Mit Kammermusik von Mozart und von ungarischen Komponisten des 20. Jahrhunderts wurde am Sonntag in Tartlau die 14. Auflage von „Diletto musicale“ eröffnet.
Der Organist und Dirigent Steffen Schlandt, der die Konzertreihe koordiniert, hieß das Publikum willkommen und bedankte sich bei den Unterstützern – bei der Tartlauer Kirchengemeinde „weil sie die Kirchenburg für die Musik geöffnet hat“, sowie bei der Deutschen Botschaft Bukarest und bei der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung, den traditionellen Förderern.
„Dem Publikum werden wir in diesem Jahr nicht nur für Geldspenden dankbar sein“, fügte Steffen Schlandt humorvoll hinzu, „sondern auch für Marillenspenden.“ Das Glas Marillensaft nach den Aufführungen gehört schon seit Jahren zur Tradition in Tartlau, deshalb seien die Freunde von „Diletto musicale“ gebeten, die Konzerte vor dem dürrebedingten Marillendefizit zu retten.
Nicht nur um Traditionen geht es in Tartlau, sondern stets auch um Neues – das widerspiegelte sich am Sonntagnachmittag im Repertoire des Kammermusikensembles aus Hermannstadt. Auf dem Programm standen das Quartett für Oboe, Violine, Viola und Violoncello KV 370 und das Quintett für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello KV 581 von Mozart sowie „Hommage à Zoltán Kodály“ für Klarinette solo von Béla Kovács und drei von den Fünf Stücken für Oboe solo von Antal Doráti.
Die Zentralfiguren des Nachmittags waren sicherlich die Oboe und die Klarinette – nicht nur in den Solostücken, sondern auch in den Werken von Mozart, die auf die ausgeprägte Klangfarbe dieser Instrumente setzen. So war die Oboe (Klaus-Martin Philippi) im Mozart-Quartett leitend, während die Streicher (die Violinistin Irina Dancu, die Bratschistin Alina Stavăr und Kurt Philippi am Cello) eher im Schatten blieben. Stellenweise hätte man sich etwas mehr Präsenz und Prägnanz von den Streichinstrumenten gewünscht, um die klare Dynamik und die Linie der Oboe zu füllen. Im Quintett, wo der Violinist Albert Szilárd zu den Streichern hinzukam, war die Klarinette (Ciprian Dancu) ein geschmeidiger und sehr suggestiver Partner. Die Streicher traten musikalisch der Reihe nach hervor und führten einen ergänzenden Dialog mit dem Blasinstrument.
Dem Klarinettisten gelang es auch im Solostück von Béla Kovács zu glänzen und diese neue Musik – voller Volkstöne und -rhythmen, voller Ironie und Temperament – dem Publikum schmackhaft zu machen. Der Komponist selbst ist ein berühmter ungarischer Klarinettist und Professor und hat neben Methoden und Übungen für das Klarinettenspiel mehrere „Hommagen“ geschrieben – an Bach, Paganini, de Falla oder Debussy, an „Signore Rossini“, „Herr J. Strauß“ oder „Mr. Gershwin“ und selbstverständlich an Bartók und Kodály, deren Linie er fortsetzt.
Antal Doráti, der Komponist der „Fünf Stücke für Oboe solo“, war sogar direkter Schüler von Bartók und Kodály. Die Einflüsse hört man ganz deutlich in der unruhigen Fuge (dreistimmig – eine Herausforderung für ein melodisches Instrument wie die Oboe), in der idyllischen „Berceuse“ und im lustigen „Legerdemain“ (Englisch für „Zauberstück“). „Voilà“ sagte der Oboist überzeugt am Ende des Stücks und das Publikum musste mitlächeln.
Einige Plätze in der Tartlauer Kirche blieben am Sonntag unbesetzt: vielleicht wegen der Hitze draußen, vielleicht wegen der Hitze in der Politik, oder überhaupt weil „Diletto musicale“ gewöhnlich erst im August beginnt.
Eins ist sicher: Wer an den nächsten vier Sonntagen von 17 bis 18 Uhr etwas anderes vorhat, verpasst bemerkenswerte Ensembles aus Bukarest, Hermannstadt und Kronstadt und eine der schönsten und stimmungsvollsten Kirchenburgen des Burzenlandes. Programm und Besetzung für die vier folgenden Konzerte variieren und gleichen sich aus: Am 5. August musizieren die Organistin Ilse Maria Reich, eine Sopranstimme und eine Viola da Gamba; am 12. August spielt das Barocktrio „Jubilate“; am 19. August das Gitarrenduo Olivia Iancu und Claudiu Lobonţ; zum Abschluss, am 26. August, singt der Kronstädter Jugendbachchor.