„Kultur ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“

20-jähriges Jubiläum des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt

Roxana Florescu sprach vor zahlreichen Anwesenden über die Gründung und das 20-jährige Bestehen des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt. Foto: DKZ

In festlichem Rahmen wurde am Freitag, dem 31. Mai, das 20-jährige Bestehen des Deutschen Kulturzentrums Kronstadt gefeiert. In Anwesenheit zahlreicher Gäste und Sympathisanten zelebrierte man im Multikulturellen Zentrum der Transilvania-Universität am Rudolfsring das ehrgeizige Projekt mehrerer Frauen, die im August 2001 davon träumten, in Kronstadt die deutsche Sprache und Kultur sowie die bilateralen deutsch-rumänischen Kulturbeziehungen zu fördern. Durch den Einsatz Kronstädter Persönlichkeiten gründeten Daniela Boltres (ehemalige ifa-Kulturmanagerin), Roxana Florescu (Leiterin des Deutschen Kulturzentrums) und Dr. Ioana Andrea Diaconu (aktuelle Vorsitzende des Rumänisch-Deutschen Kulturvereins) den Deutsch-Rumänischen Kulturverein. Ein Jahr darauf fand die erste Kulturveranstaltung statt.

Der Wunsch war aber immer, ein Kulturzentrum ins Leben zu rufen, was dann 2004 mit Unterstützung der deutschen diplomatischen Missionen in Rumänien zustande kam. Wenn dieses anfangs nur sporadisch Veranstaltungen anbieten konnte, so gehört es schon seit geraumer Zeit zu den anerkannten Institutionen der Stadt, die hochkarätige Ereignisse wie Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen und Workshops im Angebot hat. Die Sprachkurse für Erwachsene und Kinder erfreuen sich großer Beliebtheit, ebenso die Bibliothek, die ständig mit aktuellen Titeln anzieht und auch Lehrkräften ausführliches Lehrmaterial für den Unterricht anbietet.

Innovative Projekte

Das Deutsche Kulturzentrum Kronstadt hat für die nicht-konventionellen Ausdrucksformen, die es in der Kunst fördert, auf sich aufmerksam gemacht und wurde dafür bei der Gala der Kulturpreise in Kronstadt bereits drei Mal preisgekrönt.

„Das Deutsche Kulturzen-trum hat sich von Anfang an bemüht, innovativ zu sein, neue Themen und Ausdrucksformen für die lokale Kulturszene vorzuschlagen und dort tätig zu sein, wo es eine Lücke zu füllen gilt“, sagte Roxana Florescu. „In seinen 20 Jahren Tätigkeit hat das Deutsche Kulturzentrum immer dieselbe Botschaft vermittelt: Kultur ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, sie ist eine Ausdrucksweise, eine gemeinsame Sprache, die uns verbindet.“

„Rumänien ist das Land in Europa, neben Frankreich, mit dem dichtesten Netz an lokalen Kulturgesellschaften. Diese liegen uns sehr am Herzen, sie arbeiten in einem lokalen Kontext und sind damit ein Teil der Philosophie der bundesdeutschen auswärtigen Kulturpolitik, die auf Föderalismus und Dezentralisation setzen”, sagte Dr. Joachim Umlauf, Leiter des Goethe-Instituts Bukarest.

Thomas Șindilariu, Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens (DRI), sprach von der „Furcht vor Zurückdrängung ins Reservat der Trachten und Blasmusik, in die eine Minderheit mit ihren Traditionen wohl hingehöre, die unter den Kulturträgern und –Aktivisten Anfang der 2000er Jahre herrschte“. Doch dank der Gründung der Kulturzentren, „sozusagen als Mini-Goethe-Institute in Temeswar, Klausenburg, Jassy, Hermannstadt und Kronstadt, also in den Städten, wo die Intellektuellen der deutschen Minderheit zu Hause sind“, blieb es nicht nur dabei. Er zeigte sich erfreut über die Kooperation zwischen Forum und Kulturzentrum, zwischen Departement für Interethnische Beziehungen und Goethe-Institut, die zunimmt.

Olivia Grigoriu, Vorsitzende des Kronstädter Ortsforums zeigte sich erfreut darüber, dass das Kulturzentrum den Bereich der Sprachkurse und der Lehrerfortbildungen übernommen hat und das moderne Deutschlandbild weiterführt.

Dr. Ioana Andrea Diaconu  erinnerte sich an schöne, aber auch schwierige Zeiten in der Geschichte des Vereins, als dieser knapp davorstand, aufgelöst zu werden. Lyrikerin und Sprachaktivistin Daniela Boltres erläuterte die Odyssee der Sitze, die der Verein, später auch das DKZ in den ersten Jahren gehabt hat. Sie erzählte ausgiebig auch vom ersten Treffen mit Florescu und Diaconu, als sie gemeinsam die Grundlage für Verein und Zentrum geschaffen haben.

„Einer Frauenschaft zu verdanken“

Die Gründung und das Bestehen des Kulturvereins und somit des Kulturzentrums seien „vor allem einer Frauenschaft zu verdanken, die sich mit Beherztheit, Ausdauer und Beharrlichkeit durchgesetzt hat. Es war manchmal fürchterlich schwer, wir waren manchmal so nah dran, die Kulturgesellschaft aufzulösen, und dann wäre das Kulturzentrum auch aufgeflogen, aber es hat doch geklappt“, erinnert sich Dr. Carmen Elisabeth Puchianu, langjährige Vorsitzende des Kulturvereins (2004 bis 2023). Sie erzählte, dass sie anfangs skeptisch über die Gründung war, aber auch, dass sie das Gründungsdatum, den 8. August 2001, im persönlichen Tagebuch festgehalten hat.

Ioana Deac, Vertreterin des Deutschen Konsulats Hermannstadt, äußerte ihre Glückwünsche für die Kompetenz und Qualität der Arbeit des Deutschen Kulturzentrums und versicherte weitere Unterstützung.

Die Festlichkeit wurde von Diana Ionescu (Klavier) und Vlad Maistorovic (Geige) musikalisch untermalt. Anlässlich der Feier wurde die Ausstellung „Paula Modersohn-Becker und die Worpsweder. Zeichnungen und Druckgrafik 1895-1906“ des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa), in Zusammenarbeit mit dem Multikulturellen Zentrum der Transilvania Universität und dem Deutschen Kulturzentrum Kronstadt eröffnet, die bis zum 12. Juli besichtigt werden kann.