Sicherheit für die Kleinsten

Warum Kindersitze im Auto lebenswichtig sind

Ein richtig verwendeter Kindersitz reduziert das Verletzungsrisiko bei einem Unfall um bis zu 70 Prozent. Die „Siguranță Auto Copii“-Stiftung hilft Eltern, sich über Kindersitze zu informieren und sie auch richtig zu installieren. Termine sind unter siguranta-auto-copii.ro in Bukarest, Konstanza, Kronstadt und Temeswar möglich.

Sicher im Kindersitz: Eine korrekte Sicherung ist für Kinder im Auto lebenswichtig, und das schon gleich nach der Geburt. Für den sicheren Transport von der Entbindungsklinik nach Hause kann man kostenlos eine Babyschale ausleihen. | Fotos: Siguranță Auto Copii

Vor knapp einem Monat machte eine tragische Nachricht die Runde durch die rumänischen Medien: Der ehemalige Nationalfußballer Ionel Ganea wurde in einen tragischen Autounfall verwickelt. Obwohl er mit geringer Geschwindigkeit auf einer Nationalstraße im Kreis Kronstadt/Brașov fuhr, stieß sein Auto mit einem anderen Fahrzeug zusammen, das am Straßenrand angehalten hatte. Sein zweijähriger Sohn, der auf dem Beifahrersitz saß, ohne  Kindersitz und ohne Sicherheitsgurt, schlug mit dem Kopf heftig gegen das Armaturenbrett. Rettungskräfte haben den Kleinen vor Ort wiederbelebt und sofort ins Krankenhaus gebracht, wo er operiert und im künstlichen Koma gehalten wurde. Nach mehreren Wochen und mehreren Operationen ist das Kind am vergangenen Freitag gestorben.

Es war nicht das erste Mal, dass der 51-jährige Ionel Ganea gegen das Gesetz verstieß und mit seinem Sohn ungesichert auf dem Beifahrersitz fuhr. Ein Polizist soll ihn kürzlich vor dem tragischen Unfall in derselben Situation erwischt und ihn darauf hingewiesen haben, denn in Rumänien herrscht seit 2014 eine klare Regel: Kinder unter zwölf Jahren bzw. unter 1,35 Metern Körpergröße dürfen nur mit einem passenden Kindersitz im Auto mitfahren. Diese Vorschrift ist nicht nur gesetzlich verpflichtend – sie rettet Leben. Jedoch sind die Daten des Nationalen Statistikamts (INS) besorgniserregend, wenn es um die Kindersicherheit in Fahrzeugen in Rumänien geht. Ein rumänischer Verein kämpft für Bewusstseinsbildung und Aufklärung.

Beim Aufprall wirken enorme Kräfte

Jährlich kommen in Rumänien rund 120 Kinder bei Verkehrsunfällen ums Leben, über 400 weitere werden verletzt und leiden unter Unfallfolgen. Der Grund dafür: mangelnde oder falsche Sicherung. Solche Unfälle treffen nicht nur leichtsinnige Eltern. Viel zu oft liegt es auch an Fehlinformationen, an falsch eingebauten Sitzen oder an der trügerischen Annahme: „Für die kurze Strecke wird schon nichts passieren“. Doch gerade auf diesen Alltagswegen lauert die größte Gefahr. Kindersicherheit im Auto ist keine Selbstverständlichkeit – und es braucht mehr als Vorschriften: Es braucht Wissen, Aufmerksamkeit und eine Kultur, in der die Sicherheit der Jüngsten höchste Priorität hat.

Dafür kämpft seit mehreren Jahren die rumänische Stiftung „Siguranță Auto Copii“ („Kindersicherheit im Straßenverkehr“). Die Stiftung hat sich zur Mission gemacht, zum Thema Verkehrssicherheit für Kinder zu informieren, organisiert regelmäßig Treffen mit Eltern und nationale Karawanen, um Familien zu diesem wichtigen Thema aufzuklären und reicht Petitionen zur Verschärfung der Vorschriften in Rumänien ein.

