Seit 2016 kommen sie nach Siebenbürgen. Nur Corona unterbrach ihren jährlichen Einsatz. Bisher haben sie in Pretai/Brateiu gearbeitet und dort den Treppenaufgang zum Speckturm wieder hergerichtet. Nach der Pandemie wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Dieses Jahr wollte die Gruppe den Ort wechseln – und sehen, welche Orte noch Hilfe benötigen.
Angefangen hat alles 2014 beim Hessentag in Kassel: Der Verein „Jugendbauhütte Pretai – Förderverein Ausbildungszentrum Kirchenburgen e.V. Kassel“, war hier mit einem Infostand vertreten. Der stellvertretende Schulleiter der Arnold-Bode-Berufsschule für Handwerk, Technik und Gestaltung kannte jemanden im Verein. So kam eins zum anderen. In Pretai war der Verein 2008 mit der Unterstützung der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien gegründet worden, dem sich die hessischen Lehrer und Schüler 2016 anschlossen, um das Projekt zu unterstützten. Gefördert werden die Aufenthalte der Auszubildenden durch das Programm Erasmus+; die Stiftung Kirchenburgen stand der Gruppe in den letzten Jahren immer beratend zur Seite.
Diesmal sind sie mit dem Zug angereist. Das sei eine gute Gelegenheit gewesen, sich kennen zu lernen – so zumindest haben es die 16 Auszubildenden ihren beiden Berufsschullehrern Jens Kroll und Steffen Wickert rückgemeldet. Jedes Jahr nehmen andere Azubis aus dem zweiten Lehrjahr teil. Das sei ein guter Moment in der Ausbildung, um sie rauszuholen aus dem Betrieb und der Berufsschule. Bei dieser Reise sind neun Zimmerer, fünf Tischler, ein Dachdecker und ein Maler mit dabei.
„Wir tauchen immer mehr in die Geschichte der Siebenbürger Sachsen ein. Gestern haben wir über die österreichisch-ungarische Zeit gesprochen. Es wird nie langweilig hier – immer wieder kommt ein neuer Aspekt zum Vorschein. Wir haben bisher immer die Erfahrung gemacht, dass unsere Azubis von dieser Geschichte, den Örtlichkeiten und den Bedingungen angetan sind. Sie freuen sich, hier zu sein und empfinden das auch ein bisschen als Abenteuer“, sagt Jens Kroll. Die Gruppen seien meistens sehr gemischt – für manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer sei es die erste Auslandsreise, andere seien schon sehr viel in der Welt unterwegs gewesen. Die Teilnehmer empfänden die Begegnung als anregend, stellten viele Fragen, freuten sich über das Miteinander. Es sei eine Art Klassenfahrtsituation mit verschiedenen Gewerken – denn unterei-nander kennen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Vorfeld nicht.
Die Zeit vom 11. bis 21. Mai verbrachte die Gruppe in Holzmengen/Hosman. Ausgewählt haben die Lehrer den Ort nach einer viertägigen Rundreise zu verschiedenen Kirchenburgen. Auch Hundertbücheln/Movile und Trappold/Apold standen in der engeren Auswahl. Während des zehntägigen Aufenthalts organisatorisch und unterstützend immer dabei waren Ruth István und Ira Buian, Vertreterinnen des Jugendvereins Holzmengen e.V.
Der Aufenthalt war ein Rundumschlag: Das Waschhaus, im Hang hinter dem Pfarrhaus gelegen, sei vielleicht das Ergebnis, was am meisten ins Auge falle: Säckeweise hätten sie das kleine Gebäude vom Schutt befreit, dann die Zwischendecke ertüchtigt, den Eingangsbereich gestaltet, Türrahmen und Treppenaufgänge gebaut. In dem Häuschen solle künftig ein Empfangsraum entstehen – mit Café, Sitzecke und Informationen über die Kirchenburg. Für das diesjährige Jubiläum des Holzstockfestivals habe die Gruppe Möbel gebaut – Stehtische und Stühle zum Zusammenklappen, außerdem flache Tische, Theken für den Getränkeausschank. Leicht sollten die Möbel sein, damit man sie alleine oder zu zweit bewegen kann. Die Zimmerer bauten einen Unterstand zur Lagerung von Brennholz und zur Unterbringung von Mülltonnen. Auch Kleinreparaturen im Innenbereich des Pfarrhauses und an den Türen und Toren im Eingangsbereich habe die Gruppe durchgeführt, so Kroll und Wickert.
Für die beiden wäre es ideal, ein Projekt über zwei bis drei Jahre begleiten zu können. Dann könne man sehen, was man geschafft hat, ähnlich wie in Pretai. Es sei wichtig zu sehen, wo es eine Perspektive gebe. Ihnen sei insbesondere wichtig, dass die Arbeiten einen Nutzen vor Ort bringen.
„Wir kommen wieder, ja“, sagen sie zum Abschluss. Wo sie dann wirken werden, ist noch nicht sicher. Ein Lichtblick für Siebenbürgen war der Aufenthalt der Gruppe aus Kassel aber allemal.