„Ich habe mir schon immer gewünscht, meine Werke auszustellen“, sagte Dr. Carmen Elisabeth Puchianu am Samstag, dem 3. Mai, bei der Vernissage ihrer ersten Ausstellung „Konterfeis zwischen Realität und Fiktion. Skizzen“ in der INSPIRATIO-Kunstgalerie. Die Kronstädter Schriftstellerin und Theatermacherin, „eine besondere Dame Kronstadts“, wie Edith Olosz, Geschäftsführerin von INSPIRATIO, sie nannte, stellt sich nun auch als Zeichnerin vor.
Eine lebenslange Leidenschaft
Das Zeichnen mit Bleistift ist Puchianus früheste künstlerische Ausdrucksform, die sie mit kürzeren oder längeren Unterbrechungen seit Jahrzehnten begleitet. Sie zeichnet mit einer unglaublichen Freiheit und immer, wenn sie motiviert ist, wie Dr. Roxana Păsculescu, Kunsthistorikerin und -kritikerin und Redakteurin bei Radio România Cultural, die die Ausstellung vorstellte, erläuterte. „Ich habe früh verstanden, dass man von Kunst nicht leben kann, vor allem nicht in Rumänien“, sagte Puchianu, sie habe ihre Leidenschaft aber nie aufgegeben und habe immer wieder gezeichnet, unter anderen bei jeder Parteisitzung (Anm. d. Red. im Kommunismus). Ihre Bleistiftskizzen stellen Beobachtungen ihrer eigenen Familienangehörigen und Auserwählten des engeren Freundeskreises dar, sowie auch Selbstportraits – diese „meist in karikiert grotesker Verfremdung“, so die Künstlerin. Ein Teil der in den letzten 20 Jahren geschaffenen Arbeiten ist nun auf den Wänden der Kunstgalerie im Honterushof zu sehen. „Mein zeichnerisches Anliegen ist weniger eine naturgetreue Repräsentation menschlicher Porträts, als viel mehr die Wiedergabe von Allüren, Haltungen und inneren Emotionen, so wie diese sich in Physiognomien, Gesten und Körperhaltungen reflektieren. Die meisten Skizzen geben fiktive Konterfeis wieder, deren Vorlagen in meinen Texten zu finden sind oder auf reale Figuren zurückgehen, die mir irgendwann irgendwo aufgefallen waren und als Momentaufnahmen festgehalten worden sind.”
Die Künstlerin schmeichelt ihren Modellen nicht
„Was wir also auf dem Papier sehen, ist das Ergebnis direkter, manchmal verspielter, manchmal boshafter Beobachtung. Die Künstlerin schmeichelt ihren Modellen nicht, idealisiert sie also auch nicht. Ihre Selbstporträts zeichnen sich ebenfalls durch eine ‚chirurgisch‘ präzise Analyse aus“, sagte Dr. Roxana Păsculescu. Realität und Fiktion treffen sich in Puchianus Skizzen wieder.
Einen besonderen Platz in den Zeichnungen nimmt ihr Hund Bauschan ein, dem eine ganze Wand im Raum gewidmet ist. Bauschan ist alleine aber auch gemeinsam mit der Künstlerin nachgebildet. „Erst in diesen Werken tritt die Zärtlichkeit der Künstlerin zutage – im weniger scharfen Strich, in der Beachtung der Proportionen und in der Darstellung von Bauschan anhand seiner vertrauten Züge. Während die Darstellung des Menschen fast ausschließlich im karikaturistischen Stil gehalten sind, spiegeln die Zeichnungen von Bauschan eine innige Erinnerung an eine gemeinsame, glückliche Zeit mit ihm wider – ein Zugang voller Sanftheit“, so die Kunstkritikerin.
Bei der Vernissage bedankte sich Dr. Carmen Elisabeth Puchianu bei den anwesenden Künstlern für die Aufnahme in ihre Branche. „Konterfeis zwischen Realität und Fiktion. Skizzen“ kann bis zum 29. Mai täglich besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.