Seit 10 Jahren treten im Monat Juni Kinder aus Kronstädter deutschen Kindergärten und Schulen in der Redoute auf. Sie spielen Theater in deutscher Sprache, üben ihre Kreativität aus und stärken dabei auf spielerische Weise ihre Sprachkenntnisse und ihr Selbstvertrauen. In manchen Jahren waren auch Schüler aus Hermannstadt, Klausenburg und Bukarest bei der Veranstaltung zu Gast.
Das Demokratische Forum der Deutschen in Kronstadt unterstützt die Initiative, die sich mit der Zeit zur praktischen Fortbildung für Lehrkräfte entwickelt hat, seit 2019.
Am 12. und 13. Juni 2025 feierte der „Kindergarten- und Grundschultheatertag von Kindern für Kinder“ sein 10-jähriges Jubiläum mit 12 Inszenierungen nach Eric Carles beliebten Kinderbüchern. Im Interview mit der KR-Redakteurin Laura Căpățână-Juller erzählt die Gründerin des Festivals, Kindergärtnerin und ehemalige IfA-Fachberaterin Mihaela Litean, von ihrem Herzensprojekt.
Liebe Mihaela Litean, welches ist das Gefühl nach zehn Jahren Kindergarten- und Grundschultheatertag?
Ich kann es nicht fassen, dass wir bereits so weit gekommen sind und ich weiß nicht, wie die Zeit vergangen ist.
Mit welchem Gedanken hast du den Theatertag 2015 ins Leben gerufen?
Ich spiele selber gerne Theater und es ist eines der Hauptmethoden, die ich in meiner Kindertagesstätte benutze. 2015 gab es in meinem privaten Leben eine große Änderung: ich hatte kleine Kinder zu Hause und es war nicht mehr möglich, mit meiner Gruppe zum Theaterfestival nach Hermannstadt zu fahren – es gab einige Jahre lang dort ein Theaterfestival für Kinder. So habe ich mich entschieden, in Kronstadt etwas zu machen. Die Stadt ist ja an und für sich sehr stark im Bereich des deutschsprachigen Unterrichts.
Was bringt Theaterspielen den Kindern?
Ich habe gemerkt, wie gut Theater den Kindern tut. Es stärkt ihr Selbstvertrauen: sie entdecken, dass sie zu vielem fähig sind und dieser Mut, auf die Bühne zu steigen, stärkt sie. Schon nach der Vorführung haben die Kinder ein Aha-Erlebnis, sie merken, dass sie es geschafft haben. Es lässt sie auf sehr vielen Ebenen wachsen, weil sie Lesen, Verstehen und Interpretieren üben, sie lernen zusammenzuarbeiten und setzen ihre Fertigkeiten ein, wenn sie Bühnenbilder oder Kostüme basteln.
Theater macht sie selbstsicherer, auch was die deutsche Sprache betrifft, denn sie üben die Sprache auf spielerische Art und Weise außerhalb des Klassenzimmers. Zudem lernen sie durch die Sprache über die deutsche Kultur und über Traditionen.
Welche Anweisungen erhalten die Lehrkräfte, die ein Stück für das Festival vorbereiten möchten?
Es geht hier darum, nicht eine Feier vorzubereiten, sondern sich etwas auszudenken, das wie ein Theater aussieht. Es braucht keine großen Shows, sondern einfach den Mut, einen Text zu bearbeiten, ihn mit den Kindern zu besprechen und vorzubereiten und sich selbst und ihnen zu vertrauen, dass man das gemeinsam machen kann. Es gibt viele Arten und Weisen, wie man mit Kindern Theater spielen kann und manche davon sind sehr einfach. Ich sage ihnen nur, daran zu denken, dass es nicht zu trocken werden darf. Eine Theateraufführung braucht immer Musik und Bewegung, damit die Zuschauer mitmachen und aufmerksam bleiben.
Wer nimmt am Festival teil?
Es gibt jedes Jahr Lehrkräfte, die bereits Erfahrung haben und fast immer mitmachen und es sind aber auch immer wieder Lehrerinnen, die zum ersten Mal mit der Klasse auf der Bühne stehen. Dieses Jahr waren es fünf. Eine davon hat mir gerade geschrieben, wie dankbar sie ist, dass sie sich getraut hat mitzumachen, sie hätte nie gedacht, dass es eigentlich so einfach ist, für die Bühne etwas vorzubereiten. Manche machen sich große Sorgen, weil sie nicht wissen, wie das läuft, aber wenn sie es einmal ausprobiert haben, schaffen sie es problemlos. Ich biete ihnen an, Stücke auszuprobieren, die schon gespielt wurden und für die wir Material wie Bühnenbilder, Kostüme oder Musikinstrumente aus den Vorjahren haben. Das erleichtert ihnen die Arbeit. Die Nachfrage steigt jedes Jahr, sodass nur jene teilnehmen können, die sich als Erste anmelden.
