Für die bildende Künstlerin Agnes Veronica Ferencz hat Keramik eine Seele. Ganz gleich ob sie für Ausstellungen, für den Verkauf oder auf Bestellung arbeitet, ist es für sie wichtig, dass die Botschaft ihrer Werke Menschen freut, tröstet, inspiriert. Es gilt auch für ihre Aquarelle: sie legt großen Wert darauf, nicht nur die Konturen und Farben der Landschaften festzuhalten, sondern vor allem deren Stimmung. Ihr Lieblingsthema ist das alte Kronstadt, ihre Heimatstadt.
Hier wohnt sie im Haus ihres Großvaters Rudolf Schuller, das seit Jahren zu einer Werkstatt geworden ist, in der Kronstädter Kinder aller Nationalitäten etwas über Ton lernen, die ersten Formen selber kneten und brennen, zum ersten Mal der Kunst begegnen.
Agnes Ferencz hat in den sechziger Jahren das Studium der Keramik in Klausenburg abgeschlossen, doch war damals selbst die Kunst von der Politik bedrängt: „Es wurde uns leider nicht beigebracht, wie man ein eigenes Atelier aufbaut, wie man selbständig arbeitet. Auch Praxis gab es viel zu wenig, wobei in diesem Beruf gerade die praktische Erfahrung das wichtigste ist”, sagt die Künstlerin. „Wir wurden ausgebildet, um irgendwo in einer Fabrik zu arbeiten.”
Tatsächlich verbrachte die Keramikerin die ersten fünf Jahre nach ihrem Studienabschluss in Betrieben und Genossenschaften. Sie hätte sich gewünscht, eine Stelle in Schäßburg zu bekommen, musste aber nach Neumarkt gehen und wurde schließlich nach Miercurea Ciuc transferiert. „Nachdem man sich Gedanken über Kunst gemacht hat, von Kreation geträumt hat oder gehofft hat, eine besondere, eigene künstlerische Sprache zu finden, sind die acht oder mehr Stunden Arbeit im Betrieb ein großer Schock”, erzählt sie.„Wir mussten für die jährliche Steigerung der Produktion um 13 Prozent sorgen, nicht für neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten.”
Schließlich gelang es Agnes Ferencz, eine Stelle als Lehrerin zu finden: zu erst in Siebendörfer, dann in Kronstadt. Die Arbeit mit den Kindern machte ihr schon damals großen Spaß, und heute noch füllt sich ihr Haus regelmäßig mit Schülern, die Tonfiguren modellieren, Ostereier bemalen, Weihnachtsdekorationen oder Kollagen basteln, Geschenke kreieren.
Viele von ihnen betrachten es „nur” als Hobby, andere haben sich für den Beruf entschlossen und Kunst studiert. Für Agnes Ferencz ist es dabei wichtig, „dass Kinder aus unterschiedlichen Schulen, Verhältnissen oder Ethnien im Atelier gemeinsam arbeiten, Freundschaften schließen, und sich dabei für Kunst öffnen.” In diesem Sinne arbeitet die Künstlerin auch mit dem Museum „Casa Mureşenilor” zusammen, und übernimmt hier die Leitung der Kunstworkshops im Rahmen der Programme „Kunstferien im Museum” oder „Ostertraditionen im Museum”.
Oft hat sie zudem bei den Erwachsenenkursen für rumänische Sprache und Zivilisation, die jährlich von dem Rumänischen Kulturinstitut in Kronstadt veranstaltet werden, Ateliers betreut. Schließlich hat sie mit den Krebskranken des „Hospice Haus der Hoffnung” und mit ihren Familienangehörigen gearbeitet, manchmal auch mit verhaltensauffälligen, erziehungsschwierigen Kindern aus Spezialschulen. Denn sie weiß, wie beruhigend und erfüllend die Arbeit mit dem Ton ist: „Für mich selbst war es eine Zuflucht, die mir zwischen den Träumen der Jugend und dem allgegenwärtigen politischen Druck großes Gleichgewicht gab.”
Agnes Ferencz arbeitet gerne mit Ton aus Nussbach – Sandstein und Porzellan sind zwar „moderner”, dafür aber auch sehr teuer und schwierig zu verarbeiten. Traditionell ist sie nicht nur was die Materialien anbelangt, sondern vor allem in der Wahl ihrer Themen. „Ich schwanke zwischen mehreren keramischen Sprachen”, erklärt die Künstlerin. „Für die Volkskunst habe ich mich schon als Schülerin sehr begeistert und tue es heute noch – andererseits liebe ich auch abstrakte, philosophische Themen.
Beispielsweise die Legenden und Persönlichkeiten aus dem Burzenland und dem Szeklerland spielen in meinen Arbeiten eine wichtige Rolle. Was mir leid tut, ist, dass die Tradition der Burzenländer Keramik kaum fortgeführt wird.” Agnes Ferencz engagiert sich deshalb umso mehr für die Kunst und Kultur ihrer Region. In ihrem Atelier wird beispielsweise (nach einem Entwurf der Künstlerin Roswitha Winkler) die Plakette hergestellt, die den Trägern des Apollonia-Hirscher-Preises jährlich verliehen wird.