Columbo – das TV-Bonbon der Woche

50 JAHRE

Der erste Arbeitsbesuch des Jahres von Nicolae Ceau{escu führte, wieder einmal, nach Kronstadt. Besucht wurden die „Electroprecizia“-Werke in Săcele, das Lkw-Werk und das Wälzlagerwerk „Rulmentul“. Erwähnt wird auch „eine Begegnung mit den Städtebauern des Kreises“, an der der Minister für Tourismus Ion Cosma teilnahm. Denn es ging um den Ausbau der beiden bekanntesten Höhenkurorte in der Nähe von Kronstadt: die Schulerau und Predeal. Schon damals machte man sich Gedanken, dass zu viele Bauten sich auf Kosten der Natur auswirken könnten. Im Bericht heißt es unter anderem: „In der Schulerau will man eine Agglomeration der Bauten vermeiden, die die landschaftliche Schönheit dieses Ortes beeinträchtigen könnte. Daher gelangte man zum Schluss, dass die optimale Lösung für diesen Luftkurort 4300 Plätze sind. Zehn neue Hotels, ein Handelszentrum, neue Wintersportanlagen und eine neue Schwebebahn sollen in diesem Sinne errichtet werden – drei neue Hotels mit insgesamt 1000 Plätzen sind schon im Bau und sollen 1975 fertiggestellt sein.“ Unter den neuen Hotels war auch „Alpin“ gemeint – ein Bau, der bereits fünf Jahre zuvor vom Kronstädter Architekten Iancu R²d²cin² (1928 – 2009) entworfen wurde. Heute sieht die Schulerau stellenweise wie ein Kronstädter Wohnblockviertel aus. Nach 1989 wurde viel und chaotisch gebaut – manches von den Grundsätzen der „Systematisierung“, die Ceaușescu vorgestellt wurden, war doch richtig.

In derselben KR-Ausgabe (Nr.3/18. Januar) kündigt Chefredakteur Eduard Eisenburger in einer „Hausmitteilung“ an, dass der Jurist Hans Binder wieder der Redaktion zur Verfügung steht und einen unentgeltlichen juridischen Auskunftsdienst jeden Dienstag zwischen 17 und 19 Uhr für die KR-Leser übernimmt. Diese Mitarbeit erweist sich auch für die Redaktion als nützlich, denn Binder stellt gelegentlich unter dem Rubriktitel „KR-Untersuchung“ einige Sozialfälle vor, für die dann die zuständigen Behörden doch eine positive Lösung gefunden haben. Ein erster solcher Fall (KR 4/25. Januar) ist jener von Albert Schuller. Der ehemalige Bestarbeiter der Traktorenwerke war erblindet und wohnte zusammen mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern in einem einzigen kleinen Zimmer (12 Quadratmeter) als Mieter in einer Privatwohnung. Mit Staatshilfe wollte er eine Eigenwohnung kaufen. Er wird aber vom ehemaligen Arbeitgeber, von der Gewerkschaft, von den Lokalbehörden in Stich gelassen. Bürokratische Hürden, nicht eingehaltene Versprechungen, Hin-und-Herschicken von einem Beamten zum anderen werden beschrieben und kritisiert -  was in jenen Jahren seltener in der kommunistischen Presse zu lesen war.

In derselben KR-Ausgabe erfährt man, dass 1973 für die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) von Heldsdorf kein gutes Jahr war. Auch das war ungewöhnlich, denn in der Regel wurde nur von Planerfüllung, Erfolgen, Neuerungen, Rekorden berichtet. Diesmal schreibt Hans Barth im Vorspann: „Das vergangene Jahr brachte weniger Erfolge. Viele Mitglieder – vor allem die jüngeren – haben, weil sie unzufrieden waren, der Wirtschaft den Rücken gekehrt.“ Der eine Zeitungsseite füllende Beitrag trägt den Titel „‘73 war bloß ein Unfall“. Zu Wort kommen Gemeindeparteisekretär und Bürgermeister Georg Liehn, LPG-Präses Günther Borger, Chefingenieur Nicolae M²rgineanu, Farmleiterin Dipl.-Ing. Silvia Tătaru und Farmleiter Dipl.-Ing. Arno Fabritius. Erklärungen gibt es mehrere: ein verregneter Herbst 1972, nicht entsprechendes Saatgut, teure Saisonarbeiter, wenig fruchtbarer Boden in Neudorf/Satu Nou, Plansätze, die nicht die lokalen Gegebenheiten berücksichtigen. In der Landwirtschaft mangelt es immer mehr an Arbeitskräften. „Vor allem Jugendliche wollen nicht am Land bleiben.“ Weil wenig verdient wird und die Zukunft nicht gut aussieht. Das alles kann man herauslesen. Mechanisierung und moderne Technik sollen alles richten, könnte man schlussfolgern. Dass die LPG als Kollektivwirtschaft unter staatlicher Kontrolle nie ergiebiger sein wird als eine private Farm, wo der Landwirt das Sagen hat und er seinen Ertrag nicht den Planvorgaben opfert, konnte damals selbstverständlich niemand öffentlich sagen.

Die KR 6/ 8. Februar 1974 erinnert ältere Leser von heute an den Samstag-Fernsehabend vor 50 Jahren mit der Tele-Enzyklopädie (eine populär-wissenschaftliche Sendung mit interessanten naturwissenschaftlichen, kulturhistorischen Reportagen oder über technische Errungenschaften aus aller Welt) und dem Serienfilm als Höhepunkte. „Der Serienfilm vom Samstagabend ist das TV-Bonbon der Woche für Millionen Zuschauer“, schreibt Heidemarie Bielz in der Fernsehkolumne die den Titel „Columbo – der Unscheinbare“ trägt. Nach Mannix, Elliot Ness („Die Unbestechlichen“), nach dem „Heiligen“ (Roger Moore als „Simon Templar“) folgte nun Columbo (gespielt von Peter Falk), den Bielz kurz, wie folgt, porträtiert: „schlaksiger Gang, unforsche Körperhaltung, Kleidung wie ein ungemachtes Bett … Seine Devise: Geist statt Faust.“ Das Konzept der Krimi-Serie: „Die Frage lautet nicht mehr: wer ist es? Sondern: wie wird der Mörder gestellt?“

Dieselbe KR-Ausgabe bringt ein Gespräch mit Friedrich Bömches („Distanz zwischen Wissen und Können“) geführt von Heidemarie Bielz anlässlich eines Atelier-Besuchs beim Maler sowie ein Kurzinterview von Wolfgang Wittstock mit dem Komponisten Norbert Petri über dessen neueste Operette. Berichtet wird auch über die erfolgreiche DDR-Tournee des Deutschen Staatstheaters Temeswar mit der Urfaust-Aufführung. Auf der Heimatkundeseite geht es um die Schulerau als Wiege des Skisports. Bereits 1905 wurde der Kronstädter Skiverein gegründet – der älteste Skiverein auf dem Boden des heutigen Rumänien, wie der Verfasser Michael Kroner unterstreicht.