„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Ihr Körper ist empfindlicher, der Kopf im Verhältnis zum Körper schwerer, das Skelett weicher. Ein normaler Sicherheitsgurt schützt sie daher nicht ausreichend – im Gegenteil, er kann im Ernstfall sogar gefährlich werden. Bei einem Aufprall ohne passenden Sitz wirken enorme Kräfte auf ein Kind – bis zum 30-Fachen des Körpergewichts. Ein korrekt installierter Kindersitz reduziert das Risiko schwerer Verletzungen um bis zu 70 Prozent“, sagt die Ärztin Alice Dona-Mitu, Gründerin der Stiftung „Siguranță Auto Copii“ (SAC). „Viele Eltern wissen nicht, dass es in Rumänien seit knapp über zehn Jahren eine Vorschrift gibt: Kleine Passagiere müssen vom Verlassen der Entbindungsstation bis zum Erreichen einer Körpergröße von 135 Zentimetern in speziellen Sitzen befördert werden. Der Kindersitz ist eigentlich eine Art Adapter für den Sicherheitsgurt, der uns alle schüzt. Er dient dazu, die Insassen bei einem Unfall vor Verletzungen und schlimmeren Folgen zu bewahren. Er hält den Fahrer und die Mitfahrer während eines Aufpralls fest, verhindert, dass sie gegen die Innenseite des Autos geschleudert werden, und reduziert so das Verletzungsrisiko“, setzt Dr. Alice Dona-Mitu fort.

Wissen schützt Leben

Die Stiftung ist ein wichtiger Akteur im Bereich der Verkehrssicherheit und konzentriert sich auf den Schutz von Kindern im Straßenverkehr. Neulich machte die nationale „Siguranța Auto Copii”-Karawane auch in Temeswar/Timișoara halt. Am letzten Maiwochenende wurden hier unterschiedliche Veranstaltungen organisiert. Eltern und werdende Eltern konnten sich dabei informieren, Kindersitze für verschiedene Alterskategorien testen und sich Tipps direkt von Spezialisten für die Sicherheit kleiner Passagiere im Auto holen. Die nationale Karawane war auch in Pite{ti, Bukarest, Kronstadt und Suceava. Im Herbst sollen weitere Veranstaltungen in Slobozia, Jassy/Iași, Konstanza, Ploiești sowie erneut in Bukarest und Temeswar organisiert werden.

Im Laufe der Jahre hat die Stiftung ihren Tätigkeitsbereich über die Grenzen Rumäniens hinaus ausgeweitet und ist zu einem angesehenen Partner in internationalen Projekten geworden, die darauf abzielen, Verkehrsunfälle zu reduzieren und die korrekte Verwendung von Kindersicherheitssystemen im Auto zu fördern. So war Dr. Alice Dona-Mitu am gestrigen „Be Safe - Safety event“ in Oslo (Norwegen) als Rednerin dabei. Auf der Veranstaltung wurden Experteneinblicke sowie Vorträge zu einer neuen Studie unter Verwendung virtueller menschlicher Crashtest-Dummys, Infos zu bahnbrechender Forschung zu Missbrauch, Psychologie und die neuesten Crashtest-Technologien sowie eine Podiumsdiskussion mit führenden Experten für Kindersicherheit über die Zukunft der Sicherheit von Autositzen dargeboten.

Sicherheit hat Vorrang

Verletzungen bei Unfällen passieren nicht nur durch das Fehlen eines Kindersitzes, sondern auch durch falsche Anwendung. Häufige Fehler: der Gurt verläuft über den Hals statt über die Schulter, die Schnalle ist nicht richtig eingerastet, der Sitz zu locker oder schief eingebaut; das Kind wurde nicht korrekt angeschnallt. Gerade um diese Fehler zu vermeiden, ist die Stiftung bereit, auf Fragen zu antworten. Informationen sind von der Webseite siguranta-auto-copii.ro abrufbar. Auf der Webseite kann man sich auch für ein Beratungsgespräch oder einen Kindersitztest in den jeweiligen Zentren in Bukarest, Konstanza, Kronstadt/Brașov und Temeswar anmelden.