Diese Theaterstücke vorzubereiten, verlangt extra Arbeit…
Ja, natürlich. Man muss schon üben, sich Gedanken machen und vorbereiten. Vor allem aber muss man seine Zeit sehr gut einteilen, damit in der Schule der Stoff unterrichtet wird, aber auch genügend Proben durchgeführt werden können. Außerdem hat man Unterstützung seitens der Eltern, das macht auch viel aus.
Wie beschreibst du eine gelungene Theateraufführung?
Es ist eine Aufführung, an dem die Kinder Spaß haben und die Zuschauer sich nicht langeweilen. Viele Lehrerinnen beziehen auch die Eltern, Großeltern und Schüler ein, die im Saal sitzen und beispielsweise Geräusche wie das Meer machen oder Antworten auf Fragen von der Bühne geben müssen. Man merkt es auch am Klatschen - es gibt Passagen, wo der ganze Saal klatscht, summt, lacht, sich im Rhythmus der Musik mitbewegt. Dann weißt du, dass die Aufführung gelungen ist.
Wie siehst du das Festival heute?
Der Hauptzweck des Festivals, die deutsche Sprache und diese Methode als Lehrmethode zu stärken, wird jedes Jahr aufs Neue erfüllt. Es hat vor allem Lehrerinnen Mut gegeben, auszuprobieren, Theater als Arbeitsmethode anzuwenden. Erzieherinnen trauen sich leider noch nicht mitzumachen, da muss ich noch Überzeugungsarbeit leisten.
Es gibt Lehrerfortbildungen im Bereich. Nehmen die Teilnehmerinnen diese wahr?
Das Zentrum für Lehrerfortbildung in Mediasch, das Goethe-Institut und die Deutschen Kulturzentren bieten Fortbildungen zum Thema Theater als Lehrmethode an und manche der Lehrerinnen in Kronstadt haben daran teilgenommen. Sie finden Inspiration, Ideen und Hinweise aber auch online oder untereinander. Ich kann sagen, dass sich das Festival während der Zeit zu einer Art Fortbildung für Lehrerinnen entwickelt hat. Denn dadurch, dass sie sich gegenseitig zuschauen, Erfahrung sammeln, eine von der anderen lernen, aber auch neues Material bekommen und auch noch an einem Theaterstück arbeiten, ist es wie eine praktische Fortbildung für sie, die sie dann in ihrer Klasse erweitern können. Das ist jetzt mein Hauptzweck geworden.
Ich finde, das Festival ist eine Art Bonus für die Gemeinschaft der Lehrkräfte geworden, die im Rahmen dieses Projekts wächst. Die Lehrerinnen kommen sich näher und das bedeutet in so einer hektischen Zeit sehr, sehr viel.
Welche Herausforderungen gab es in all diesen Jahren?
Eigentlich ist alles immer gut verlaufen. Die Redoute unterstützt uns seit der ersten Auflage, wir bekommen den Saal jedes Jahr kostenlos. Die Eltern helfen mit, zahlen einen kleinen Beitrag, damit wir den Kindern eine Urkunde und ein Andenken anbieten können.
Seit der Partnerschaft mit dem Departement für Interethnische Beziehungen der Rumänischen Regierung (DRI), das uns durch das Demokratische Forum der Deutschen in Kronstadt finanziell unterstützt, haben wir nun auch die Möglichkeit den Lehrerinnen das Material zur Verfügung zu stellen, das sie benötigen. Die einzige Herausforderung, die es ständig gibt, ist für mich persönlich der Mangel an Zeit.
Welches ist das Thema für die kommende Auflage?
Wegen der großen Altersunterschiede zwischen den Teilnehmern wähle ich immer ein Thema, das für alle Alterskategorien passt. Wir hatten schon die Themen Farben, Märchen, Musical oder Vorführungen zum Thema Umwelt. Für die nächste Ausgabe denke ich an Kinderbücher, die inszeniert werden könnten.
Welches sind die Pläne für die Zukunft?
Ich träume von einem Raum, einer Lernwerkstatt für Theater für Lehrer und Lehrerinnen, wo sie Bücher und Materialien zum Thema Theater für Kinder finden und wo Workshops dazu gestaltet werden.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in der Zukunft!