Beim Forum der Grünen Städte, dessen Gastgeber Anfang September Kronstadt war, ging es auch um die Aufwertung der Kronstädter Inneren Stadt. Dazu gibt es bereits eine Untersuchung die den Titel „Für eine ausgewogene und inklusive Nutzung des öffentlichen Raums im Bereich der Inneren Stadt“ trägt. Die Studie entstand im Rahmen des von der EU finanzierten Projektes „HUB IN“, bei dem Kronstadt neben weiteren sieben Städten (Angoulęme – Frankreich, Belfast – Nordirland, Utrecht – Niederlande, Lissabon – Portugal, Slovenska Bistrica – Slowakei, Genua – Italien, Nikosia -Zypern) als Pilotstadt auftritt.
Die Innere Stadt sollte „freundlicher“ empfunden werden – von den Kronstädtern und von den Besuchern der Stadt, wünscht sich Vizebürgermeisterin Flavia Bo-ghiu, die über diese Studie beim Forum der Grünen Städte sprach. Das heißt, zum Beispiel mehr Spielplätze für Kinder, mehr Bäume und Grünflächen, mehr Möglichkeiten für Begegnungen. Heute gäbe es im historischen Stadtzentrum mehr Blumenständer als Sitzgelegenheiten, sagt Boghiu. Fachleute wie Architekten oder Mitarbeiter des Kreisamtes für Kultur sollen nun Vorschläge einreichen, um die öffentlichen Räume besser und vielleicht auch vielfältiger zu nutzen. Anschließend sollen die Kronstädter selber zu Wort kommen, um so ihre Erwartungen, ihre Meinungen zu äußern. Was ist ihnen wichtig? Wo halten sie sich am liebsten in der Inneren Stadt auf? Wie würden sie ihre Freizeit gern verbringen? Was würden sie ändern? Erste Versuche wurden gemacht: z.B. die fünf Stühle in der Hirscher-Gasse als Blickfang oder die ersten Bänke am Honterushof zum Ausprobieren für die Kleinen und ihre Begleiter. Für manche ist das noch gewöhnungsbedürftig; für andere ist es kreativ und modern. Dass Gespräche und Kommunikation gesucht und nicht umgangen werden sollen, beweisen die geteilten bis empörten Reaktionen als es im Sommer hieß, der Springbrunnen in der Mitte des alten Marktplatzes müsse verlegt werden.
Ein lebendiges historisches Stadtzentrum zieht sowohl Touristen als auch Kronstädter aus den anderen Stadtteilen an. Diese müssen nicht gegeneinander ausgespielt werden. In der Untersuchung wird von der Gefahr einer „Touristifizierung“ Kronstadts gewarnt. Marktplatz mit altem Rathaus, die Schwarze Kirche mit dem Honterushof, die Purzengasse, die Basteien und Stadtmauern sind und bleiben die Hauptattraktionen Kronstadts. Sie verleihen der Stadt ihre Identität und Authentizität, die im Städtetourismus so gefragt sind. Auf das Stadtzen- trum und sein mittelalterliches Flair, auf die Zinne als Kennzeichen einer Stadt, die als gastfreundlich aber auch als „grün“ gelten will, sind die Kronstädter be-sonders stolz, wenn sie sich mit der Stadt verbunden fühlen. Die eigene Geschichte kennen, die Wälder schätzen und schützen tragen dazu bei.
Die zahlreichen Terrassen am Marktplatz und in der Purzengasse werden von Touristen und Kronstädtern gern in Anspruch genommen. Souvenirläden, Modeboutiquen, Wechselstuben hingegen sind den Kronstädter Innenstädter weniger lieb, vor allem wenn sie an Stelle der Läden für Nahversorgung oder Räume für handwerkliche Dienstleistungen treten. Der Leerstand vieler Immobilien wird allgemein als Zeichen einer Krise und nicht des Wohlstands aufgenommen.
Verkehrsstaus und Stress bei der Suche nach einem Parkplatz für das Auto nerven sowohl Touristen als auch Stadtbewohner. Tiefgarage am Marktplatz oder Parkhaus in dessen unmittelbarer Nähe würden Hotelbetreiber erfreuen und Umweltschützer entrüsten. Ein gut funktionierender umweltfreundlicher öffentlicher Nahverkehr wäre gleichwohl für Kronstädter und Stadtbesucher willkommen. Ein reiches Kultur- und Freizeitangebot ist ebenfalls eine Voraussetzung, damit man sich in dieser Stadt wohl fühlt und nicht langweilt. Das gehört mit dazu zu einer besseren Lebensqualität für jene, die in Kronstadt wohnen und arbeiten und gleichzeitig zu einer guten Aufenthaltsqualität für jene, die da auf Besuch verweilen.
Was die Touristen in der Inneren Stadt suchen, weiß man bereits. Was die Kronstädter (nicht nur die Bewohner der Inneren Stadt) sich wünschen, ist wahrscheinlich sehr unterschiedlich. Vorschläge aus ihren Reihen sind willkommen, um sie dann, dem allgemeinen Interesse (auch wie das definiert wird, ist nicht ganz klar) und den Experten-Vorgaben entsprechend, zu übernehmen oder anzupassen.