In diesen Zentren kann man außerdem kostenlos für einen kurzen Zeitraum Babyschalen (spezielle Autokindersitze für Säuglinge) ausleihen, damit Eltern ihr Neugeborenes sicher nach Hause bringen können, ohne bereits einen Autokindersitz kaufen zu müssen. Die Stiftung hat 2025 das Projekt „Împrumută SCOICA” („Leihe eine Babyschale“) ins Leben gerufen. Dies ist eine praktische und erschwingliche Lösung für Eltern, die unmittelbar nach der Geburt einen Autositz für Neugeborene benötigen. Darüber hinaus bietet das Projekt Eltern die Möglichkeit, sicherzustellen, dass der Autositz, den sie später kaufen, perfekt auf die Bedürfnisse ihres Kindes zugeschnitten ist. „Die Sicherheit des Kindes im Auto beginnt schon nach der Geburt. Das Projekt wurde von der Stiftung in Zusammenarbeit mit den ASSMB-Entbindungskliniken in Bukarest gestartet und dann auf Craiova, Arad, Konstanza, Kronstadt und Temeswar ausgeweitet. Wir sind stolz darauf, dass bisher 2254 Eltern das Programm zum Verleih von Babyschalen in Anspruch genommen haben, um ihre Babys sicher aus der Entbindungsklinik nach Hause zu bringen und so den langen Weg der Sicherheit im Auto für die kleinen Passagiere richtig zu beginnen“, so Dr. Alice Dona-Mitu.

Über ihre Stiftung hat die Ärztin vor drei Jahren auch eine Petition gestartet. „Kindersitze und Sicherheitsgurte retten Leben!“ soll zu schärferen Geldstrafen und zu mehr Erziehung zu diesem Thema führen. Die Straßenverkehrsordnung in Artikel 97, geändert durch HG 11/2015, sieht Strafen in Höhe von 580 bis 725 Lei für die Nichtverwendung eines geeigneten Kindersitzes oder eines Sicherheitsgurts beim Transport von Kindern im Auto vor. „Leider ist die Höhe der Geldstrafe für Eltern nicht motivierend genug, um einen altersgerechten Kindersitz oder Sicherheitsgurt zu verwenden. Somit fordert unsere Stiftung über eine Petition, die vor drei Jahren gestartet wurde, drei wichtige Änderungen in der rumänischen Gesetzgebung: Die Erhöhung der Geldstrafe für die Nichtverwendung von Kindersitzen und Sicherheitsgurten auf bis zu 2000 Lei, damit Eltern ausreichend motiviert sind, die Sicherheitsvorrichtungen konsequent zu verwenden. Die Einführung einer gesetzlichen Verpflichtung, Babys aus der Entbindungsklinik in einem altersgerechten Kindersitz (Babyschale) zu transportieren, wenn das Kind mit dem Auto nach Hause gebracht wird und nicht zuletzt die Einführung von Werbung in den Programmen von Nachrichten- und Vollprogrammsendern, um das Bewusstsein der Eltern für die lebensrettende Rolle von Kindersitzen und Sicherheitsgurten zu schärfen“, sagt Dr. Alice Dona-Mitu.

Die Petition „Kindersitze und Sicherheitsgurte retten Leben!“ wurde bisher von über 13.600 Menschen unterzeichnet. Um im Betracht genommen zu werden, sind 20.000 Unterschriften nötig. Man kann diese Petition online unter petitieonline.com unterzeichnen.


ACHTUNG: Ein Kindersitz ist in Rumänien bis 12 Jahre oder 1,35 Meter Körpergröße Pflicht!

Kindersitz-Gruppen im Überblick

Babyschalen (bis ca. 13 kg / ca. 18 Monate): Rückwärtsgerichtet – für optimalen Schutz von Kopf und Nacken. Achtung: Der Airbag vorne muss deaktiviert sein!

Kleinkindsitze (9–18 kg / ca. 1–4 Jahre): Häufig mit Fünfpunktgurt oder Fangtisch. Manche Modelle lassen sich drehen und wachsen mit.

Sitzerhöhungen mit Rückenlehne (ab 15 kg / ca. 4 Jahre bis 12 Jahre): Rückenlehne schützt zusätzlich bei Seitenaufprall, Gurtführung wichtig für Schultern und Becken.

i-Size-Kindersitze (nach Körpergröße, z. B. 100–150 cm): Besonders sicher, mit Isofix-Befestigung. Rückwärtsausrichtung ist verpflichtend bis mindestens 15 Monate.