Es sind bleibende Dokumentationen, in denen sämtliche siebenbürgisch-sächsische Ortschaften vorgestellt werden. Georg Gerster (1928 – 2019), der schweizerische Flugfotograf, und der Historiker Martin Rill, der auch nach seiner Aussiedlung sich voll der Geschichte dieses Landstrichs verschrieben hat, sind deren Autoren. Eingeleitet wurde die Serie mit dem Bildband „Siebenbürgen im Flug“, dem dann „Das Burzenland“, „Hermannstadt und das Alt Land“, „Das Repser und das Fogarascher Land“, „Einblicke ins Zwischenkokelgebiet“, „Schäßburg und die Große Kokel“, „Mediasch und das Siebenbürgische Weinland“ folgten. Der in diesem Jahr vor dem im August stattgefundenen Großen Sachsentreffen in Hermannstadt erschienene Band „Das Harbachtal, das Kaltbachtal und der Krautwinkel“ umfasst die bildliche und dokumentarische Vorstellung von weiteren 31 siebenbürgisch-sächsischen Ortschaften aus genannten Gebieten, wobei auch deren rumänische Benennung im Anhang angeführt wird um diese leichter zu identifizieren: Abtsdorf/Apoș, Agnetheln/Agnita, Alzen/Alțâna, Bell/Buia, Braller/Bruiu, Engen-thal/Mighindoala, Gürteln/Gherdeal, Henndorf/Brădeni, Holzmengen/Hosman, Hundertbücheln/Movile, Jakobsdorf/Iacobeni, Kirchberg/Chirpăr, Leschkirch/Nocrich, Magarei/Pelișor, Mardisch/Moardăș, Marpod/Marpod, Martinsberg/Șomartin, Martinsdorf/Metiș, Mergeln/Merghindeal, Michelsdorf/Boarta, Neithausen/Netuș, Neustadt/Noiștat, Petersdorf/Petiș, Probstdorf/Stejărișu, Retersdorf/Retiș, Rosch/Răvățel, Roseln/Ruja, Schlatt/Zlagna, Schönberg/Dealu Frumos, Werd/Vărd und Zied/Veseud. All diese Ortschaften werden genau beschrieben und durch ansprechende Fotos vorgestellt. Das gesamte Fotomaterial, das von Georg Gerster, teilweise auch von Martin Rill beigesteuert wurde, zeichnet sich durch sehr guten Druck aus, dazu kommen die geschichtlichen und aktuellen Erläuterungen. Der Druck wurde von Schweikert-Druck, Obersulm-Eschenau in besten Konditionen durchgeführt, die Gestaltung nahm Armin Rill, RooftopDesign.de vor. Erschienen in dem Verlag Buchversand Südost ist der rund 340 Seiten umfassende Band bestens und übersichtlich strukturiert, die Ortschaften sind in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt. Zu jeder Ortschaft gibt es eine Karte, mit der man sich orientieren kann, die die wichtigsten Bauten anzeigt und wo die Straßenstruktur und Ortsteile eingezeichnet sind. Vorgestellt werden mit den ansprechenden Bildern die jeweiligen Kirchenburgen, Wehranlagen und Kirchen, wobei die Autoren auf alle weiteren Details der Innenansichten, die Fotos der Altäre und Orgeln, Taufbecken und Kanzeln, Glocken, Kirchenschatz, Abendmahlkelche eingehen. Auch werden die anderen gesellschaftlichen Bauten wie Schulgebäude, Rathäuser, Gemeindesäle, Pfarrhäuser, aber auch Friedhöfe und Gedenktafeln bildlich und dokumentarisch beschrieben. Aber auch die orthodoxen Kirchen oder die anderer Konfessionen und die gegenwärtigen Institutionen wie Rathäuser, Schulen und Kulturhäuser werden vorgestellt, wie auch auf die gewesene und aktuelle Bevölkerungsstruktur und Wirtschaft eingegangen wird. Die etwas abgelegenen Ortschaften, die sich nicht oder nur indirekt an Nationalstraßen oder Eisenbahnnetzen befinden, sind durch diesen dokumentarischen Band wieder in die Aufmerksamkeit auch der ehemaligen und ausgesiedelten Bewohner gelangt. Wie Friedrich Gunesch, Hauptanwalt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien in seinem Vorwort zu dem aufliegenden Band betont, kann man sich diesen Landstrich ohne seine Kirchenburgen gar nicht vorstellen. „Auch wenn im Haferland weder Weizen noch Wein so richtig wachsen konnten, die Kirchen und Kirchenburgen im Oberen wie im Unteren Harbachtal sind nicht weniger wertvoll und schön als jene anderswo, wenn es nicht gar die ‚schönsten‘ sind, wie jede Harbachtalerin oder jeder Harbachtaler behaupten würde, auf alle Fälle sind sie einmalig. Es ist bezeichnend und erfreulich, dass viele der Kirchen und Kirchenburgen renoviert und in Wert gesetzt worden sind – und das trotz starkem Rückgang der sächsischen Bevölkerung und der teils extremen Diasporasituation der evangelischen Kirchengemeinden.“ Dank einiger Projekte mit europäischer Finanzierung wie in Agnetheln, Roseln, Probstdorf, Neithausen, Schönberg, durch die Unterstützung seitens der Heimatortsgemeinschaften wie jene von Henndorf, Holzmengen, Hundertbücheln, Zied, sind viele dieser Baudenkmäler vor dem Verfall gerettet worden.
