Neue Dimensionen digitaler Kunst

Deutsche Künstler in Temeswar anders erleben

Temeswar bietet uns im Kulturhauptstadtjahr 2023 auch die Chance, die lebendige deutsche Kulturszene näher kennenzulernen. Diesmal können die Temeswarer einen Einblick in die Stuttgarter Kunstwelt durch die digitale Kunst von Beatrice Zervas erleben.

Die aus Sathmar/ Rumänien stammende Künstlerin Beatrice Zervas (Pseudonym Arwen) ist als Fotografin und Diplom-Psychologin in Stuttgart tätig. Sie ist in Deutschland aufgewachsen und hat in Heidelberg, London und Berlin studiert. Mit ihrer persönlichen Ausstellung „Hommage a Brâncuși“ in der digitalen Kunstgalerie Ornella Fusion Gallery (Temeswar, Gheorghe Lazăr-Straße Nr. 9, Öffnungszeiten: Mo-Fr, 10-18 Uhr) will die deutsche Fotografin Constantin Brâncuși, einem der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts und Bildhauer der Moderne, eine Hommage bringen. 

Die Vernissage der digitalen Ausstellung Hommage a Brâncuși wird am Mittwoch, den 13. September 2023, um 18:30 Uhr stattfinden und von der Kuratorin Doz. Dr. Corina Nani vorgestellt. Doz. Dr. Diana Andreescu (Kunstfakultät der West-Universität Temeswar) wird seitens der Ornella Fusion-Galerie ein Grußwort aussprechen.

 

Zur Ausstellung Hommage a Brâncuși

 

Wie Beatrice Zervas anmerkt, stellt die „Schlafende Muse“ ein bahnbrechendes Werk im Schaffen von Constantin Brâncuși dar, und hat sowohl seine wegweisende moderne Skulptur als auch seine Beschäftigung mit der Frage nach der Quintessenz des Daseins beeinflusst. Es liegt jedoch in unserer Verantwortung, das Werk von Brâncuși aus der Perspektive seiner eigenen philosophischen Überlegungen neu zu entdecken. Brâncuși selbst erkannte: „Die Einfachheit ist nicht das Ziel der Kunst, sondern vielmehr neigen wir unausweichlich zur Einfachheit, wenn unser Ziel darin besteht, sich der authentischen Essenz des Daseins zu nähern.“ (C. Brâncuși,1926) Demzufolgewird eine neue Betrachtungsweise und Analyse der Werke von Brâncuși erfordert.

Von diesem Blickwinkel ausgehend, vertritt die Künstlerin Beatrice Zervas die Meinung, dass die Einfachheit selbst, den eigentlichen „Inkubationsraum aller Dinge darstellt“, den Raum, aus dem alles andere entsteht. Sie bemerkt, dass sich daraus der grundlegende Raum entwickelt, in welchem alle nachfolgenden Manifestationen der Kunst Wurzeln schlagen. Diese Konzeptualisierung lässt sich sowohl im wörtlichen Kontext der künstlerischen Schöpfung als auch im metaphorischen Bereich der architektonischen Gestaltung nachvollziehen.

Bei genauerer Betrachtung des Werkes von Brâncuși kann man erkennen, dass der Kopf der Muse eine Ei-Form annimmt - ein Symbol, das die urtümliche Quelle des Daseins verkörpert, aus der das Leben selbst hervorgeht. Der mütterliche Leib, der Schutz bietet und somit das Gedeihen, das Wachsen ermöglicht, trägt zugleich zur Weiterentwicklung bei. Dieses Gefühl gut aufgehoben zu sein und Schutz zu finden, „befähigt zum Alleinsein" (Vgl. Donald Winnicott, „The Capacity to be Alone“, 1958) und stellt zugleich das Gerüst dar, auf welchem sich die Kreativität des Menschen entfaltet.

In diesem Zusammenhang vertritt Zervas die Auffassung, dass die Kunst, die Architektur die Rolle eines Rückzugsortes symbolisieren, der den Menschen die Sicherheit verleiht, die für die Entwicklung neuer Ideen und für die Umsetzung kreativer Bestrebungen unerlässlich ist. Dieser Gedanke findet sich auch in Gaston Bachelards Feststellung wieder: "Ein erlebter Wohnraum ist nicht nur eingeometrischer Behälter; er übersteigt die Grenzen der räumlichen Geometrie." (Gaston Bachelard, „Poetik des Raumes“, 1987).

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