Am 15. August feierten wir das Fest Mariä Himmelfahrt. Dieses Fest kündet uns klar und eindeutig an: Maria lebt! Sie wohnt nicht in einem Haus auf Erden, sondern im Reiche ihres Göttlichen Sohnes, von dem der Engel Gabriel ihr persönlich verkündet hat: „Seine Herrschaft wird kein Ende haben!“ Gerade in unserem technischen Zeitalter, wo viele Menschen nur natürliche Faktoren gelten lassen wollen und jede Möglichkeit eines übernatürlichen Eingreifens verneinen, gibt Maria überzeugende Zeichen, dass sie lebt und sich um die Schicksale der Menschheit kümmert. Ihre Erscheinungen in Lourdes 1858 und in Fatima 1917 läuteten geradezu ein „Marianisches Zeitalter“ ein. Unsere von materiellen Interessen geprägte Welt soll wieder zu Gott zurückfinden. Die Heilungswunder, die an beiden Gnadenorten geschehen sind und auch gegenwärtig noch geschehen, sprechen eine so deutliche Sprache, die nur der überhören kann, der sich gewaltsam die Ohren verschließt.
Aber nicht nur in Lourdes und Fatima setzt Maria Lebenszeichen. Auch an anderen Orten geschehen übernatürliche Zeichen. Ihr Zweck ist, unseren Glauben an die jenseitige Welt zu stärken. Sogar im atheistischen Sowjetreich hat sie Zeichen gesetzt, vor denen die abgebrühten Sowjets die Segel streichen mussten.
In Sarwanyzja, einem Ort in der Ukraine, gibt es eine Marienikone, zu der viele Tausende wallfahrten. Das war den Kommunisten seinerzeit ein Dorn im Auge. Kurzerhand schlossen sie die Kirche und waren der Meinung, nun den Wallfahrten ein Ende gesetzt zu haben. Doch die Pilger kamen auch weiterhin und beteten, statt in der Kirche, nun vor der Kirche. Im Sommer 1957 rückte eine bewaffnete Abteilung bolschewistischer Polizei an, überfiel das Heiligtum und schleppte das Marienbild mit Gewalt fort. Damit schien ihnen das Problem gelöst zu sein. Doch sie täuschten sich sehr. Am gleichen Tag spiegelte die Quelle unterhalb des Heiligtums, „der Brunnen“ genannt, ein Bild wider, das dem beschlagnahmten Gnadenbild ganz ähnlich war. Alle Besucher des Brunnens bemerkten im Wasser das Angesicht der Madonna, von tiefer Traurigkeit geprägt. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde von diesem Ereignis durch die Ukraine. Aus allen Teilen des Landes strömten die Menschen in Scharen herbei, um das Bild der Gottesmutter zu sehen und zu verehren. Das spontane Wiedererwachen des religiösen Lebens in solch zunehmendem Maße verwirrte die Kommunisten. Je eine Untersuchungskommission aus Kiew und Moskau erschienen am Brunnen. Sie konnte aber nur das feststellen, was auch jeder einzelne Pilger sah: Den Widerschein des Madonnenbildes im Wasser der Quelle. Die Kommission meldete diesen Tatbestand weiter nach Moskau. Da überlegte man: Das auf Holz gemalte Marienbild konnte man beschlagnahmen, aber wie war dem Widerschein des Marienbildes im Wasser zu Leibe zu rücken? Dazu kam eine zweite Überlegung. Man hatte das Marienbild mit der Absicht weggeführt, die Wallfahrten zu unterbinden und die Menschen zu Atheisten zu machen. Das Gegenteil war eingetreten: von Nah und Fern strömten noch mehr Pilger herbei als je zuvor. Viele fanden ihren verlorenen Glauben an der Wunderquelle wieder. So war es am vernünftigsten, das Marienbild wieder ins Heiligtum von Sarwanyzja zurückzuführen. Das geschah auch. Am 14.Oktober 1958 kam das Bild wieder an seinen alten Ort.
Aber der schönste und beste Platz für das Marienbild ist unser Herz! Diesen Platz wünscht sich Maria. Das Herz jedes gläubigen Katholiken soll ein Marienheiligtum sein. Stimmen wir doch in die wunderschönen Verse des Dichters ein: „Ein Bild ist mir ins Herz gegraben, ein Bild so schön und wundermild; das Sinnbild aller guten Gaben: es ist der Gottesmutter Bild. In guten und in bösen Tagen will ich dies Bild im Herzen tragen!“ Die geistig-übernatürliche Welt wird man dann als die bleibende Wirklichkeit erfahren.