„Die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) in Rumänien lebt aus dem Wort Gottes und den Sakramenten in der Gemeinschaft der einen, heiligen, allgemeinen und apostolischen Kirche. Sie hält sich in Lehre und Tun an das evangelisch-lutherische Bekenntnis, wie es insbesondere in der Augsburgischen Konfession von 1530 bezeugt ist, und weiß sich verbunden mit den christlichen Kirchen in Rumänien und in aller Welt“ heißt es einleitend im Grundartikel zur Kirchenordnung. Diese Verbundenheit bezeugt sich nun jedes Jahr auch in der Veranstaltung der ökumenischen Gebetswoche, der heuer zwar die orthodoxen Glaubensbrüder in einigen Städten, darunter auch in Kronstadt fern blieben, durch die Feier von gemeinsamen, auch beeindruckenden Gottesdiensten. Besonders dieses Jahr, in dem die 500-jährige Einführung der Reformation durch Martin Luther durch zahlreiche kirchliche Veranstaltungen begangen wird und in Kronstadt der Kirchentag – 29.September/1. Oktober – mit großer in- und ausländischer Teilnahme stattfindet. Im Burzenland werden anlässlich des Kirchentages am Sonntag, dem 1. Oktober, Erntedank, 9.45 Uhr, die Glocken in allen evangelisch-lutherischen Kirchen läuten, um 10 Uhr, werden Gottesdienste mit Gästen in 15 evangelischen und 4 lutherischen Kirchen gefeiert.
Sicher ist von Interesse einen Blick auf den gegenwärtigen Stand der Seelenzahl im Kronstädter Kirchenbezirk am 31. Dezember 2016 zu richten. In Kronstadt ist in den beiden evangelischen Kirchengemeinden die größte Seelenzahl in einer Stadt - Honterusgemeinde 939, Bartholomä 172 – des Bezirks registriert. Da von Kronstadt aus die Reformation in Siebenbürgen ausgegangen ist, wird der da eingeplante Kirchentag auch durch die zahlreichen Kirchenglieder sicher zu einem geschichtlichen Ereignis werden.
Mit Genehmigung von Ortwin Hellmann, Kurator des Kronstädter evangelischen Kirchenbezirks A.B., der uns den Bericht über die Seelenzahlen der dazugehörenden Gemeinden zur Verfügung stellte, bieten wir unseren Lesern einige diesbezüglich aufschlussreiche Daten.
Der Kronstädter Kirchenbezirk umfasst 46 Kirchengemeinden, davon sind 13 eigenständige Gemeinden und 33 Diasporagemeinden. Diese Gliederung wurde laut der Kirchenordnung der Landeskirche vorgenommen. Insgesamt umfassten diese am 31. Dezember 2016 4432 Glieder mit einem ganz geringen Anstieg von drei Personen gegenüber dem gleichen Termin des Vorjahres. Insgesamt 11 Pfarrer betreuen diese zum Zeitpunkt. Auch Lektoren im Sinne der Kirchenordnung kommen zum Einsatz. Dieses sind Gemeindeglieder, die vom Bischof oder den zuständigen Dechanten zum Predigtdienst bevollmächtigt werden. Auf die Pfarrer fallen somit nicht nur die zahlreichen seelsorgerischen Aufgaben, sondern auch die bezüglich Verwaltung des Eigentums der Kirchengemeinden und Aufbewahrung ihrer Güter, die aufwendigen Fahrten in die jeweiligen Gemeinden, die Organisation von Kirchenfesten, Kultur- und Musikveranstaltungen, die Aufrechterhaltung der Beziehungen zu den jeweiligen Heimatortsgemeinschaften in Deutschland, die Teilnahme an den Heimatbegegnungen, um nur einige zu nennen. Erinnert sei in diesem Kontext auch an die beiden tragischen Vorfälle des Vorjahres, als am 14. Februar ein Mauerteil der Nordwestseite des Kirchturms in Radeln einstürzte. Fünf Tage darauf, als am 19. Februar , 21 Uhr, der Kirchturm in Rothbach nach zwei Schlägen der Turmuhr in sich zusammenbrach. Ersichtlich wird daraus, wie gefährdet einige unserer jahrhundertealten Kirchen und Kirchenburgen sind. Diesbezüglich fällt der Landeskirche, der Kronstädter Bezirksleitung die wichtige Aufgabe zu, den baulichen Zustand sämtlicher Gotteshäuser zu analysieren, vorbeugende Maßnahmen zu treffen.
