„Die Welt der Orgel ist unglaublich vielfältig. Gerade deshalb ist es wichtig, unsere Aufmerksamkeit nicht nur den großen Kathedralorgeln zu schenken, sondern ebenso den kleinen Orgeln in unserer Nähe“ – mit diesen Worten schloss Steffen Schlandt, Kantor der Schwarzen Kirche, den 59. Orgelsommer am vergangenen Dienstag ab.
Gerade kleine, sehr wertvolle Orgeln, wie heuer die Orgel aus Reps, eins der ältesten Instrumente in Siebenbürgen, profitieren jährlich von den Einnahmen der Kronstädter Orgelkonzerte: ein Drittel des Geldes wird den Restaurierungsarbeiten gewidmet. In diesem Jahr konnte bereits die Malerei am Prospekt der Repser Orgel in der Orgelbauwerkstatt in Honigberg aufgefrischt werden.
Bilder wertvoller Instrumente aus der ganzen Welt konnten beim Abschlusskonzert auf einer großen Leinwand gesehen werden. Liveübertragungen vom Spieltisch der Buchholz-Orgel, an der Hans Eckart Schlandt, Steffen Schlandt und Paul Cristian europäische und amerikanische Musik interpretierten, ermöglichten auch für das „nichteingeweihte“ Publikum einen näheren Einblick in die Funktionsweise des Instruments. Außerdem erklang die frisch restaurierte Bodendorfer Orgel (Johannes Hahn, 1805).
Von Juni bis September dieses Jahres fanden in der Schwarzen Kirche insgesamt 34 Orgelkonzerte statt, von denen zehn von Gastorganisten gespielt wurden. Der Publikumsdurchschnitt lag bei 183 Personen pro Konzert. Aufgeführt wurde Musik von 43 Komponisten, darunter Werke der heuer gefeierten Jean Alain, Georg Böhm, Franz Liszt, August Gottfried Ritter, Alexandre Guillemant und Rudolf Lassel. Von den rund 200 Orgelwerken Johann Sebastian Bachs erklangen etwa 60.
Die erste Orgelspielzeit hatte 1953 auf Initiative von Victor Bickerich stattgefunden, seitdem wurden Jahr für Jahr Orgelkonzerte geboten. Anfangs waren es sechs pro Woche, während der Restaurierung der Schwarzen Kirche blieb man bei nur einem wöchentlich. „Orgelmusik wurde hier in Kronstadt interessanterweise sogar während der Schwarze-Kirche-Prozesse zugelassen“, sagt Hans Eckart Schlandt.
„Vielleicht lag es daran, dass auch damals sehr viele Touristen und Delegationen die Stadt und die Kirche besuchten.“ Hans Eckart Schlandt war von 1965 bis 2004 Kantor der Schwarzen Kirche, Leiter des Bachchors und Gründer des Jugendbachchors; Zurzeit koordiniert er die Orgelsommer. Als Schüler Victor Bickerichs erinnert er sich noch sehr gut an die ersten Spielzeiten – seit 1956 beteiligt er sich aktiv daran. Ob es bei den Orgelsommern bestimmte Richtlinien für die Wahl des Repertoires gibt?
„Gespielt wird Musik aus allen Epochen. Meine einzige Empfehlung an die Organisten ist, dass sie mindestens ein kirchlich gebundenes Stück in ihr Programm aufnehmen.“