Für die Kronstädter evangelisch-kirchliche Honterusgemeinde bedeutetet es nicht nur ein Stolz, in Besitz eines der größten mittelalterlichen Baudenkmäler zu sein, sondern auch die Aufgabe, diesen Bau in Stand zu halten und seine bauliche Existenz für die kommenden Generationen und Jahrhunderte zu sichern. Bekanntlich ist die Schwarze Kirche durch ihre Dimensionen vorläufig noch bis zur 2018 vorgesehenen Einweihung der Kathedrale der Nation in Bukarest, die größte Kirche des Landes, aber auch die größte mittelalterliche gotische Kirche östlich von Wien bis Istanbul. Sie ist 90 m lang, 25 – 37 m breit, der Turm 65 m hoch. In den Jahren 1383 – 1516 wurde die Kirche erbaut, mehrmals repariert und nach dem großen Stadtbrand vom 21. April 1689, in mehreren Etappen wiederaufgebaut und renoviert. Ein akutes Problem stellt nun der Dachstuhl dar, an dem Reparaturen im Vorjahr eingeleitet wurden. Im Rahmen einer öffentlichen Aussprache organisiert von der Honterusgemeinde und dem Deutschen Kronstädter Ortsforum zu dem Thema „Der Dachstuhl der Schwarzen Kirche. Aktuelle Probleme und Maßnahmen“ an der sich ausgewiesene Fachleute, ein interessiertes in- und ausländisches Publikum beteiligten, kamen die diesbezüglichen Probleme zur Aussprache.
Begrüßt wurden alle Anwesenden von Thomas Şindilariu, Vorsitzender des Ortsforums, der bei diesem Anlass die Vertreter der Honterusgemeinde als Gäste begrüßen durfte, und auf die Bedeutung dieses Projektes einging, das der gesamten Gemeinschaft – siehe Kirche und Forum – dienlich ist. Denn so wie der Theologe Damasus Dürr im 16. Jahrhundert in seinem Werk betonte, das in einer Neuauflage erscheinen soll, „eure Väter haben Burgen gebaut, ihr seid nicht im Stande Dächer zu bewahren“, soll gerade dieser sinngemäße Ausspruch in Kronstadt widerlegt werden. Vor wenigen Jahren wurde auch der Dachstuhl der Bartholomäer Kirche repariert. Ein Projekt zur Reparatur des Dachstuhls, an dem namhafte Experten, aber auch Fachleute des Stadtpfarramtes mitarbeiten, wurde im Vorjahr eingeleitet.
Einleitend zu der Zusammenkunft, die im Rahmen der Deutschen Vortragsreihe am Dienstag, dem 21. Juni, im Festsaal des Kronstädter Forums stattgefunden hat, stellte Richard Sterner, Direktor für Immobilienverwaltung im Rahmen des Stadtpfarramtes die Mitwirkenden an diesem Projekt vor: Dipl.-Arch. Edmund Olsefszky, aufsichtsführender Architekt der Arbeiten, Dipl.-Ing. Csaba Bodor und Dipl.-Ing. Samuel Ferenczi, zuständig für Struktur und Projekt, ,Dr. Livia Bucsa, Restauratorin und Expertin für biologische Anfälle, die dann auch in jeweilige Bereiche einführten und anschließend auf Fragen antworteten, Dr. Istvan Botar (Dendrochronologie), Dipl.-Ing. Dr. Maria Dumbrăvician, Restaurator für Fresken und Stein, Dipl.-Ing. Călin Bârzu (Steinrestaurator), Geologin Dipl.-Ing Dr. Anca Luca (Mineralogie, Petrographie).
Seitens des Bauherrn, die Honterusgemeinde, arbeiten an dem Projekt Cristina Schuller, Gabriela Marica, Richard Zaur (Logistik, Bau, Unterlagen), Dr. Agnes Ziegler (Urkunden und Archiv), Mihaly Gotsman, zuständig für die technischen Durchführungen, Cătălin Alba, Baustellenleiter. Richard Sterner ist für die Koordination zuständig. Er betonte auch, dass die letzten Arbeiten am Dach in den Jahren 1982 und 1992 durchgeführt worden sind. Anhand von Bildaufnahmen zeigte er, dass die Dachhaut an einigen Stellen undicht ist, dass die in den Jahren 2012 und 2013 vorgenommenen Reparaturen an der Innenseite die Mängel nicht beseitigt hat. Auch wurde an drei Stellen Hausschwamm festgestellt. Somit müssen Reparaturen und Wartungsarbeiten auch laut bisheriger Projekte und Studien sowie der Angaben aus Urkunden durchgeführt werden. Nicht zu übersehen sind die Projekte der Architekten Günther Schuller, Ulrich Keicher, Hermann Fabini, der ehemaligen Denkmaldirektion (DMI), die Reparaturen und Restaurierungen an der Schwarzen Kirche in letzten Jahrzehnten vorgenommen haben. In den im Vorjahr vom Juni bis November vorgenommenen Arbeiten am Dachstuhl beteiligten sich Steinrestauratoren, Klempner und Alpinisten (Cseresznyes Szilmar mit seinen Mitarbeitern), an den Zimmermannarbeiten und als Schädlingsbekämpfer Gal Tihamer mit vier Mitarbeitern.
