Im Rahmen einer neuen Vortragsreihe bezeichnet als „Kulturerbe hautnah“ werden von der Leitung des Kronstädter evangelischen Stadtpfarramtes Vorträge gehalten werden. Den Start dazu gaben am Mittwoch, dem 17. Januar 2024, die beiden Kunsthistoriker Dr. Agnes Ziegler, Leiterin des Referates bewegliche Kulturgüter und des Archivs der Schwarzen Kirche, und Dr. Frank-Thomas Ziegler, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, die einen ausführlichen Einblick im Rahmen eines Lichtbildvortrages und Vorstellung von historischen Kerzenleuchtern aus den Beständen den zahlreich interessierten Anwesenden boten. Agnes Ziegler hat Anfang des Jahres die Bearbeitung des Bestandes historischer Kerzenleuchter abgeschlossen, die aus dem 14. bis 19. Jahrhundert stammen. Es ist eine besondere Initiative, bedenkt man doch, wer die Schwarze Kirche nicht kennt. Aber Kontakt mit Schätzen aus dem Bestand des Kirchengutes haben nur die wenigsten. Die Kirchengemeinde investiert in die Erhaltung ihres Kulturerbes, in die historischen Bauten wie auch in die beweglichen Kulturgüter. Die ersten drei Vorträge wurden schon eingeplant, der erste fand wie einleitend betont statt. Die beiden genannten Autoren werden am 14. Februar, 18 Uhr, eben-falls im Kapitelzimmer den neuen Kunstführer zur Schwarzen Kirche vorstellen. Am Sonntag, dem 17. März, 11 Uhr, nach dem Gottesdienst in der Blumenauer Kirche wird Dr. Agnes Ziegler „Die Osterkanne der Schwarzen Kirche“ vorstellen.
Unter dem Motto „Mache dich auf,werde licht“ fand somit der erste Vortrag statt, dessen Ziel es war und sein soll, sich näher zu kommen, die Objekte kennenzulernen, sie nicht nur zu sehen, sondern auch zu berühren.
Diese befinden sich im Depot des Stadtpfarramtes, bestens gesichert, instand gehalten. Frank-Thomas Ziegler ging in dem Vortrag auf Lichtmetaphern aus der Bibel ein, auf die Rolle des Lichtes in den Kirchen, den diesbezüglichen Etappen vor und nach der Reformation, wo Gott und Christus im Licht stehen, das auch der Lebensbegleiter der Christen ist. Schon seit dem 4.Jahrhundert gibt ein Fest der Kerzenweihe, zu Mariä Lichtmess, das am 4. Februar begangen wird. „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“ ist bei Johannes 8,12 zu lesen. Die Kerzenleuchter gehörten bis zur Reformation dazu, das Licht an Altar zu spenden. Ab dem 12. Jahrhundert entwickelten sich die Altarleuchter. Philosophen bezeichneten Gott als Vater des Lichts, Christus als das erste Strahlen. Auch die Architektur der Kirchen passte sich an, durch die Vitralien strömte mehr Licht ein. Als besonderes Beispiel boten die beiden Vortragenden die von Archäologen auf Martinsberg ausgegrabenen Leuchter, die aus gebranntem Ton bestehen und naturgetreu restauriert werden konnten. Dann stellten sie die Altarleuchter aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vor, Scheibenleuchter, deren Produktionszentrum in West-Nürnberg stand, was auch auf eine Beziehung zu diesem Zentrum hinweist. Leuchter aus Silber gab es auch vor der Reformation, wurden aber in der evangelischen Kirche nach der Reformation durch andere ersetzt. Martin Luther betonte, der Gottesdienst bestehe in der Hinwendung zu Gott. In der Mitte der Kirche steht das Wort Gottes. Die Kanzel steht daher in der Mitte der Schwarzen Kirche.
Wir haben noch die Altarleuchter in der Kirche, in den reformierten sind diese nicht mehr. Damasus Dürr (gest. 1585) war für die Beibehaltung dieser Leuchter in der Kirche. Eingeführt wurden die faszinierten Zuhörer in die Entwicklung der Kerzenleuchter nach der Reformation, an den in der Kirche befindlichen Altären. Jede Zunft hat jährlich mit Wachs für die Beleuchtung beigetragen. Auf dem Seilergestühl gibt es noch eine Stellprobe von 1693. Nonnen waren vor allem vor der Reformation zuständig für die Erstellung der Kerzen, der Hochaltar wurde vom Licht der Kerzen in Szene gesetzt. Als der neue Altar 1865/1866 gebaut worden war, wurde der alte in die Obervorstädter Kirche verlegt.
Aus der Zeit stammen die beiden neugotischen Silberleuchter, die der Eisenhändler Eduard Kamner zur Erinnerung an seine junge,früh verstorbene Frau gespendet hatte. Erst 1913 wurde das elektrische Licht in der Kirche eingeführt.
Die im Lauf der Jahrhunderte verwendeten Leuchter sind somit ein beredetes Beispiel des geistlichen Lebens.