„Wir müssen im Moment Demokratie neu denken“

Neue Schwerpunkte des Goethe-Instituts: stärker an der Schnittstelle von Kulturgesellschaft, Zivilgesellschaft und Politik

„Crafting the Future – Hands on Scenography: Sustainability and the Performing Arts“, Oktober 2024, Nationaltheater Bukarest | Foto: Kinga Kelemen

Dr. Joachim Umlauf | Foto: Oana Lapadatu/Goethe-Institut

Vor der Presse nach „Waste Side Story“, Mai 2024, Rumänische Nationaloper in Klausenburg | Foto: Nicu Cherciu

Sechs Jahre hat Dr. Joachim Umlauf das Bukarester Goethe-Institut geleitet. Am 1. September heißt es Abschied nehmen, ein Wechsel steht an. Im folgenden Gespräch mit ADZ -Chefredakteurin Nina May geht es aber nicht nur um einen Rückblick und ein Resümee – sondern auch um eine entscheidende Neuausrichtung im Schwerpunkt der deutschen Kulturarbeit durch das Goethe-Institut. Nicht mehr die Präsentation deutscher Kultur im Zielland steht unbedingt im Vordergrund, sondern Gesellschaftskulturpolitik und kulturelle Diplomatie,  die Stärkung von Demokratie, der Abbau von Ost-West Stereotypen, die Versöhnung zwischen Ländern und Kulturen – in Rumänien, aber auch in der Moldau. Ein Grund für Joachim Umlauf, Osteuropa noch nicht ganz den Rücken zu kehren...

Wie geht es Ihnen jetzt am Ende Ihres Mandats nach sechs Jahren Bukarest?

Es geht mir wie so vielen Leuten, denen es  nach ein paar Jahren in Bukarest  schwer fällt, dieser Stadt den Rücken zu kehren. Das liegt auch daran, dass das Land sehr viel bietet und überraschend in seiner Vielfalt ist, was man, wenn man nicht vorher schon ein  Rumänienkenner war, so nicht auf dem Schirm hatte.  

Welchen Eindruck haben Sie von Rumänien gewonnen – persönlich und beruflich?

Es gibt hier zum Beispiel noch eine Form der Ländlichkeit, die in unseren westeuropäischen Ländern zu einem großen Teil verschwunden ist. In Rumänien begegnet man mehreren  Jahrhunderten, dem hochmodernen 21. und früheren, wenn  die Menschen in den Dörfern am Straßenrand sitzen und sich unterhalten, Pferdekarren fahren, ein ganz  ganz anderer Rhythmus herrscht, dort ist das modische Großstadtleben gänzlich unbekannt. Man  fühlt sich in einer anderen Welt...

Auf der anderen Seite gibt es vielseitige kulturelle Angebote, großartige Festivals, so haben wir haben jedes Jahr eine deutsche Beteiligung am FITS in Hermannstadt unterstützt, das ist eines  der größten Theaterfestivals weltweit – einfach phantastisch! Temeswar war 2023 eine großartige europäische Kulturhauptstadt, davor, 2007, übrigens auch schon Hermannstadt – aber weitgehend unbekannt. Und deshalb war auch einer meiner Schwerpunkte als Vertreter des Goethe-Instituts, daran zu arbeiten, dass auch das Bild von Rumänien in Deutschland anders wird. Zu erkennen, dass es hier nicht nur darum geht, die Kultur von Deutschland  abzubilden.

Ich möchte keine Romantisierung betreiben, es gibt auch viele Probleme in Rumänien, die man nicht auf „touristische Plakatweise“ wegdiskutieren soll, aber diese Doppelseitigkeit macht das Land sehr interessant. Es gibt eben auch tolle Sachen, die sich lohnen, erzählt zu werden – entgegen den Stereotypen von Straßenhunden, Kanalkindern und Diebesbanden, die leider im Westen weiterhin verbreitet sind.

Wenn man hier ankommt, wird das weitgehend dekonstruiert. Wir haben dieses Land liebgewonnen.

Wie ist Bukarest im Vergleich zu anderen Städten?

