Erschütternde Fotografien eines Jahrhunderts

Robert Capa Ausstellung in Kronstadt

Robert Capa in einem Café, fotografiert von Ruth Orkin (Paris, 1952).
Foto: www.jhm.nl

Eine durchaus sehenswerte Wanderausstellung kann im Kronstädter Kunstmuseum bis zum 11. Dezember besichtigt werden. Es geht um Fotografien eines berühmten Kriegsreporters des 20. Jahrhunderts, Robert Capa (1913-1954). Die 68 Lichtbilder in Schwarzweiß thematisieren aus unmittelbarer Nähe die bedeutendsten (negativen) politischen  Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts; Hinzu kommen Reisefotos u. a. aus der Sowjetunion, Ungarn oder Fernost.

Auf der Vernissage am vergangenen Mittwoch stellte Museumsdirektor Árpád Bartha das faszinierende Werk und die Biografie von Robert Capa vor. Der Lichtbildner wurde als Endre Friedmann in Budapest geboren und fotografierte schon ab seinem 17. Lebensjahr.

Aufgrund seines Engagements im Widerstand gegen Miklós Horthy musste er 1931 Ungarn verlassen und wohnte zunächst in Berlin, wo er Journalistik studierte. 1932 sorgten seine Fotografien von Leo Trotzki für großes Aufsehen – eine dieser Arbeiten ist in Kronstadt ausgestellt. 1933 siedelte er nach Paris um, wo er sich mit Berufskollegen wie  André Kertész, David Seymour und Henri Cartier-Bresson befreundete. Er arbeitete zuerst unter dem Namen André Friedmann, dann wählte er das Pseudonym Robert Capa. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Gerda Taro dokumentierte er den Spanischen Bürgerkrieg. Wie die Infoplakate im Kronstädter Kunstmuseum erklären, seien die ersten Erfahrungen als Kriegsreporter in Spanien für Capa zugleich eine „Schule“ und eine „große persönliche Tragödie“ gewesen – Gerda Taro wurde im Krieg tödlich verletzt.

1936 entstand das vielleicht bekannteste Lichtbild Robert Capas, das gleich beim Eingang in den großen Saal des Kunstmuseums gesehen werden kann. „Tod eines Milizionärs“ ist zu einem Symbolbild geworden, auch wenn es im Laufe der Zeit Behauptungen gegeben hat, denen zufolge die Szene nachgestellt sei.

1939 übersiedelte Capa in die USA. Den Zweiten Weltkrieg fotografierte er als Kriegskorrespondent – bei den Feldzügen in Nordafrika und Sizilien sowie bei der Landung der alliierten Soldaten in der Normandie am 6. Juni 1944 (D-Day). Hier entstanden zahlreiche wertvolle Bilder. Die Ausstellung in Kronstadt umfasst außerdem Fotografien aus dem UdSSR-Alltag, den Robert Capa gemeinsam mit dem Schriftsteller John Steinbeck dokumentierte, Schnappschüsse aus den Nahost-Siedlungen  wenige Tage vor der Unabhängigkeitserklärung Israels, sowie Bilder vom Aufstieg des Kommunismus im Ungarn der Nachkriegszeit.

1947 war Capa Mitgründer der bekannten Fotoagentur Magnum. 1954 machte er Aufnahmen vom Indochinakrieg – und kam in einem Unfall in Thai-Binh ums Leben.

Auch hier war er „an vorderster Front, ohne Waffen, nur mit der Fotokamera präsent“, wie Árpád Bartha abschließend hervorhob. Kein Wunder,  denn von Robert Capa stammen Sätze wie „Die Wahrheit ist das beste Bild“ oder „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran“. Die Ausstellung kann täglich (außer montags) von 9 bis 17 Uhr besucht werden.