Das Auswilderungsprojekt von World Wildlife Fund Rumänien und Rewilding Europe, das in den Gemeindewäldern rund um Armeniş im Temesch-Cerna-Durchbruch läuft, hat auch in diesem Winter mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Laut einem WWF-Kommuniqué, das sich auf Berichte der Ranger des WWF-Rewilding-Projekts beruft – das sind 20 speziell zu diesem Zweck ausgebildete Gemeindebewohner von Armeniş, die unter Aufsicht eines WWF-Tierschutzexperten arbeiten – wurden vier verendete bzw. Teile der Kadaver von vier Wisenten entdeckt. Von einem ernährte sich gerade ein Rudel von 15 verwilderten Hunden, wie Jäger ihnen berichteten.
Das Hunderudel, das sich in diesem Winter in der Waldwildnis (hier gibt es in manchen Richtungen über Dutzende Kilometer keine Ortschaften) zusammengerottet hat, ist auch mittels der Wärmekameras identifiziert worden, die vom WWF zur Beobachtung aufgestellt sind. Es bestand anfangs aus acht wahrscheinlich von Schäfern freigelassenen großen Hunden (darunter Mischlinge vom rumänischen Schäferhund) streift durch die Gemeindewälder von Armeniş und soll auch schon Haustiere von einsam gelegenen Gehöften gerissen haben.
„Unloyale Konkurrenz“
Die vier nun als verlustig gemeldeten Wisente waren allesamt geschwächte Tiere, die von der Kernherde als deren instinktiv erkannte Schwachpunkte ausgestoßen wurden. Dadurch sind die Tiere noch verwundbarer und auch prompt zu Opfern der wildernden Hunde geworden.
Magor Csibi, der Programmdirektor von WWF Rumänien, hat für die „Banater Zeitung“ erklärt, dass „die schwächsten der Wisente von ihrer Herde verjagt worden sind, was sie äußerst anfällig gemacht hat und in der Folge sind mindestens zwei von ihnen einem Rudel wildernder Hunde zum Opfer gefallen. Das Rudel hat sich in derselben Gegend zusammengerottet, wo die Wisente leben. Der Winter ist immer eine Zeit, welche das Überleben von Wisenten auf eine harte Probe stellt, vor allem, weil sie unverhältnismäßig viel Energie aufwenden müssen auf der Nahrungssuche. Wir haben es mit einem Prozess natürlicher Auslese zu tun. Was die Hunde betrifft, haben wir andere nichtstaatliche Organisationen, die im Bereich des Haustierschutzes aktiv sind, angesprochen, da wir in diesem Bereich nicht spezialisiert sind. Wir wollen die Autoritäten dazu anregen, Lösungen zu finden“.
Das wildernde Hunderudel sei, laut einer Pressemeldung des WWF, „die schärfste Konkurrenz“ der Wölfe dieser Gegend, das es bis zur „unloyalen Konkurrenz“ mit Wölfen schafft.
Freiwillige gesucht
Bei dem Auswilderungsprojekt handelt es sich um den Versuch, den der WWF in Zusammenarbeit mit „Rewilding Europe“ 2014 gestartet hat, um die in Rumänien ausgestorbene Tierart wieder in freier Wildbahn anzusiedeln. Mindestens zehn Jahre lang soll an dem Projekt gearbeitet werden.
Die mächtigen Tiere, die mit dem Bison verwandt sind, wurden aus verschiedenen Reproduktionszentren Europas, vor allem aus Polen und der Ukraine, gebracht, um in den Karpaten, wo die Wisente vor über 200 Jahren in großer Anzahl anzutreffen waren, wieder angesiedelt zu werden. Auch in diesem Jahr werden Wisente nach Rumänien gebracht, zirka 20 davon sollen im Poiana-Ruscăi-Gebirge, in der Nähe der Gemeinde Densuş, an der Grenze der Kreise Hunedoara und Karasch-Severin angesiedelt werden. Die Tiere werden laut den Aussagen von Adrian Hăgătiş, dem Leiter des Auswilderungsprojektes, wahrscheinlich im Monat Mai zur Akklimatisierung gebracht, „wenn die Adaptationschancen wegen der spontanen Flora am besten sind“.
Jetzt suchen WWF und Rewilding Europe, die beiden Kooperationspartner in diesem Rewilding-Projekt, Freiwillige unter den Studenten des Geographie-Departements an der West-Universität Temeswar sowie an der Fakultät für Veterinärmedizin der hiesigen Universität für Agrarwissenschaften, die an dem größten Projekt für die Wiederansiedlung der Wisente in Europa mitarbeiten wollen. Zu einer Präsentation des Projektes wurden die Studenten bereits vor einigen Tagen eingeladen. Datenerhebung im Laufe des Monitorisierungsprozesses der Wisente in freier Wildbahn und Feldforschung zu diesem Projekt der Konservierung einer geschützten Art sind einige der verlockenden Angebote. Außerdem werden die Freiwilligen ermutigt und unterstützt, diesen Forschungsschwerpunkt für Diplomarbeiten, Dissertationen oder sogar Promotionen zu wählen.