Ich habe in Amsterdam, Paris, Venedig, Prag, Lyon und Frankfurt gewohnt – aber Bukarest ist mit Abstand die sicherste Stadt, in der ich jemals gelebt habe! Viele Türen sind offen, Frauen können sich nachts im städtischen Bereich sicher bewegen – das ist schon außergewöhnlich.

Als Stadt hat Bukarest ein ungeheures kulturelles Potenzial, mit vielen jungen Leuten, die begierig sind, sich, die Stadt und das Land zu entwickeln, durch Kunst und Kultur. Aber auch hier diese Doppeldeutigkeit: Hier hat man in den Museen noch nicht diese schicken Shops, dafür ist man zum Teil fast allein und kann sich bedeutende Kunstwerke in Ruhe ansehen – und genießen. Nicht wie in Amsterdam oder Venedig, wo man sich vor Touristen kaum noch bewegen kann.

Wie geht es für Sie jetzt weiter? Wird Rumänien noch eine Rolle spielen?

Auch wenn ich jetzt aus meiner Funktion als Leiter des Bukarester Goethe-Instituts ausscheide, werde ich dennoch weiterhin mit Rumänien und Bukarest verbunden bleiben. Ich werde als Freelancer zwei EU-Projekte, die ich noch initiiert habe, für das Goethe-Institut betreuen. Deswegen werde ich ab und zu hier sein. Mein jüngster Sohn Samuel fängt hier in Bukarest an zu studieren, wir haben eine kleine Wohnung hier, da habe ich auch ein Zimmer.

Und so kann ich auch meine bisherigen Projekte weitermachen: Ich unterrichte seit einigen Jahren an der Uni Bukarest, gebe einen Masterkurs zur Architektur des deutschen Kulturlebens, Themen sind: die Struktur der deutschen Kultur – föderal, nicht zentral, denn Kultur ist bei uns Ländersache; Kulturmanagement – wie wird gefördert, was sind die Prinzipien? Es gibt ja jede Menge Besonderheiten des deutschen Kulturlebens: Subventionen, Buchpreisbindung... Und wir  machen Referate und Projekte mit den Studierenden.

Der Sohn studiert in Bukarest – wie kam das?

Unser jüngster Sohn ist ein „third culture child“: Er ist Deutscher und Deutsch ist seine Muttersprache – aber er hat nie in Deutschland gelebt, denn ab 2005 waren wir immer im Ausland. Er ist in Amsterdam geboren, hat dann in Paris, Lyon und in Bukarest gelebt und sein Abitur an der Deutschen Schule Bukarest absolviert. Und so hat er sich einfach nicht gut zurechtgefunden, als er letztes Jahr sein Jura-Studium in München begonnen hatte. Und erkannt, dass Bukarest nach den sechs Jahren hier mehr seine Heimatstadt als irgendeine Stadt in Deutschland ist. Er beginnt ein Studium an der Wirtschaftsuniversität ASE.

Geht das – dauerhaft im Ausland entsandt sein? Heißt es nicht, z. B. für Diplomaten, wegen der Heimatbindung höchstens zwei Einsätze und dann zurück?

Bei uns war das früher auch so. Aber dann wurden in der Zentrale des Goethe-Instituts in München so viele Stellen abgebaut, dass man die Leute gar nicht alle mehr in Deutschland unterbringen konnte. Das führte dazu, dass es Mitarbeiter gibt, die seit vielen Jahren im Ausland sind. Früher hat man sie allerdings auch zurückgeholt, damit sie sich wieder aktuell über deutsches Kulturleben  informieren. Heute ist das weniger nötig, mit Instrumenten wie dem Internet.

Welche Schwerpunkte haben Sie sich in Ihrer Arbeit am Goethe-Institut in Bukarest gesetzt?

