Schon im 19. Jahrhundert, als vereinzelte Reisende Kirchen nicht nur aus Andachtsgründen, sondern immer häufiger auch wegen ihrer Eigenschaft als Stätten der Kunst aufsuchten, begannen die Eigentümer der Kirchenbauten auf dieses Interesse zu reagieren. Dies geschah auch in unserer Gemeinde recht früh: Als die Grabsteine aus dem Boden des Chorraums der Schwarzen Kirche anlässlich der Bausanierung in den Jahren 1865 bis 1867 herausgehoben wurden, stellte man sie in den westlichen Vorhallen aus. Später entwickelte Ernst Kühlbrandt für die osmanischen Teppiche eine Ausstellungsform, die an die Gemäldegalerien der modernen Kunstmuseen erinnert. Sie wurde durch Era Nussbächer aufgegriffen und lebt bis heute in zahlreichen siebenbürgisch-sächsichen Kirchenräumen fort. Die mit Zunftzeichen versehenen barocken Gestühlspanneaus der Schwarzen Kirche wurden in den 1980er Jahren an den Spiegelflächen neuerer Gestühle so angebracht, dass das historische Gesamtbild der Kirche erhalten blieb.
Schließlich wurden 1973 und 1984 in den beiden Westvorhallen der Schwarzen Kirche zwei Dokumentarausstellungen eingerichtet: Eine war der Geschichte der Schwarzen Kirche, die andere der Persönlichkeit des Johannes Honterus gewidmet. Die Anregung dazu stammte von Kurator Dr. Otmar Richter und Architekt Günter Schuller. Um sie zu erarbeiten, war eine mehrköpfige Mannschaft notwendig, zu deren verdienten Mitarbeitern Dr. Maja Philippi, Harald Meschendörfer, Gernot Nussbächer, Géza Bakó, Friedrich Thomas, Edith Schlandt u. a. gehörten. Im Jahre 1998 – anlässlich des fünfhundertsten Geburtstags von Honterus – wurden die Ausstellungen von Kristina Szigethy aufgefrischt und ergänzt. Die Ausstellungen wurden zum Klassiker und waren dem Publikum bis vor zwei Jahren zugänglich; jedoch waren die Materialien inzwischen vergilbt und schadhaft geworden, so dass die Entscheidung getroffen wurde, die Ausstellungen zurückzu ziehen.
Auch wurde die Zeit als reif dafür empfunden, um mit einer neuen Dauerausstellung zur Geschichte der Schwarzen Kirche vor das Publikum zu treten.
Sie entspricht, so hoffen wir, dem Interesse und den Sehgewohnheiten des heutigen Publikums in geeigneter Weise. Unser Ziel ist es, die Geschichte der Kirche, aber auch der Gemeinde wahrhaftig, verständlich, anspruchsvoll und frei von Legenden und Verheimlichungen zu vermitteln und dadurch als offene und freundliche Gastgeber vor unsere zahlreichen Besucher zu treten.
Inhaltlich führt diese Bestrebung zu einer Verteilung der Schwerpunkte der Erzählung über sämtliche sieben Jahrhunderte, die die Schwarze Kirche nun schon überdauert hat. Dabei wird etwa dem Geschehen des 17. oder 19. Jahrhunderts eine vergleichbare Aufmerksamkeit gewidmet wie der gotischen Bauperiode. Es werden nicht nur baubezogene Fakten aufgelistet, sondern ideen- und glaubensgeschichtliche Hintergründe beleuchtet; es wird nach dem Warum? der Entscheidungen gefragt. Auf diese Weise wird auch die Glaubens- und Kulturgeschichte der auf den Kirchenraum wirkenden Gemeinde dargestellt. Die Ausstellung bezieht darüber hinaus nicht nur die gebauten Strukturen in die Erzählung, sondern auch andere Objektgattungen mit ein und bietet dadurch auch einen Einblick in das breitere Denkmalspektrum der Kirche. Ergänzt wird die Dokumentarausstellung durch einen rein illustrativen Teil, der den Kindern gewidmet ist. Zeichnungen, die Schlüsselmomente aus der Geschichte der Schwarzen Kirche darstellen, bilden in Augenhöhe unserer Kleinsten, die von ihren Eltern oder Lehrern an der Hand geführt werden oder durch die Ausstellung schlendern, einen belebten, lehrreichen Fries.
Der der Kirchengeschichte gewidmete Hauptteil der Ausstellung wird in der nordwestlichen Vorhalle um eine Darstellung von Leben und Werk des Reformators Johannes Honterus ergänzt. Darüber hinaus vermitteln im Kirchenraum verteilte Schildchentexte Basisinformationen zu einzelnen Sehenswürdigkeiten und tragen dadurch nicht nur zu einer besseren Kenntnis der Kunstgeschichte unserer Kirche, sondern auch zu einem Grundverständnis des lutherischen Kirchenraums wesentlich bei.
Obschon wir den Wünschen unserer Besucher nach mehr Informationen zu unseren Denkmälern damit entgegenkommen, ist und bleibt die Schwarze Kirche in erster Linie ein Gotteshaus: Die bewegliche Beschilderung und die Ausstellung sind äußerst mobil und treten zur Gelegenheit kirchlicher Handlungen in den Hintergrund.
Die Ausstellung steht den Besuchern der Schwarzen Kirche zu den üblichen Öffnungszeiten offen. Wir hoffen, dass die Ausstellung allen – auch jenen, die mit der Geschichte der Kirche vertraut sind – ein freudiges Erlebnis und eine Bereicherung ist, und wünschen Ihnen gute Unterhaltung bei der Besichtigung.