Windhauch, Windhauch – wie angenehm ist so ein Windhauch, wenn uns die Hitze quält. Ein kühles Lüftchen ist etwas Belebendes, wenn die Luft steht und es tropisch heiß ist. – Doch das kleine Wort „Windhauch“ findet sich bei Kohelet insgesamt 37 Mal in seiner Weisheitsschrift und weist uns auf die Vorläufigkeit und Vergänglichkeit hin. Der Prophet möchte die falschen und oberflächlichen Glücksvorstellungen entlarven und bleibt der Frage auf der Spur, wie der Mensch gut und glücklich leben kann. Gibt es so etwas wie einen Sinn in all dem Unverständlichen, das uns tagein, tagaus begegnet?
Ein Windhauch lässt sich nicht festhalten und steht vielleicht auch für nichts wirklich Entscheidendes, das man fassen und festhalten kann. Die Lesung benennt Besitz, Wissen, Erfolg, geistige Anstrengung als Windhauch – flüchtig und vergänglich. Das Fazit, das wir daraus ziehen könnten: Erwarte nicht zu viel vom Leben!
Doch ist Kohelet keineswegs ein Pessimist. In seiner Zeit erlebte Israel eine Phase des Übergangs. Vieles, was über Jahrhunderte als selbstverständlich gedacht und geglaubt worden war, wurde nicht mehr so eindeutig akzeptiert. Da machte sich mancherorts Unsicherheit und eine Krisenstimmung breit. Und genau in dieser Zeit ergreift Kohelet das Wort und ermutigt zum Tun. Der Mensch trägt für sein Glück durch sein aktives Tun selbst Verantwortung. Wer diese kleine Schrift zur Gänze liest, kommt zur Erkenntnis, dass wir vom Leben nicht zu wenig erwarten dürfen!
Und dann ist da noch der Glaube, der Glaube an Jesus und seine Auferstehung. Unser Leben auf dieser Welt ist nicht alles. Das Leben mit allen seinen Facetten und die Welt, auf der wir leben, sind einer stetigen Veränderung unterworfen. Doch im Licht des Glaubens betrachtet, dürfen wir vertrauend auf Gott und seine frohmachende Botschaft unser Leben, die Kirche und Welt mitgestalten.
Das Evangelium zeigt uns Jesus, der als Schlichter eines Erbstreits zwischen zwei streitenden Parteien entscheiden soll. Jesus ging es aber nie darum, das Leben an seiner Oberfläche, sondern in der Tiefe des menschlichen Herzens zu ordnen. Jesus zeigt auf, dass das Leben auf dieser Welt nur ein Teil unserer Existenz bei Gott ist. Das Leben hier auf dieser Welt ist nicht alles, aber es gilt auch, dieses Leben nicht zu gering zu schätzen, als wäre alles nur eine unbedeutende Vorstufe für das ewige Leben im Himmelreich.
„Das Leben ist das Leben“, dem wir uns stellen müssen, sagte Mutter Teresa einmal. „Das letzte Hemd hat keine Taschen!“, so lautet ein Sprichwort.
Auf die Frage, was sie noch alles tun würden, wenn sie nur mehr wenige Tage zu leben hätten, antworteten Firmbewerber und -bewerberinnen ähnlich: Da waren plötzlich nicht mehr Besitz, Geld, Handy und Ansehen wichtig, sondern Familie, Freunde; noch einmal einen bestimmten Ort der Erinnerung aufsuchen wollen und anderes mehr hatten jetzt Priorität. Es scheint fast so, als würden sich Werte und Dinge im Angesicht des eigenen Endes umdrehen. Aber könnten wir nicht ein Leben lang andersrum leben?
Im Buch „Sei wie ein Fluss, der still die Nacht durchströmt“ von Paulo Coelho, findet sich folgende Passage: Die Menschen „wollen schnell erwachsen werden und sehnen sich später nach der verlorenen Kindheit. Um Geld zu verdienen, setzen sie ihre Gesundheit aufs Spiel und geben später viel Geld aus, um wieder gesund zu werden. Sie denken so sehr an die Zukunft, dass sie die Gegenwart vernachlässigen. Sie leben so, als würden sie nie sterben, und sterben, als hätten sie nie gelebt.“
Das kann einen nachdenklich stimmen, macht einen aber zugleich gelassen und heiter, weil man manches hinnehmen und ertragen muss, was man nicht will, aber manches geschenkt bekommt, was es dankbar zu genießen gilt. Der gegenwärtige Augenblick ist dadurch kostbar und wertvoll. Was zählt mehr als eine reich gefüllte Scheune? Ein liebevolles Wort, ein dankbarer Blick, eine aufmunternde Geste, eine hilfreiche Hand, und anderes mehr.