Was meine Arbeit hier in Bukarest stark geprägt hat – viel mehr als in anderen westeuropäischen Stationen, denn in Paris z. B. braucht man so etwas kaum – ist die Hinwendung zur Stärkung der Zivilgesellschaft durch Kunst und Kultur. Aufklärende Projekte, etwa in Bereichen von Minderheiten wie der LGBTQ+ Community, und natürlich immer gemeinsam mit rumänischen Partnern. Ein anderes Beispiel: In zwei Wochen haben wir eine Veranstaltung mit einem Verein, der sich damit befasst, die Stadt Bukarest grüner zu machen, zu entsiegeln, Grünflächen zu schaffen, zum Beispiel auf der Pia]a Independen]ei. Er versucht auf innovative und partizipative Art , neue Lobbys zu bilden, organisiert Bürgerräte und impliziert die Anwohner oder auch Leute, die da jeden Tag vorbeikommen, die Skater, das ist super interessant.

Wir müssen im Moment Demokratie neu denken, in Anbetracht der Gefahren, denen sie ausgesetzt ist. Wir müssen überlegen, ob unsere Vorstellung von Demokratie in der aktuellen Form nicht erneuert werden muss. Ob wir nicht neue Verfahren andenken müssen, neue Gruppen implizieren, Bürgerrechte stärken. Neue Demokratieformen – das ist ein wichtiges Thema!

Aber auch Minderheiten zu stärken, sexuelle wie ethnische. Ich habe sehr viel mit den Roma und ihren Vertreterinstitutionen  zusammengearbeitet. Aber auch mit der deutschen Minderheit. Die deutsche Minderheit interessiert uns als Multiplikator, weil sie mitten in der rumänischen Gesellschaft eingebettet ist. Wir fördern Formate, die die Bevölkerungsgruppen zusammenbringen, auch Minderheiten aus verschiedenen Ländern. Wir hatten Sommercamps mit Jugendlichen der deutschen Minderheit aus verschiedenen Ländern.

Manchmal habe ich auch verschiedenen Gruppen, die nur einen entfernten Zusammenhang zur deutschen Kultur haben, Räume für ihre Treffen und Veranstaltungen angeboten, als „safe space“ sozusagen. Da gab es eine Initiative für Frauen, die kümmert sich nur darum, dass Frauen aus sozial benachteiligtem Umfeld Menstruationsschutz bekommen – mit solchen Leuten zu arbeiten, fand ich immer inspirierend.

Das heißt nicht, dass wir die übrigen künstlerischen Arten vernachlässigt haben, wir hatten viele Lesungen bekannter Autoren, Konzerte, Kino...

Demokratie neu denken - das scheint mir vor allem jetzt sehr wichtig, nach den Überraschungen der letzten Parlamentschaftswahlen...

Wir erleben eine große Krise der Demokratie. Nicht nur in Rumänien, auch in anderen Ländern, aber hier auf eine sehr intensive Art seit etwa einem Jahr. Wenn man mich vor fünf Jahren gefragt hätte, hätte ich gesagt, klar gibt es eine rechtsextreme Partei, aber die meisten Rumänen sind doch eindeutig pro-europäisch – nie hätte ich so viel Prozent Wahlprognose für einen George Simion (AUR) als Präsidentschaftskandidaten für möglich gehalten!

Aber das heißt, dass wir diese Spannungsfelder – Stadt/Land, Elite/andere – neu denken müssen. Vor diesem Hintergrund finde ich wichtig , ob Nicușor Dan gerade versucht, sich als Präsident der Mitte zu platzieren. Wie kommt es bei der gespaltenen Gesellschaft an, wenn er in ein moldauisches Kloster fährt und dort an einem orthodoxen Gottesdienst teilnimmt? Und danach ist er nach Ro{ia Montan˛ gefahren, um dort mit der Bevölkerung zu reden.

Spannend wird es aber auch im September bei  den parlamentarischen Wahlen in der Republik Moldau. Wir, das Goethe-Institut,  sind nämlich kurz davor, dort ein Büro zu eröffnen, im November. Ich habe das angestoßen und gehofft, dass das noch während meiner Amtszeit terminiert wird. ...

Gab es tatsächlich bisher kein Goethe-Institut in Chișinău?

Es gibt in Chișinău außer dem rumänischen kein einziges anderes ausländisches  Kulturinstitut! Wir haben dort eine Kulturgesellschaft namens „Akzente“, aber das ist etwas anderes: ein deutsch-moldauischer Kulturverein , 2005 gegründet, der Sprachkurse und von uns finanzierte Kulturprogramme anbietet,  eine moldauische  Einrichtung, ein lokaler Verein.

