Seit Ende März verzieren die ohnehin schönen Räumlichkeiten der INSPIRATIO-Kunstgalerie am Johannes-Honterus-Hof Bilder von Pflanzen. Sie zeigen Blätter, Blüten und Stengel in einer ganz besonderen Art, die den meisten Betrachtern fremd ist - auf blauem Hintergrund. Künstlerin Cornelia Tersanszki hebt anhand der von ihr beliebten Technik der Zyanotypie die Einfachheit und Schönheit der Pflanzenwelt hervor und veranschaulicht erstaunliche, wundersame Auszüge aus der Natur. Der Fotograf dieser Bilder ist die Sonne. Denn nur sie kann am besten auf dem Papier, das mit einer fotografischen Lösung aus Eisensalzen und destilliertem Wasser bestrichen ist und auf dem die Künstlerin die Pflanzen nach Belieben legte, die Einzelheiten ablichten. Das Ergebnis sind Weiß-, Creme- und Blautöne.
Alternative Fotografie
Die zahlreichen Nuancen und die übereinander liegenden Objekte deuten von einem Spiel zwischen Ferne und Tiefe. Auf manchen Werken liegen die Bildschichten wie Schleier übereinander und laden zum Entdecken ein. Das kräftige Blau und die zahlreichen unterschiedlichen Farbtöne, die in einem angenehmen Kontrast zu den zarten Blüten stehen, bieten einen erfreulichen Anblick.
Die in Konstanza geborene und in Bistritz wohnhafte autodidaktische Künstlerin liebt diese Technik der alternativen Fotografie, eines der ersten fotografischen Verfahren, das bereits 1842 vom britischen Astronomen Sir John W. Herschel erfunden wurde. Sie war die dritte kommerziell genutzte Fototechnik und wurde zur Vervielfältigung von großformatigen Plänen genutzt. Sie ist auch als Blaupause bekannt.
Diese Technik fand 1843 den Weg in ein Buch, „Photographs of British Algae – Cyanotype Impressions“, das als erstes mit Fotografien illustriertes Buch gilt. Die Britin Anna Atkins zeigte darin Algen und Farne. Sie wurde zur ersten Frau, welche das damals neue Medium der Fotografie wissenschaftlich nutzte.
Glas hat sein eigenes Leben
Tersanszki erzählte bei der Vernissage am 30. März über ihre Liebe für Zyanotypie: „Es war Liebe auf den ersten Blick. Diese magische Technik, die mit Pflanzen, mit Sonne, Wind und Wasser arbeitet, mit all diesen Elementen, die zugleich flüchtig und ewig sind, faszinierte mich und veranlasste mich, Zyanotypie in meine aktuelle künstlerische Arbeitsweise einzuführen“. Die Künstlerin wendet in ihrer Praxis auch die antike Technik der Hinterglasmalerei an. Das sind Bilder, bei denen die Motive auf ein Glasstück aufgetragen und dann in der Aufsicht betrachtet werden. „Ich liebe Glas, weil es sein eigenes Leben hat und dich auf subtile Weise mitnimmt, dir alte Geschichten offenbart. Das Metallblatt, die Tinte und die Ölfarben, die mit Bronze gemischt werden, vervollständigen das Gefühl von Zeit, Vergangenheit und Gegenwart, als ob jedes Werk ein geheimes Tor zu einem anderen Leben öffnet…“. Tersanszkis Werke kamen im In- und Ausland in Einzel- oder Gruppenausstellungen an die Öffentlichkeit. Außer Bukarest, Kronstadt, Jassy oder Klausenburg wurden sie u.a. auch in Österreich, Italien, Portugal, Großbritannien, wie auch in den Vereinigten Staaten von Amerika, Indien oder Katar zur Schau gestellt. Ihre Zyanotypien im Rahmen der Ausstellung „Vegetal“ können noch bis zum 28. April zwischen 10 und 19 Uhr besichtigt werden und stehen auch zum Verkauf. Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenfrei.