Neuste Informationen und Standpunkte über die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Rumänien zur Förderung der Energie aus regenerativen Quellen, das Vorstellen von Wind- und Solarprojekten rumänischer und deutscher Betreiber und Hersteller sowie die Problematik der Energieeffizienz in Verwaltungs- und Bürogebäuden waren die Schwerpunkte des vierten Energietages Kronstadt, der am 25. Oktober im neuen Tagungs- und Ausstellungszentrum Braşov Business Park von „TTM-Transfer de Tehnologie şi Management“ in Zusammenarbeit mit der Kronstädter Industrie- und Handelskammer veranstaltet wurde.
Darüber hinaus bot die gut besuchte Tagung die Gelegenheit zu Gesprächen und Beratung mit den aus Deutschland und Österreich angereisten Vertretern bekannter Firmen die Anlagen zur Nutzung der Wind- und Solarenergie herstellen.
Rumänien habe vor allem in der schwach besiedelten Dobrudscha/Dobrogea ein „Riesenpotenzial“ was Windenergie betrifft. Unser Land könnte, neben Polen und der Türkei, in diesem Teil Europas zu einem der großen Windenergielieferanten werden. Nur mussten andere uns darauf aufmerksam machen, sodass erst 2007, mit dem Beitritt Rumäniens zur EU, erste Entwürfe für große Windparks entstanden, bemerkte ironisch Ionel Davidn der für Öffentlichkeitsarbeit des Rumänischen Verbandes für Windenergie zuständig ist.
Er wies auf der die Tagung begleitende Pressekonferenz auch auf eine andere „rumänische Besonderheit“ hin: die großen Investoren in Sachen Windenergie sind eigentlich dieselben Namen die auch am vom rumänischen Staat gutgeheißenen Ausbau des Kernkraftwerkes von Cernavodă beteiligt sind.
Sicherung einer Monopolposition oder hat man Zweifel über die Art und Weise wie die Windenergie in den nächsten Jahren vergütet wird?
Das müsste nicht der Fall sein denn endlich ist das Gesetz 220/2008 mit letzten Änderungen und Anwendungsbestimmungen in Kraft getreten.
TTM-Geschäftsführer Jürgen Ludwig stellte nach seiner Begrüßungsansprache die wichtigsten Bestimmungen des lang erwarteten Gesetzes vor, wie aber auch einige offen gebliebenen Fragen. Es geht dabei um das System der grünen Zertifikate die ausgezahlt werden, um die erhöhten Produktionskosten von erneuerbarer Energie auszugleichen, wie auch um die Vergütung für diese Energieherstellung aus Sicht der verschiedenen mitimplizierten Seiten (Produzenten, Versorger, Verbraucher und Broker, da diese Zertifikate an der Börse gehandelt werden können).
Da dieses System aals ein Eingreifen des Staates in die freie Marktwirtschaft gedeutet werden kann, war auch ein langwieriges Notifikationverfahren mit der EU notwendig, was die ganze Prozedur zusätzlich verzögerte. Auch von einer Überförderung derjenigen die neben Zertifikaten EU-Hilfen erhalten haben, war die Rede.
Der Vizepräsident der nationalen Energie-Regulierungsbehörde (ANRE) Petru Lificiu versprach im Namen dieser Behörde, für alle Fragen und Unklarheiten direkt oder schriftlich Antwort zu geben. Ob die Einspeisung der erneuerbaren Energie ins Landesnetz als prioritär und/oder garantiert zu verstehen ist, sei in großem Maße eine rechtliche Frage, von der aber allerdings vieles für die Zukunft der grünen Zertifikate abhänge.
Als persönliche Meinung gab Lificiu TTM-Geschäftsführer Ludwig, als dieser auf Grund der Diskussionen und Erfahrungen in Deutschland zum Thema Energiestrategie auch für Rumäniens Energiepolitik mehrere Vorschläge zur Diskussion stellte, in zumindest zwei Punkten Recht, und zwar: keine neuen Kernenergieanlagen und feste Einspeisevergütung an Stelle der grünen Zertifikate. Ludwig erwähnte auch noch den schnellen Ausbau der Ausgleichs-/Speicherkapazität, die Differenzierung nach der Standort-Qualität im Falle der Windenergie, die Förderung von Eigenverbrauch und Direktvermarktung sowie die Möglichkeit einer Direktabgabe an die Kommunen.
Konkreter und technischer ging es am Energietag nach der Pause zu. TTM-Projektmanager Martin Moise stellte kurz eine Mut machende Erfolgsstory vor: In sehr kurzer Zeit konnte ein rumänischer Investor mit zu 100 Prozent rumänischer Investition und unter TTM-Beratung bei Grebănu (Kreis Buzău) einen Windpark mit vier Windrädern (Turmhöhe 150m, Durchmesser 100 m) einrichten. Für den Kreis Kronstadt sind die Windbedingungen leider nicht so günstig um da ähnliche Anlagen effizient funktionieren zu lassen.
Bei Windgeschwindigkeiten um 5,5 m/s sei das selbst für einen Hersteller wie „Nordex“ eine „große Herausforderung“ sagte der Senior Sales Manager dieser Firma, Thomas Annegg. Er stellte auf der Tagung die neuste Nordex Schwachwind-Turbine N117/2400 vor – ein Beweis der kontinuierlichen Weiterentwicklung dank der auch in Gebieten mit weniger Windenergiepotential auf diese Form der erneuerbaren Energie zurückgegriffen werden kann.
Neben Details über den Bau von Solarparks und -anlagen wurde auf dem Energietag auch über reduzierten Energieverbrauch in Gebäuden gesprochen. TTM will dabei mit gutem Beispiel vorangehen. Die Firma plant den Bau eines „passiven Hauses“ also eines Gebäudes, das ausschließlich über erneuerbare Energie versorgt wird. Das Gebäude soll eine Bürofläche von rund 900 Quadratmeter haben und als TTM-Sitz sowie zu Demonstrationszwecken dienen. Für Kronstadt, bekanntlich die „grüne Hauptstadt“ Rumäniens, wäre das eine Pionierleistung, die den Ehrgeiz untermauert, auch als europäische grüne Hauptstadt zu kandidieren.