Der Stand der Anzahl der Kirchenglieder in den vier zum Teil weit von einander liegenden Gebieten des Kronstädter Kirchenbezirkes ist folgende:
A. Burzenland
Da befinden sich noch die meisten eigenständigen Kirchengemeinden, die insgesamt 2602 Glieder am Jahresende zählten. Ein Jahr davor am 31. Dezember 2015 waren es 2619. Die eigenständige Honterusgemeinde von Kronstadt zählt 939 Kirchenglieder, die von Stadtpfarrer Christian Plajer und Pfarrerin Adriana Florea betreut werden. Auch sind diese für die eigenständige Gemeinde Nußbach (101) und den beiden dazugehörenden Diasporagemeinden Marienburg (31) und Rothbach (11) zuständig. Pfarrer Kurt Boltres hat die beiden eigenständigen Gemeinden Honigberg (127) und Rosenau (142) in seiner Verantwortung. Für gewöhnlich hält er am letzten Sonntag im Monat Gottesdienste in einer der Diasporagemeinden im Repser Gebiet. Auch der Zeidner Pfarrer Andreas Hartig und Pfarrer Uwe Seidner nehmen gelegentlich Vertretungen im Repser Gebiet wahr. Die zweite eigenständige Kirchengemeinde von Kronstadt, der in Bartholomä (172) wird schon seit einigen Monaten von Altdechant Pfarrer Klaus Daniel betreut, wobei die Kirchenglieder ihm sehr dankbar für seinen Dienst sind.
Pfarrer Dr. Peter Klein mit dem Wohnsitz in Petersberg erfüllt sämtliche seelsorgerischen Dienste und kirchlichen Verwaltungsaufgaben in dieser eigenständigen Gemeinde, die 106 Glieder zählt, sowie in der ebenfalls eigenständigen Gemeinde Tartlau, die auch 106 Glieder zählt, und in der Diasporagemeinde Brenndorf (43). Pfarrer Uwe Seidner tut den Dienst am Nächsten in drei ehemaligen starken Kirchengemeinden. Wolkendorf zählt heute 118 Kirchenglieder, Neustadt 112 und sind eigenständig. Die Diasporagemeinde Weidenbach umfasst 62 Seelen. Pfarrer Andreas Hartig betreut die zweitgrößte Kirchengemeinde des Burzenlandes, Zeiden mit 390 Gliedern und die ebenfalls eigenständige Gemeinde Heldsdorf mit 142 Seelen. In seiner Freizeit macht er gemeinsam mit Pfarrer Dr. Peter Klein auch in dem Bläserquintett „Die Burzenbläser“ mit, ein Ensemble, das schon weit bekannt wurde. Somit sind in den 15 Kirchengemeinden des Burzenlandes 2602 Glieder registriert. In einigen Gemeinden ist ein leichter zahlenmäßiger Anstieg zu verzeichnen wie beispielsweise in Honigberg von 124 auf 127 Personen. In anderen wiederum sind es auch Rückgänge. Im Sonderstatus sind 21 Kirchenglieder im Burzenland gemeldet.
B. Repser Diaspora
Das Gebiet umfasst 15 Ortschaften, die alle als Diasporagemeinden wegen der jeweils geringen Seelenzahl eingestuft sind. Waren Ende des Jahres 2015 insgesamt 302 Kirchenglieder in den hiesigen Gemeinden, ist deren Zahl am letzten Tag des Vorjahres auf 307 gestiegen. Eine interessante Entwicklung ist in Deutsch-Weißkirch zu verzeichnen wo die Seelenzahl von 112 im Jahr 2015 auf 111 im Jahr 2016 gesunken ist. Doch sind da 84 Kirchenglieder mit Sonderstatus angemeldet. Drei mit gleichem Status gibt es auch in Meschendorf und zwei in Hamruden, somit insgesamt 89 im Umfeld. Am 31. Dezember 2016 wurden in in Reps 32, in Streitfort 6, in Galt 22, in Deutschtekes 11, in Schweischer 9, in Radeln 43, in Bodendorf 6, in Meschendorf 6, in Deutschkreuz 7, in Draas 5, in Hamruden 33, in Katzendorf 2, in Stein 9, in Meeburg 5 und wie schon vermerkt in Deutsch-Weißkirch 111 Kirchenglieder registriert. Allein in Deutschtekes ist Pfarrer Johann Stefani im Amt. Die Gottesdienste und sonstigen Aufgaben als Seelsorger werden im der Repser Diaspora durch Vertretungen von Pfarrern aus dem Burzenland, wie schon vermerkt, gesichert.
