Im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg fanden in Waiblingen eine Reihe von Veranstaltungen statt, wie etwa der Wettbewerb der baden-württembergischen Chöre, moderiert von SWR 4, wo Ministerpräsident Erwin Kretschmann unter anderem auf den Wert der Heimat und der Tradition hinwies. Unter dem Motto „Heimat und Glaube“ präsentierten sich in der „Ausstellung zur Geschichte der Heimatvertriebenen, Flüchtlinge und Aussiedler“ zwischen dem 23. und 25. Mai im „Ökumenischen Haus der Begegnung Korber Höhe“ folgende volksdeutsche Gemeinschaften: Russlanddeutsche, Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Ungarn-, Sudeten- und Karpatendeutsche, sowie die Deutschen aus Schlesien.
Eröffnet wurde die Ausstellung am 23. Mai mit Sektempfang, einer kleinen Bewirtung und mit einer musikalischer Umrahmung durch die Pianistin Fr. Töws und mehrere Chöre.
Durch das bewundernswerte Engagement von Frau Lienert, ehemalige Kulturreferentin der Kreisgruppe Waiblingen der Siebenbürger Sachsen und frühere Lehrerin in Agnetheln, und ihres Ehegatten, Dr. Harald Lienert, sowie weiterer engagierter Bürger aus Waiblingen, war die Präsentation der Siebenbürger Sachsen sozusagen ein voller Erfolg. In ihrer Ansprache wies Frau Lienert darauf hin, dass die Kirche in Siebenbürgen nicht bloß eine religiöse Institution war, wie sie den meisten Besuchern heute bekannt ist, sondern sie war identitätsstiftend und gemeinschaftsfördernd für die Siebenbürger Sachsen in ihrer über 850-jährigen Geschichte, ein Symbol der Nächstenliebe und der Gemeinschaft, wie man es sich heute nur wünschen kann. In den folgenden Tagen waren die unzähligen Besucher beeindruckt vor allem von der Ausstellung der Siebenbürger Sachsen, die räumlich den größten Platz einnahm und aus mehreren Schautafeln mit Karten, Kirchenburgen- und Trachtenfotos, einer siebenbürgischen Miniatur-Bauernstube und zwei beeindruckenden Trachtenpuppen in Sonntagstracht bestand.
Am Sonntag war der ökumenische Gottesdienst der Höhepunkt. Anwesend waren Gläubige der drei großen christlichen Konfessionen, die in der Nachkriegszeit bis heute von der Migration aus Osteuropa direkt betroffen waren: katholische, evangelische und orthodoxe.
Rührend war die Predigt von Frau Bohnet, die beeindruckend eine biblische Geschichte vortrug, in der sie unter anderem auf die Nächstenliebe und auch auf die moralische Verantwortung des Gastgebers einging, die auch in der heutigen Zeit aktuell sind, denn als Gastgeber weiß man nie, wann man unter seinen Gästen einen wahren Engel beherbergt. Und sie sagte, wie das heutige Waiblinger Viertel Korber Höhe vor etwa 50 Jahren entstanden ist, zuerst als eine Siedlung von sogenannten Heimatvertriebenen, so wie an vielen weiteren Orten Deutschlands.
Dieses Viertel ist bis heute zu einem der größten und modernsten der Kreisstadt Waiblingen gewachsen. Und das Wichtigste ist, dass die Gemeinschaft auf der Korber Höhe nicht etwa bloß eine Arbeitsgemeinschaft ist, wie beispielsweise die Porschesiedlung in Stuttgart, oder wie viele andernorts, sondern diese Gemeinschaft ist eine Lebensgemeinschaft. Denn hier gibt es nun mehrere Kindergärten, das große Salier-Schulzentrum mit allen Schulformen, Jugendhaus, Bungalows, Villen, Mehrfamilienbauten, Hochhäuser, Post, Apotheke, Banken, Geschäfte, Klinik, zwei Altenheime … und vor allem das Ökumenische Haus der Begegnung, wo unter anderem sonntags „unter einem Dach“ evangelischer und katholischer Gottesdienst stattfindet – ein Symbol der Verbundenheit und des Gemeinschaftsgefühls. So manchem Siebenbürger Sachsen, der an eine große, jahrhundertealte Kirche in Siebenbürgen denkt, wird der hiesige helle, modern erscheinende Kirchenraum, mit der weiß strahlenden Orgel etwas fremd erscheinen, und er betrachtet sicherlich die altehrwürdige Michaelskirche im Tal liebevoll, da sie etwa der evangelischen Kirche im siebenbürgischen Sächsisch Regen ähnlich sieht. Aber die modern anmutende Kirche auf der Korber Höhe ist das Symbol für Zukunft und für eine neue Heimat.
Fotos zur genannten Ausstellung und von den Feierlichkeiten können Interessenten in der Fotogalerie unter siebenbuerger.de (linke Spalte) bewundern. Dafür gebührt dem Waiblinger Profifotografen Herwart Licker ein herzliches Dankeschön, weil er da mit geschultem Auge so manches liebevolle Detail festgehalten hat, ähnlich wie früher in Zusammenarbeit mit dem bekannten Architekten Hermann Fabini bei der Restaurierung mancher siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburg.