Wer ist das „mit schwalben am hut“ und „mit grillen in den taschen“? Ein Sonderling vielleicht, „ein lieber narr“? Oder ein Dichter der so bleiben will, wie er ist, eben anders als die Anderen. Schwalben unterm Hut hört man eher und denkt dabei an einen, der aus Dummheit, aus Trotz oder aus welch immer Gründen, nicht seinen Hut zum Grüßen lüften will.
Balthasar Waitz beschreibt in den drei Zyklen seines Lyrikbandes seine Welt, die wir ein wenig auch kennen. Denn in manchen Gedichten geht es ums Dorfleben, um alte Frauen, die erzählen, um einen Großvater, der Weltkriege und Deportation mitgemacht hat, um einen ausgewanderten Vater, um Kirchen, die einsam da stehen, um Pendler, um Kneipen. Diese Welt ist klein und allein und „es geschieht ungeheuer viel“ wie das vorletzte Gedicht heißt – aber eigentlich nichts, was mit einem mit Schwalben am Hut zu tun haben könnte.
Zum Glück gibt es die Liebe, die Jahreszeiten, die Pflanzen und Tiere. „ich könnte deine kirche sein/ wenn du an mich glaubst“ heißt es im ersten Zyklus „ich liebe dich sehr wie du nicht bist“. Aber „das mädchen“ oder „die damen“, „susanne“ oder „susie“ oder die „geliebte“ sind eine Welt für sich, inspirierend für einen Dichter, obwohl sie mit dem Dichten nicht viel anfangen können, es nicht verstehen, sich davor vielleicht auch fürchten.
„es ist nicht leicht dich liebzuhaben“ ist eine Folge davon, vor allem, wenn die Liebste „zwei herzen“ hat: „eins übervoll zum ausschütten / wie deine braune handtasche das andere/bittersüß ist es /wie die heidelbeere“.
Die Welt verfügt inzwischen über modernste Technik, handys, smartphone. „die neue religion/ noch besser als macdonalds“ heißt es im Gedicht „gebet“, das nicht nur durch den Titel auffällt. „diese telephone haben aus deiner welt eine kathedrale gemacht/ eine riesige himmlische telefonzelle“ - solche Bilder merkt man sich und bedankt sich beim Mann mit Schwalben am Hut.
In dieser, aber in einer doch fernen Welt (siehe „frankfurt a.m.“) regelt die Technik den Verkehr und teilt, via Bankautomaten, Geld aus. Die Leute „sind alle draußen am fluss jawoll“ und bekunden ihre Solidarität mit Opfern im nahen Europa, „unten“ denn a.m. steht für Frankfurt am Mond.
Balthasar Waitz hat uns „mit schwalben am hut“ überrascht. Es lohnt sich, seine Gedichte zu lesen und wiederzulesen, und eine kleine Flucht vor schwacher Politik, Werbung und Kitsch zu unternehmen.