Gegenseitiges Verständnis sollte vorausgesetzt werden

Der Petersberger Bürgermeister Marian Arhire spricht über den Wandel seiner Gemeinde

Blick auf die evangelische Kirche im Zentrum der Gemeinde

Marian Arhire ist seit 2020 der neue Bürgermeister von Peterseberg.

Petersberg hat laut ersten Ergebnissen der Volkszählung von 2021 heute eine Einwohnerzahl von 11.794 Einwohner. Zehn Jahre vorher waren es 4819 Einwohner. Die tatsächliche Bevölkerung dürfte noch größer sein. Man spricht von 15.600 ja sogar 18.000 Einwohner. Landesweit nimmt diese nur rund sechs Kilometer von Kronstadt entfernte Gemeinde Platz acht ein was den Bevölkerungswachstum betrifft. Bürgermeister Marian Eusebiu Arhire (USR) weiß, dass dieser Wandel große Herausforderungen mit sich gebracht hat, die es nun zu meistern gilt. 

Wer sind die neuen Petersberger? Warum haben sie sich da niedergelassen und was für Erwartungen haben sie? Sie kommen nicht nur aus Kronstadt, sondern aus dem ganzen Land, wobei vor allem jüngere Jahrgänge gut vertreten sind. Kronstadt war wohl zu teuer und so hieß die Alternative eben Petersberg. Und die meisten wollen da wie in der Stadt leben. Aber es gibt auch jene, die ein Haus samt Hof und Garten erstanden haben und eigentlich aus der Hektik einer Großstadt flüchten wollen. Und dann gibt es die „alten, echten“ Petersberger, manche noch mit Geflügel und einem Schwein in ihrer Wirtschaft. Unter ihnen auch rund sechzig Sachsen, weiß der Bürgermeister, die Nachkommen jener, die diese Burzenländer Ortschaft gegründet und geprägt haben. 

Das neue Petersberg findet man in dem Viertel „Sânpetru Residence“ im Südosten der Gemeinde bis nahe zum Lempesch – der Hausberg der Petersberger, der unter Naturschutz gestellt ist. Allein da leben rund 5000 Personen. Reihenhäuser und kleine dreistöckige Wohnblocks lassen dieses Viertel wie eine gepflegte Kleinstadt erscheinen. Aber es fehlen eine Schule, Kindergarten, Spielplätze und vieles mehr. Die Urbanisierung hat lediglich die Wohnfunktion verfolgt, sagt Arhire. Nun gilt es, auch andere Bedürfnisse der Bevölkerung ins Auge zu fassen. Das betrifft Bereiche wie Erziehung, Gesundheit, öffentliche Verkehrsmittel, Einkaufsmöglichkeiten, entsprechende Grünflächen und reicht bis zu einem … neuen Friedhof. Ansonsten ist „Sânpetru Residence“, wie auch „Subcetate“ (eine Wohngegend vorwiegend mit überdachten vierstöckigen Wohnblocks im Westen der Gemeinde) die typische „Schlafstadt“. Eltern fahren ihre Kinder zu Kronstädter Schulen, in Kronstadt wird gearbeitet, eingekauft. Dort sind die Hausärzte, dort wird wohl die meiste Freizeit verbracht. Das alles führt in den Stoßzeiten zu stockendem Verkehr auf der Kreisstraße DJ 103  - die einzige direkte Verbindung nach Kronstadt, wobei es glücklicherweise eineÜberführung über die Kronstadt-Umleitung gibt. 

Um eine nachhaltige Entwicklung der Ortschaft zu sichern, ist ein neuer allgemeiner Bebauungsplan (PUG) notwendig. Dort soll deutlich zwischen Wohnblocks und Häusern abgegrenzt, das Straßennetz vorgelegt werden und auch Petersberg symbolträchtige Architektur bewahrt und gefördert werden. Dazu gehört selbstverständlich die Kirchenburg und die evangelische Kirche aber auch das Straßenbild sächsischer Prägung so wie es am besten in der Kirchgasse, in der Vorgasse (heute str. Republicii) und in der Hintergasse (str. J.T. Meschendörfer) anzutreffen ist. „Egal von wo du kommst, wenn du dich da ansiedelst und da wohnst, so wirst du zum Petersberger“, sagt Bürgermeister Arhire. Die Geschichte der Ortschaft zu kennen, Brauchtum fortzuführen wäre wünschenswert im Fall der neu Zugezogenen. Das verlange  von ihnen ein gewisses Maß an Öffnung, was auch die bodenständige Bevölkerung gegenüber ihren neuen Mitbürgern aufbringen sollte. Dieses gegenseitige Verständnis wäre eine Voraussetzung für ein gutes Zusammenwachsen der Gemeinde. 
Arhire selbst ist in Kronstadt geboren und aufgewachsen, kennt aber die Gemeinde seit seiner Jugend sehr gut. Der studierte Ökonom erfüllte sich nach seiner Heirat (der Mädchenname seiner Gattin lautet übrigens Sânpetrean!) einen älteren Wunsch und siedelte nach Petersberg um. Hier startete er vor zwölf Jahren ein eigenes Unternehmen, das er nun als Bürgermeister zeitweilig aufgeben musste. Der 2020 mit klarem Vorsprung auf der USR-Wahlliste zum Bürgermeister gewählte Petersberger will im nächsten Jahr für ein weiteres Mandat antreten. Zu viele wichtige Projekte seien angestoßen worden und sollten verwirklicht werden, sagt er. In seinem Büro fehlt nicht das schöne Farbfoto mit einer Luftaufnahme der Petersberger Kirchenburg – ein Geschenk seitens der Petersberger HOG anlässlich der Feier zum erfolgreichen Abschluss der Sanierungsarbeiten und zur Neueinweihung der evangelischen Kirche im Herbst, ein Fest an dem er gern, wie auch an anderen Veranstaltungen der sächsischen Kirchengemeinde, teilgenommen hat.

Bürgermeister Arhire rechnet bei der Ausarbeitung und Umsetzung des neuen Bebauungsplans (der nun zur Debatte steht und bis Ende des nächsten Jahres vorliegen soll) auch mit einem besseren gesetzlichen Rahmen. Es geht vor allem um das Gesetz betreffend Metropolregionen, das kleineren Ortschaften in einem Ballungsraum mehr Spielraum für eigene Entscheidungen, also leichteren Zugang zu Geldmitteln und Förderungsmöglichkeiten, sichert. Dann könnte die Gemeinde Petersberg ihr dynamisches Wachstum festigen und ausbauen und all ihren Einwohnern den erhofften besseren Lebensstandard ermöglichen, ohne dass sie ihre spezifischen Merkmale aufgeben müssen.