C. Gemeindeverband Fogarasch
Dem Gemeindeverband Fogarasch gehören insgesamt neun Kirchengemeinden an, die zusammen 454 Kirchenglieder zählen. Es sind 19 Personen mehr als vor einem Jahr am 31. Dezember 2015. Zusätzlich sind es 23 mit Sonderstatus. Allein Fogarasch ist als eigenständige Gemeinde mit 283 Gliedern eingestuft. Die restlichen sind Diasporagemeinden: Schirkanyen zählt 22 Kirchenglieder, Bekokten 11, Scharosch 27, Seligstadt 6, Rohrbach 14, Leblang 27, Seiburg 53 und Felmern 11. Pfarrer Dr. Johannes Klein betreut dieses Gebiet.
Laut Kirchenordnung haben die eigenständigen Kirchengemeinden das Recht der Pfarrerwahl, sofern sie über 300 Gemeindeglieder zählen. Sie verwalten sich selbst. Ausnahmen genehmigt die Landeskirchenversammlung. Die Kirchengemeinden in der Diaspora werden von einem Diasporapfarramt, in diesem Fall dem von Fogarasch betreut. Bekanntlich sind die gewählten Körperschaften der eigenständigen Gemeinden das Presbyterium und die Gemeindevertretung. Die Kirchengemeinden in der Diapsora haben einen Kirchenrat oder eine Ansprechperson. Die Ansprechpersonen werden vom zuständigen Bezirkskonsistorium ernannt. Da der Gemeindeverband aus mehreren Kirchengemeinden besteht, wird ein Leitungsrat bestimmt, wobei jede einzelne Kirchengemeinde mit wenigstens je einem Beauftragten laut Kirchenordnung darin vertreten wird. Der Leitungsrat muss mindestens einmal im Jahr zusammentreten. Obwohl in einigen hiesigen Diasporagemeinden nur noch ganz wenige Kirchenglieder leben, wird da eine rege Kulturtätigkeit entfaltet. Im Jugendbegegnungszentrum von Seligstadt, in der Kinderuni von Bekokten wurden die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen, wo nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene zu Freizeiten zusammentreffen, Chorproben durchführen unter Aufsicht der unermüdlichen Musikerin Christiane Neubert, mit den ifa-Lektoren, die an das Fogarascher Pfarramt entsendet werden.
D. Altreich
Bekanntlich gehören zu dem Kronstädter Kirchenbezirk auch die evangelischen Kirchengemeinden A.B. aus dem Altreich, der Moldau und Dobrudscha. Es sind sieben Kirchengemeinden, von denen nur die Hauptstadt Bukarest mit 970 Kirchengliedern als eigenständige Gemeinde eingestuft ist. Die restlichen sechs Diasporagemeinden befinden sich in weiter Entfernung von einander, was für Dr. Daniel Zikeli, Bischofsvikar, Dechant des Kronstädter Kirchenbezirkes und Stadtpfarrer von Bukarest, wie auch Pfarrer Andrei Pinte von der evangelischen Kirche Bukarest einen großen Aufwand in der seelsorgerischen Betreuung bedeutet. Somit werden außerhalb von Bukarest Gottesdienste nur zu besonderen Anlässen und Kirchenfesten in diesen Diasporagemeinden gefeiert. Die Diasporagemeinden aus dem Altreich führten in ihrer Evidenz am Jahresende 2016 26 Kirchenglieder in Ploieşti, 4 in Câmpina, 7 in Piteşti, 25 in Brăila, 22 in Konstanza und 15 in Jassy. Insgesamt sind das 1069 Kirchenglieder im Altreich.
Laut Kirchenordnung haben die Glieder der Kirchengemeinden gleich welcher Einstufung diese zugehörig sind, gleichermaßen Teil an den in der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien gegebenen Rechten und Pflichten. „Sie haben Anspruch auf geordnete Verkündigung des Evangeliums, Darreichung der Sakramente sowie auf seelsorgerischen und diakonischen Beistand. Die Glieder der Kirche sind gerufen, ein christliches Leben zu führen und sich durch persönlichen Einsatz, Übernahme von Ämtern und Aufgaben sowie durch Beiträge und Spenden aktiv im Leben ihrer Gemeinde einzubringen“ wird in der Kirchenordnung festgehalten, was unter den jetzigen Gegebenheiten besonders wichtig ist.
Dieter Drotleff