Die kürzlich erschienene Neuauflage der „Rudimenta Cosmographica“ (Grundzüge der Weltbeschreibung), die wir in unserer vorangegangenen Ausgabe ausführlich vorstellten, ist nun auch im öffentlichen Rahmen von zweien der Herausgeber präsentiert worden. Nach der Buchvorstellung des Bandes in Budapest wurde dieser in Hermannstadt vorgestellt, wo dieser auch unter besten drucktechnischen Voraussetzungen in der Honterus-Druckerei erstellt wurde. Am nächsten Tag, Freitag, dem 13. November, wurde dieser dann gleich dreimal in Kronstadt einem sehr interessierten und fachkundigen Publikum präsentiert.
Die Vorstellung nahmen zwei der Herausgeber vor: Thomas Şindilariu, Leiter des Archivs des Kronstädter Honterusgemeinde und Vorsitzender des Stadtforums, und Dr. Robert Offner aus Regensburg. Die erste Begegnung mit den Lesern fand im ungarischen Lyzeum „Aprily Lajos“ statt, dann im dem Casa Mureşenilor-Museum, wo sich auch die beiden Kinder der Übersetzerin ins Rumänische Valeria Căliman, Dr. Sânziana Ileana Migia und Prof. Călin Căliman beteiligten. Die Reihe der Buchvorstellung dieses Tages wurde dann im Festsaal des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt abgeschlossen.
Nachdem Thomas [indilaru die Anwesenden an diesem besonderen Ereignis begrüßte, betonte er, dass Honterus vor der Reformation etwas ganz besonderes unternommen hat, und zwar eine Schulreform. Der Prozess begann praktisch 1535, wobei die von ihm verfassten Bücher von einem gehobenen, fast universitären Unterricht zeugen. In die Weltbeschreibung hat Honterus die meiste Arbeit gesteckt. Die 1366 lateinischen Hexameter bilden diese bedeutendste Schulenzyklopädie seiner Zeit. Der Antrieb eine Neuauflage der Rudimenta aus dem Jahre 1542 herauszubringen, ist sehr alt, betonte er. Dr. Paul Binder, Dr. Arnold Huttmann, Dr. Heinz Heltmann, Gernot Nussbächer, Valeria Căliman und Dr. Lore Poelchau nahmen sich 1988, vor der Wende, diesem Projekt an, konnten es aber nicht zu Ende führen. Robert Offner habe sich diesem nun vor drei Jahren „wie ein Fußballspieler mit Torinstinkt“ angenommen, wie Thomas [indilariu betonte, und in Zusammenarbeit mit mehreren Historikern und Forschern konnte nun das Projekt zum Abschluss gebracht werden.
Dr. Robert Offner ging dann in seiner Vorstellung dieser Neuauflage auf zum Teil wenig bekannte Aspekte ein. Die Rudimenta wurde in mehreren Auflagen von Honterus gedruckt. Die erste in Krakau im Jahr 1530. Insgesamt 96 Neuauflagen, die letzte 1542 sollten es werden. Beim 50. Jahrestag des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde engagierte sich Robert Offner das Buch herauszubringen, was nach drei Jahren den vier Herausgebern Ulrich A. Wien, Harald Roth, Thomas Şindilariu, Robert Offner nun auch gelungen ist.
Bezogen auf das Schaffen und Leben von Johannes Honterus betonte Robert Offner, dass trotz der Fülle an Daten über den Humanisten einige Dinge wie Name, seine Aufenthalte, oder über seine Familie nicht klar sind. Wichtig aber ist, was er geleistet hat. Beispielweise waren seine Aufenthalte in Wien, Basel und Krakau bekannt. Weniger aber über den in Regensburg, wo er Gast von Johannes Turmair (Aventinus), der auch Schulbücher heraus gegeben hat, war. Dieser hat auch die erste Landkarte Bayerns entworfen. Hier soll er sich drei Wochen aufgehalten haben. Da erscheint auch sein Name als Joh. Hynter. Auch in Ingolstadt war er bei einem Freund von Aventinus, Apianus. Dann in Nürnberg bei Sebald Heyden, in Straßburg bei Johannes Sturm.
Honterus verbesserte die Auflage der Rudimeta von 1541 und gab die von 1542 heraus, die auch mit einem Anhang an Landkarten versehen ist. Da findet man auch die Bezeichnungen auf der Karte Dacia, Transylvania, Valachia und Moldauia. Er erweist dabei seine großen geographischen Kenntnisse, einschließlich durch die Weltkarte. Dieser Kartenanhang war eine Pioniertat für seine Zeit. Gegliedert ist die Weltbeschreibung in Astronomie, die Kosmographie Europas, Asiens und Afrikas. Er stellt weiter darin den menschlichen Körper, Tiere und deren Eigenschaften vor, aber auch 168 Krankheiten. Auch im sozialen Bereich geht er auf Ämter, Würden, Stände ein, stellt Lebensmittel vor.
Leider sind die Schulbücher von Honterus und Valentin Wagner viel zu wenig bekannt, während andere die nicht so komplex sind und in dem Mittelalter erschienen, weit verbreiteter sind. Daher wäre es an der Zeit, in Kronstadt ein Gedenkmuseum mit Forschungszentrum einzurichten, wo Forscher aus der ganzen Welt sein Werk unter die Lupe nehmen könnten, es verbreiten sollen. Eine Kulturtat, die die Stadt voll verdienen würde. Die nun erschienene Neuauflage müsste an Bibliotheken in der ganzen Welt, an Kultur- und Schulhistoriker geschickt werden. Mit dem Aufruf „Kinder: Honterus ist wieder da!“ schloss Robert Offner seinen Vortrag. Das mit Dr. Robert Offner anschließend geführte Interview werden wir in unserer nächsten Ausgabe veröffentlichen.
Anlässlich des 500. jährigen Jubiläums seit der Reformation, das 2017 begangen wird, gibt es einen willkommenen Anlass Johann Honterus als Reformator und Schulmann mehr in den Vordergrund zu setzen.