Kronstadt kandidiert zusammen mit Brescia (Italien), Cagliari (Italien), Graz (Österreich), Guimarães (Portugal), Logroño (Spanien), Novara (Italien), Poznan (Polen), Rzeszow (Polen) und Vilnius (Litauen) für den Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2025“. Allein diese Nominierung kann als Erfolg gelten und ist eine Bestätigung für die Bemühungen der Stadtverwaltung betreffend Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Denn bis noch vor wenigen Jahren galt Kronstadt zusammen mit Bukarest und Jassy als die rumänische Stadt mit großen Problemen betreffend Luftqualität, besonders die Belastung mit Feinstaub-Partikeln. In dieser Angelegenheit drohte sogar ein Vertragsverletzungsverfahren seitens der EU-Kommission.
Die Kronstädter Filiale der Union Rettet Rumänien (USR) und ihr amtierender Kronstädter Bürgermeister Allen Coliban haben es verstanden, den Großteil der Kronstädter, unabhängig von anderen politischen Streitfragen, für den Umweltschutz, also auch für ein möglichst sauberes und gesundes Kronstadt, zu gewinnen. In dieser Hinsicht wird auf den größten grünen (d. h. mit Elektroantrieb) Fuhrpark des Landes für die städtische öffentliche Verkehrsregie verwiesen. 70 Prozent der Busse sind Elektrobusse; mit Förderung aus Mitteln des Landesplans für Aufbau und Resilienz (PNRR) sollen weitere 73 Busse hinzukommen, so dass die gesamte Busflotte „grün“ sein wird. Solaranlagen für 27 Schulen sollen deren Energie-Autarkie sichern; ein neuer großer städtischer Park (auf dem ehemaligen IUS-Gelände) ist geplant. Das „Forum der grünen Städte“ dessen Gastgeber jährlich Kronstadt ist, stellt die Stadt am Fuße der Zinne als Vorreiter für Umweltschutz in den Großstädten ins Rampenlicht. Kronstadt wurde bekanntlich 2020 zur „Grünen Hauptstadt Rumäniens“ gewählt.
Die Bewerbung bedeutet aber auch die Verpflichtung, die selbst gesetzten Ziele der Umweltstrategie umzusetzen, damit Kronstadt eine echte grüne, umweltfreundliche Stadt wird die mit ihrem wertvollen natürlichen Erbe verantwortungsvoll umgeht, sagt der Bürgermeister. Das ist sehr wichtig, denn unter den zwölf Kriterien zur Beurteilung der Bewerbung (z.B. Klimaschutz, Verkehr und Mobilität, Luftqualität, Abfallentsorgung) ist auch die Einbindung der Bevölkerung in diesen Wandlungsprozess vorgesehen. In dieser Hinsicht muss sich noch manches ändern z. B. wenn man an getrennte Müllentsorgung denkt oder an den Verzicht auf die Nutzung des eigenen Pkw zugunsten der öffentlichen Verkehrsmittel. Da muss auch die Stadtverwaltung die dafür notwendigen Voraussetzungen sichern.
Auch andere Herausforderungen stehen an: Nach wie vor besteht ein großer Druck von Immobilienentwickler Wohnanlagen in Hanglage in der Oberen Vorstadt/Schei zu bauen. Noch ist Kronstadt bei weitem keine Stadt für Radfahrer. Die bestehenden Radwege reichen nicht aus und sind auch nicht entsprechend vernetzt. Der „Masterplan Velo“ sollte das ändern. Noch müssen Behörden Umweltsünder effizienter aufdecken; noch werden viele Kronstädter ihre Einstellung betreffend Naturschutz und verantwortungsvoller Umgang mit den natürlichen Ressourcen überdenken müssen. Dass Kronstadt wirklich ein Vorbild von „Best Practice“ für kommunalen Umweltschutz wird und es somit wirklich verdient zur grünen Hauptstadt Europas ernannt zu werden, ist heute noch schwer vorstellbar. Aber sich dafür als anerkannter Bewerber zu bemühen, bleibt eine lobenswerter Leistung des Bürgermeisters und seines Teams.