Laut den ersten urkundlichen Erwähnungen dieser Ortschaften, deren eine der ältesten auf das Jahr 1223 von Probstdorf oder von Leschkirch auf das Jahr 1263 datieren, zeugen diese von ihrer Jahrhunderte alten Vergangenheit. Um einige weitere zu nennen: Schlatt 1318, Schönberg 1319, 1321, 1325, Agnetheln 1319, Kirchberg 1332, Marpod 1349. Diese wurden von feindlichen Überfällen heimgesucht, von Naturkatastrophen und Bränden, wobei es den Bewohnern immer wieder gelungen ist, den schwerwiegenden Folgen die Stirn zu bieten, die verursachten Schäden zu beseitigen, die Verteidigungsanlagen, Kirchenburgen neu aufzubauen und zu festigen. Besondere Anerkennung ist dem Historiker Martin Rill auszusprechen, der in Archiven den Fakten nachgegangen ist und in den jeweiligen Ortschaften Forschungen vorgenommen hat, um auch auf die besonderen spezifischen Fakten eingehen zu können und diese zu schildern. Unterstützung erhielt er dabei auch von den noch verbliebenen Gewährspersonen, Kuratoren, die mit der Geschichte der jeweiligen Kirchengemeinde vertraut sind, die über Ereignisse berichteten, über Reparaturen an Kirchen oder Pfarrhäusern, Instandhaltung von Friedhöfen, gegenwärtige Bevölkerungszahlen, die Einstufung jeweiliger Kirchengemeinden als eigenständig oder in der Diaspora.
Abgeschlossen wird der Band mit einem geschichtlichen Überblick, ausgehend von der Siedlungsgeschichte der Siebenbürger Sachsen bis zur Gegenwart. Diese Schritte lassen sich anhand der kirchlichen und verwaltungsrechtlichen Entwicklung nachvollziehen. Die Bestätigung des An-dreanums durch König Ludwig I. dem Großen, die Rolle der Familie Brekner im Schenker Stuhl, die verwurzelt ist im Harbachtal und der Samuel von Brukenthal entsprungen ist, der bis ins Amt als Gouverneur Siebenbürgens aufgestiegen ist, werden geschildert. Im Weiteren bezieht sich Martin Rill auf die Folgen der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien 1918, die Folgen des Ersten Weltkrieges, auf Rechte, die geschrieben worden waren, doch nicht eingehalten worden sind, auf die politische Lage und den Nationalsozialismus und dessen Einfluss auf die hiesige deutsche Bevölkerung. Desgleichen wird auf die Willkürmaßnahmen gegen diese nach dem Frontwechsel Rumäniens am 23. August 1944 eingegangen, als Enteignung, Deportation, Evakuierung, politische Prozesse eingeleitet wurden. Die Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien nach dem Umbruch und die Probleme, mit denen sich die Kirche durch die massive Aussiedlung konfrontiert sah, werden hervorgehoben. Abschließend werden persönliche Daten über die beiden Autoren Georg Gerster und Martin Rill geboten, der Dank den Personen und Institutionen ausgesprochen, die ihnen bei der Erstellung auch dieses Werkes dieser Dokumentationsreihe behilflich waren.