Für die Arbeiten waren 200.000 Lei vorgesehen, die Ausgaben stiegen aber auf 293.500 Lei einschließlich für Studien und Projekt. Auch sah man sich mit mehreren Herausforderungen konfrontiert. Handwerker mussten geschult werden, um authentische Arbeiten durchzuführen, entsprechende Baumaterialien wie authentische Dachziegeln und gutes Holz beschafft werden, die Logistik gesichert und entsprechende Entscheidungen getroffen werden. Nicht als letztes musste die Finanzierunggesichert werden, dieses aus EU- Mitteln und norwegischen Fonds. Geschätzt wird, dass die Arbeiten am Dachstuhl ca. zehn Jahre andauern werden und in Etappen durchgeführt werden müssen. Sämtliche Schäden werden dabei behoben, Ziegel müssen versetzt werden.
Dabei werden sicher auch andere Dringlichkeiten entdeckt, wie Reparaturen an Statuen, an der Fassade, ein moderner Blitzableiter muss montiert werden, der Zustand der Glocken geprüft werden. Jährlich wird aus den Einnamen der Schwarzen Kirche 16 Prozent für Instandhaltung und Reparaturen beigesteuert werden. Auch wurde die Frage nach einer eigenen Dombauhütte gestellt. Darüber wird noch beraten. Tatsache bleibt, dass nach jedem Erdbeben, Unwetter, Schneeschmelze eine Kontrolle vorgenommen werden muss, um eventuell verursachte Schäden schnell zu beheben, wie Presbyter Dr.-Ing. Dieter Simon in seiner Darstellung betonte, er machte auch auf die Qualität des verwendeten Holzes aufmerksam.
Interdisziplinäre Forschungen
Für ein Projekt dieser Ausmaße wurden interdisziplinäre Forschungen auch mit anderen Fachleuten vorgenommen, betonte Dr. Agnes Ziegler, die in Urkunden und im Archiv bezüglich der im Laufe der Jahrhunderte vorgenommenen Reparaturen nachforschte. Sicher stammt das erste Dach aus der Zeit des Baus der Kirche. Der Chor wurde in den Jahren 1380 bis 1410, das Schiff in den Jahren 1440 bis 1470 errichtet. Vermutlich war das ursprüngliche Dach mit Schindeln bedeckt und stützte sich nicht auf die Mauer, sondern auf eine Galerie. Laut Chroniken ist das Dach in der Mittagszeit in Flammen aufgegangen und stürzte ein. Mit dem Wiederaufbau des Daches wurde ein Zimmermann aus Schäßburg, Michael Jüngling, beauftragt, der hier von 1689 bis 1696 auf Kosten der Stadt untergekommen war und dem Unterkunft, Verpflegung, Getränk auch für seine Mannschaft zugesichert worden waren. Dieses ist eine Zeitspanne, aus der die meisten Daten stammen, die aus den Verträgen, die mit dem Tischlermeister abgeschlossen wurden, ersichtlich sind. Als erstes wurde das Turmdach errichtet, 1691 war das Dach über dem Chor fertig und 1696 das Dach über dem Schiff. Dr. Agnes Ziegler konnte weitere interessante Details bieten. Beispielweise, dass Jüngling viel Zeit in den Stadtwäldern verbrachte, um die entsprechenden Holzarten auszukundschaften, die benötigt wurden. Aus Angst vor einem neuen Brand wurden auf den Dachboden Fässer gebracht und mit Wasser vom Frühjahr bis Winter gefüllt. Weitere Arbeiten am Dachstuhl sind im Jahre 1821 vermerkt.
Komponente des historischen Stadtkerns
Andere Eingriffe sind nicht bekannt bis Anfang des 20. Jahrhunderts, als von 1912 – 1999 mehrere Restaurierungsetappen an der Schwarzen Kirche verzeichnet werden können. Was den Baustil des Dachstuhls betrifft, kann behauptet werden, dass dieser bis zum großen Brand von 1689 gotisch war, danach ist er so erbaut worden, wie er uns heute bekannt ist. Arch. Edmund Olsefszky als Projektleiter unterstrich in seinem ausführlichen Referat die Bedeutung, die jeder Restaurierung, jedem Eingriff an einem geschichtlichen Baudenkmal zukommt, da dies im Kontext des gesamten historischen Kerns der Stadt geschehen muss. Die Schwarze Kirche als Baudenkmal von außerordentlicher nationaler Bedeutung spielt eine wichtige Rolle auch im Kulturtourismus.
