Bukarest (ADZ) – Regierungschef Ilie Bolojan (PNL) hat im Gespräch mit dem Nachrichtenportal G4Media eröffnet, vorerst keinen Amtsnachfolger für den zurückgetretenen Vizepremier Dragoș Anastasiu ernennen und dessen Geschäftsbereich, nämlich die Koordinierung der Reform der staatlichen Unternehmen, selbst übernehmen zu wollen. Der Premierminister stellte zudem klar, nichts von Anastasius vor Jahren erfolgter Aussage als Kronzeuge in einem Korruptionsverfahren gewusst zu haben, und sprach sich dezidiert gegen Schmier- und/oder Schutzgeldzahlungen aus.
Bolojan hob des Weiteren hervor, sich voll bewusst zu sein, dass sein Kabinett infolge seiner zahlreichen unpopulären Maßnahmen „schlecht enden“ könnte – wichtig sei für ihn daher, die Zeit zu nutzen, um „für das Land alles, was nötig ist, zu tun“. Da Rumänien sich weit mehr verschuldet habe, als man es sich de facto leisten könne, werde nolens-volens jede Nachfolger-Regierung, unabhängig ihrer politischen Couleur, Reformen durchziehen müssen, fügte der Premier hinzu.
Sein Entschluss, die Reform der Staatsunternehmen vorerst selbst zu koordinieren, dürfte indes beim Koalitionspartner PSD anecken. Wie die Medien nämlich unter Berufung auf PSD-Insiderangaben berichteten, hätte die Partei es gern gesehen, wenn der Geschäftsbereich an ihren eigenen Vizepremier Marian Neacșu gegangen wäre. Interims-PSD-Chef Sorin Grindeanu bestritt gegenüber Journalisten zwar derlei Ambitionen seiner Partei, sagte jedoch auch, dass Bolojan auf der Koalitionssitzung von Mittwoch seine eigene „Vision“ über die Reform der Staatsunternehmen darlegen müsse. Besagte Reform war bis Anastasius Rücktritt als Teil des zweiten Maßnahmenpakets der Koalitionsregierung zur Senkung des ausgeuferten Haushaltsdefizits gedacht gewesen.