Im Zuge der Transformation des Goethe-Instituts, die 2023 beschlossen wurde, wurden einige Niederlassungen in Westeuropa geschlossen, aber auch ein paar Neugründungen entschieden. Wir wollen in der Moldau ein kleines, fokussiertes Büro  eröffnen, das Kulturpolitik machen soll. Also die lokale Künstlerszene oder den freien Kulturjournalismus stärken gegen Desinformation, um die Moldau resistenter und resilienter zu machen gegen die ständigen russischen Desinformations-Kampagnen.

Daran sieht man, wie sehr solche Dinge zum Prinzip der Tätigkeit des Goethe-Instituts geworden sind, die auswärtige Kultur ist gewissermaßen politisiert worden. Wir wollen stärker an dieser Schnittstelle von Kulturgesellschaft, Zivilgesellschaft und Politik sein.

In diesem Sinne haben wir auch ein kleines Büro in Houston, USA, eröffnet – mitten in Texas, weil: das ist Trump-Land. Dort ist das Ziel, etwas mehr Verständnis für die in Europa gelebte Diversität und ihre Kultur zu wecken.

Dieser Wandel der Außenkulturpolitik hin zu einer Gesellschaftskulturpolitik ist meine Absicht gewesen – das Goethe-Institut  möglichst breit und demokratisch aufzustellen, unter Einbeziehung der Populärkultur, nicht nur Hochkultur.

Auch was wir übrigens mit der ADZ zusammen gemacht haben, also mit Jugendbüchern gesellschaftsrelevante Themen anzusprechen (Anm.: ADZ-Reihe „Wertvolle Jugendbücher“ und gemeinsame Veranstaltungen dazu), ist ein Beispiel dafür. Da liegt die Zukunft!

Können Sie noch etwas über die eingangs erwähnten beiden EU-Projekte in Bukarest verraten, die Sie weiterhin betreuen?

Auch da geht es genau in diese Richtung: Gesellschaftskulturpolitik. Das eine Projekt heißt NARDIV, was für „narratives of diversity“ steht: Es geht davon aus, dass es genau wie im Kleinen zwischen West- und Ostdeutschland auch zwischen West- und Osteuropa jede Menge falsche oder lückenhafte Wahrnehmungen gibt, die zu Stereotypen führen. Das Projekt untersucht die Frage, wie wir die Kenntnis voneinander und das gegenseitige Verständnis verbessern können.

Am Projekt arbeiten viele Universitäten mit. Die Uni Bukarest z.B. hat einen neuen Masterstudiengang entwickelt: „cultural diplomacy“. Da geht es darum, Leute auszubilden, die dann in internationalen oder nationalen Organisationen im Bereich der Kulturdiplomatie arbeiten, ein Schlüssel dafür, die Kenntnis vom anderen Land zu verbessern und Brücken zu bauen. In dem Projekt gibt es drei PhD-Studenten, die ihre Doktorarbeit schreiben, eine davon zum Goethe-Institut, also über die Frage, wie unsere  Kulturprogramme seit Eröffnung des Instituts 1979 langfristig  gewirkt haben.

Ein anderes Teilprojekt  befasst sich mit Social Media: Mit der Frage, ob wir in Zukunft als Kulturinstitut nicht soziale Medien stärker nutzen sollten, und zwar nicht nur als Info-Kanäle für das was wir selbst machen, sondern als eine Art Nachrichtenplattform.

Das Projekt läuft noch bis Herbst 2026 , aber wir sind schon dabei, ein Nachfolgeprojekt vorzubereiten, in dem es um Versöhnung geht. Es geht aus von der gelungenen Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich. Das ist ein kleines Wunder gewesen nach 140 Jahren Krieg und Feindschaft! Auf den Ruinen des Zweiten Weltkriegs begegnen sich zwei Länder und versöhnen sich und im Projekt schaut man sich diesen und andere  Versöhnungsprozesse an und versucht, daraus zu lernen. Best Practice, wie man so schön sagt, aber auch Dinge , die man vermeiden sollte. 

