„2016 ist für das gesamte Banat, aber auch für unser Bistum und für Temeswar ein besonderes Jahr. Vor 300 Jahren hat Prinz Eugen von Savoyen die Stadt erobert und damit den Grundstein zur christlich-abendländischen Entwicklung gelegt, wie wir es in den vergangenen 300 Jahren erlebt haben“, sagt der römisch-katholische Bischof Martin Roos. Verschiedene Veranstaltungen sollen anlässlich des 300. Jubiläums seit der Eroberung der Festung Temeswar/ Timişoara stattfinden. Sie gelang nach einer 164-jährigen ottomanischen Herrschaft. Mehrere Akteure sind am Jubiläumsunterfangen beteiligt: die Stadt Temeswar, das römisch-katholische, das rumänisch- und das serbisch-orthodoxe Bistum, das Museum des Banats, das Kunstmuseum sowie Fachleute aus dem kulturellen Bereich.
Diesbezüglich hat sich das römisch-katholische Bistum vorgenommen, mehrere „Fixpunkte“ wahrzunehmen, wie eine Wallfahrt zum Temeswarer Dom anlässlich der 280-Jahr-Feier seit der Grundsteinlegung der Domkirche. Am 16. Oktober, dem 300. Jahrestag der Eroberung von Belgrad, der in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, wird das Bistum einen Gottesdienst mit Domchor und Orchester zelebrieren.
Laut Diözesanbischof Roos sind zugleich Ausstellungen vorgesehen, eine davon in der Theresien-Bastei in Temeswar, an der mehrere Institutionen der Stadt teilnehmen. Die Exponate: „verschiedene Objekte, die damit in Zusammenhang stehen, Dokumente, Persönlichkeiten, Bilder und Gedenkmünzen und -inschriften, die damals erschienen sind“. Das römisch-katholische Bistum plant auch selbst zwei Ausstellungen, eine im hauseigenen Diözesanmuseum, das Exponate zum Thema besitzt, bzw. in der Domkirche. Für weitere Ausstellungsgegenstände wandte sich der Diözesanbischof bereits an das Kriegsarchiv, das Hofkammerarchiv, das Münzkabinett, das Staatsarchiv und das Kunstmuseum – alle in Wien – die positiv reagierten.
Eine Ausstellung anlässlich des Gedenkjahres 2016 plant auch die Temescher Zweigstelle des Rumänischen Künstlerverbands, so der Kunstkritiker und Vereinsvorsitzende, János Szekernyés. „Triumf istoric glorios“ (Glorreicher historischer Triumph) heißt das Projekt des Künstlerverbands, worauf der Vereinsvorsitzende ein positives Feedback der Künstler erhofft. Zugleich weist Szekernyés dem Unterfangen eine aktuelle Komponente zu, denn auch „vor 300 Jahren konfrontierten sich zwei Kulturen, zwei Denkweisen, zwei Welten, die der christlichen und der muslimischen Spiritualität, und derzeit, wegen der Invasion der Immigranten konfrontiert sich Europa erneut mit solchen Spannungen, mit Unterschieden zwischen Kulturen und Mentalitäten, die wir nicht umgehen können“.
Prinz Eugen von Savoyen (1663, Paris – 1736, Wien) galt als einer der bedeutendsten Strategen seiner Zeit. Der Sieg bei Zenta (11. September 1697) und 1716 der Sieg bei Peterwardein/ Petrovarazdin, die Eroberung Temeswars und Belgrads gehören zu seinen wichtigsten Taten als kaiserlicher Feldherr.
Als einen „enzyklopädischen Geist des klassischen Barock“ bezeichnet der Historiker Costin Feneşan den Prinzen in seinem Beitrag im viersprachigen Band „Cartea Străzii Eugeniu de Savoya“ (Das Buch der Eugen von Savoyen-Straße), der 2010 vom Ariergarda-Kulturverein herausgegeben wurde. Der erste Band ist in den vier Sprachen Temeswars – rumänisch, deutsch, ungarisch und serbisch – erschienen und in diesem Jahr wird eine kürzere Fassung, die rumänisch-deutsche Variante des Buches veröffentlicht, so der Schriftsteller Daniel Vighi.
Prinz Eugen pflegte einen regen Ideenaustausch mit Denkern wie Leibniz, Montesquieu und Rousseau. Nicht zuletzt war der Prinz ein großer Kunst- und Bücherliebhaber. Das Ergebnis war die Eugeniana, seine Privatbibliothek, die heute im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, ehemals kaiserliche Hofsbibliothek, untergebracht ist.