Deshalb müssen alle Ideen bei einem solchen Projekt davon ausgehen, dem gesamten historischen Umfeld keine Veränderungen zu bringen. Der Dilettantismus hat bei einem solchen Vorhaben nichts zu suchen. Man sollte auch an die Erfahrung der Architekten anderer Städte wie beispielsweise Hermannstadt oder Temeswar appellieren, die ähnliche Projekte durchgeführt haben. Die Arbeiten an einem Dachstuhl, in diesem Fall der Schwarzen Kirche, sind von sehr großer Bedeutung für das gesamte Baudenkmal. Die nun ausgearbeiteten Studien haben als Basis die Eingriffe, die in den Jahren 1967 – 1977 von der damaligen Denkmaldirektion (DMI) vorgenommen worden sind.
Die Arbeiten bringen keine architektonischen Änderungen mit sich. Sollten aber auch nie auf sich warten lassen, wenn man Schäden nach besonderen Naturereignissen feststellt. Die Expertin Dr. Livia Bucsa bezog sich auf biologische Aspekte, die festgestellt worden sind. Die Holzarten des Dachstuhls, der aus drei Ebenen besteht, wurden untersucht. Einige Elemente auch makroskopisch, um gleiche Holzarten bei den ausstehenden Arbeiten zu verwenden. Die Teile, die großen Widerstand leisten sind aus Eichenholz, der Großteil der anderen Teile sind aus Fichtenholz. Sie machte auf mehrere biologische Schäden aufmerksam, wobei einige Holzteile vom Schwamm befallen sind. Im westlichen Teil sind mehrere derartige Stellen festgestellt worden. Auch Insekten verursachen Schäden, wie auch physisch-chemische Einwirkungen. Die biologischen Schäden sind nicht sehr groß, erklärte die Expertin, und sind an allen historischen Bauten anzutreffen. Die betroffenen Holzabschnitte müssen unterschiedlich behandelt werden.
Das alte, gesunde Holz benötigt das nicht. Anschließend befassten sich Dipl.-Ing Csaba Bodor und Dipl.-Ing Samuel Z. Ferenczi mit Aspekten der Holzstruktur, den Dreiecken bestehend aus zwei Sparren und je einem Deckenbalken, anhand auch von Skizzen, die Vergleiche von Reparaturen zeigten, die am Dachstuhl 1692, 1820, 1900 und dieses Jahr vorgenommen worden sind. Gereinigt werden müssen diese von der dicken Staubschicht und den organischen Ablagerungen, desgleichen müssen auch die Metallelemente gesäubert werden. Die fachkundigen Ausführungen der Experten führten, wie schon betont, auch zu Fragen und Vorschlägen, auch zu den dabei verwendeten Baumaterialien, den Ziegeln. Da die industriell hergestellten nicht entsprechen, wurden bisher die aus dem eigenen Bestand verwendet, weitere 10.000 sind in Băţanii Mari bestellt worden, die manuell hergestellt werden. Stellung zu dem Thema nahm auch der Diplomingenieur aus Thüringen, der seine Bewunderung für den Baubestand an Kirchenburgen äußerte, aber auch warnte, nicht Fehler zu begehen, die beispielsweise in seiner Heimat gemacht wurden. Bei anstehenden Reparaturen sollten diese schnell durchgeführt werden, und dabei alle Voraussetzungen der Denkmalpflege erfüllt werden. Man solle nicht warten bis große Reparaturen benötigt werden, da dann immer auch andere Materialien zum Einsatz kommen und Änderungen an der Baustruktur erforderlich werden.
Stadtpfarrer Christian Plajer betonte abschließend, dieses seien nur Schlaglichter, die vorgestellt worden sind, dankte den Fachleuten für ihren Einsatz für dieses Projekt, das ein Riesenunterfangen darstellt und zehn Jahre , wenn nicht auch mehr benötigt, um durchgeführt zu werden. Auch sei es nicht selbstverständlich, dass sich hier eine solche Gruppe von Experten zusammengefunden hat, da es nur noch wenige solcher kompetenter Fachleute gibt. Die meisten sind ausgewandert und setzten ihr Wissen in anderen Ländern ein. Diese gemeinsam organisierte Veranstaltung zwischen Kirchengemeinde und Forum, hat ein gemeinsames Ziel verfolgt: das der Sicherung der Zukunft dieses einmaligen Baudenkmals unserer Gemeinschaft.