Dutzend großen Wasserkraftwerken, die seit 1990 in unterschiedlichen Ausführungsstadien als Bauruinen dastehen, ohne Ausschreibung – praktisch als interner Auftrag innerhalb von „Hidroelecrtica” – entgegennehmen kann. Weil deren technische Pläne in der Regel sowieso in Reschitza ausgeführt wurden.