In diesem Rahmen gibt es auch ein Projekt mit Partnerinstitutionen, die die Roma repräsentieren, über Roma-Sklaverei in Rumänien. Da geht es um die Frage, wie schaffen es Gesellschaften, ihre „schwarzen Punkte“ in der Geschichte anzunehmen und einen Versöhnungsprozess einzuleiten?

Worum geht es in dem zweiten Projekt?

Es heißt „training the contact zone“ und baut auf einem Projekt mit einem Institut in Amsterdam auf, mit dem ich seit 20 Jahren zusammenarbeite, ich koordiniere die Tätigkeit für das Goethe-Institut. Da geht es darum, eine Art Lehrplan und Trainingseinheiten zu entwickeln, wie man in den teilnehmenden Ländern mit schwierigen historischen Fakten umgeht. Also Dinge, die geschichtlich abgesichert sind, aber der Gesellschaft schwer zu vermitteln sind, weil sie konfliktreich sind. Das Programm entwickeln wir für Trainer, nicht für Endabnehmer. Also für Leute, die dann in Museen oder Gedenkstätten Workshops geben.

In Rumänien wären solche Themen die Roma-Sklaverei, der rumänische Holocaust, der Umgang mit dem Legionärsthema. 

An diesem Programm sind Portugal, Griechenland, Spanien, die Niederlande, Deutschland, Belgien, Rumänien und Ungarn beteiligt. Als Abschluss gibt es hierzu nächstes Jahr eine große Konferenz in Brüssel.

Neben dem Anstoß solcher zukunftsweisenden Projekte, was macht Sie noch stolz, wenn Sie auf Ihre Tätigkeit hier in Bukarest zurückblicken?

Wenn man irgendwo ankommt, selbst wenn man vorher schon zwei-dreimal Leiter eines Goethe-Instituts war, ist es nie einfach, zu wissen, was läuft. Was wird angenommen, was funktioniert? Aber hier ist es uns wirklich gelungen, ein zahlreiches und junges Publikum aufzubauen. Es kamen zu unseren Veranstaltungen immer 40 bis 90 Leute und das ist wirklich super.

Ist Rumänien ein leichtes oder schwieriges Einsatzland, was die Kooperation mit hiesigen Partnern betrifft?

Das ist auch so ein Punkt: Wenn du in einer Stadt wie Amsterdam oder Paris bist, da wirst du nie eine so große Rolle spielen können wie hier! Insofern ist eine gewisse Strukturschwäche wie  in Rumänien ein Vorteil, hier kann man mit wenig Geld viel bewegen. Die großen kulturellen Institutionen wissen zwei Jahre vorher, was sie an Geld bekommen, da spielst du als Ideengeber selten eine Rolle; die rumänischen dagegen manchmal erst einige Monate vorher. Die Rumänen machen deshalb vieles  auf den letzten Moment. Wenn ich in Paris zu einem Museumsleiter gegangen bin und eine Ausstellung oder einen Künstler vorgeschlagen habe, dann haben  mich die meisten nur müde angelächelt... wenn ich überhaupt zu ihm durchgedrungen bin. Das ist hier potenziell anders: Natürlich muss man gute Vorschläge machen und sich gut dokumentieren, aber die Leute sind offen und  gehen zuweilen auf Vorschläge ein. Das macht die Arbeit spannend hier.

Und man kann hier wirklich gute, innovative  Projekte mit rumänischen Partnern realisieren: Ein Beispiel ist die Roma-Oper, die wir mit dem Nationaltheater in Klausenburg produziert haben. Die haben sie dann auch in ihr Programm aufgenommen und tatsächlich gespielt. So könnte man mehrere Beispiele geben: Auch mit dem deutschen Theater in Hermannstadt haben wir viel zusammengearbeitet und Theaterstücke gemeinsam produziert. 

Es ist für mich sehr schön gewesen, zum Abschluss meiner Laufbahn am Goethe-Institut zum ersten Mal wirklich in Osteuropa gewesen zu sein. Ich gebe auch zu, dass ich gezögert habe – aber aus purer Unkenntnis! Ich bin folglich sehr dankbar für meine Zeit hier und habe meine Entscheidung über-haupt nicht bereut.