Am Mittwoch, dem 3. Oktober, fand im Forums-Festsaal die Mitgliederversammlung des Kronstädter Ortsforums statt. Vorsitzender Paul Binder zog Bilanz über die Tätigkeit des Ortsforums in den vergangenen 12 Monaten und stellte Pläne für die Zukunft vor. GeschäftsführerUwe Leonhardt und die jeweiligen Projektleiter präsentierten die durchgeführten Projekte, während Olivia Grigoriu, Stadträtin des DFDK, über ihre Arbeit in der Lokalverwaltung und in Kronstädter Schulen berichtete.
Kulturarbeit und Gemeinschaft
Paul Binder betonte die zentrale Aufgabe des Forums: die siebenbürgisch-sächsische Kultur in Kronstadt zu bewahren und weiterzuentwickeln, wozu die zahlreichen Projekte, Veranstaltungen und Angebote für alle Altersgruppen beitrugen.
Zu den beliebtesten Veranstaltungen zählten das Maisingen und das Forumsfest, die neben Unterhaltung auch dem Austausch und der Mitgliedergewinnung dienten. Weitere Aktivitäten reichten von Vorträgen und Vorlesungen oder Filmabenden, über Fasching, Basare oder Ausflügen bis hin zu Jugendprojekten, Auftritten der Jugendblaskapelle, wie auch zu Publikationen und Multimedia-Arbeiten.
Er hob hervor, dass das Forum durch seine Projekte „alle Mitglieder der deutschen Kronstädter Gemeinschaft – Kirche, Schule, Kultur und Wirtschaft – zusammenführen und zusammenhalten“ wolle.
„Der Fokus muss einfach nur der bleiben – unsere Siebenbürgisch Sächsische Kultur. Denn nur so schaffen wir es relevant zu bleiben, nicht vereinnahmt zu werden. Dies ist unsere Stärke“, unterstrich Paul Binder.
Langfristig strebe das Ortsforum danach, zu einer zentralen Anlaufstelle für alle Kulturschaffenden der Stadt zu werden. Der Fokus bleibe die siebenbürgisch-sächsische Identität, die durch Offenheit und Kooperation mit der Mehrheitsbevölkerung gestärkt werden solle – etwa durch Stadtführungen, Diskussionsrunden, Vorträgen oder Tanzperformances.
Die Institution bemühte sich darüber hinaus, die Mehrheitsbevölkerung anzusprechen und für die Kultur, Tradition und Geschichte der deutschen Minderheit zu begeistern. So wurden regelmäßig auch Veranstaltungen in rumänischer Sprache angeboten, wie etwa Stadtführungen, Diskussionen, oder auch eine Tanzperformance mit anschließender Diskussion über die Deportation.
Finanzierung und Verantwortung
Das Ortsforum verwaltet jährlich rund 400.000 Lei (ca. 80.000 Euro) aus rumänischen Staatsgeldern, die für kulturelle, bildungsbezogene und gemeinschaftsfördernde Anliegen eingesetzt werden.
Der Verein zählt derzeit 166 Mitglieder und wird von einem neunköpfigen Vorstand und einem hauptamtlichen Geschäftsführer geleitet. Neben zahlreichen Kulturprojekten bildet die professionelle Verwaltung und Archivierung künftig einen Schwerpunkt. Außerdem wird daran gearbeitet, das Ortsforum als juristische Person einzutragen, um die Arbeit institutionell abzusichern.
Jugend und Nachwuchsarbeit
Seit Januar leitet Petra Antonia Binder die Jugendreferatstätigkeit. Seither beteiligen sich Jugendliche aktiv bei der Vorbereitung und Gestaltung von Veranstaltungen. Besonders erfolgreich war ein Handarbeitskurs, bei dem sie von den Damen vom Handarbeitskreis nicht nur Nähen und Stricken lernten, sondern auch über die Geschichte der deutschen Minderheit erfuhren. Darüber und über den persönlichen Einsatz zugunsten des Erhalts der siebenbürgisch-sächsischen Kultur und Tradition wird eine Interviewreihe mit Forumsmitgliedern erscheinen.Auch Kinder fanden und finden beim Ortsforum viel Aktivität. Diverse Workshops, Laternenumzüge und Bastelaktionen, Lesenachmittag in deutscher Sprache, aber auch der jährliche Familienausflug locken an. Derzeit ist eine Kindertanzgruppe unter Leitung von Dagmar Kloos in Vorbereitung.
Politisches Engagement
Stadträtin Olivia Grigoriu berichtete über den Austausch mit der Partnerstadt Nürnberg, die Teilnahme am 19. deutsch-rumänischen Sommerfest und Pläne für Schüleraustauschprogramme. Sie thematisierte auch den Lehrkräftemangel an den deutschsprachigen Schulen in Kronstadt und die Möglichkeit, pensionierte Lehrer aus Deutschland zu gewinnen. Für die kommenden Monate kündigte Paul Binder die Fortführung bestehender Projekte an sowie die Optimierung der Verwaltung und der Finanzstruktur.Ziel bleibt es, die deutsche Gemeinschaft in Kronstadt lebendig zu halten – durch kulturelle Präsenz, Zusammenhalt und Offenheit gegenüber der Stadtgesellschaft.