Ohne deutschsprachige Beteiligung

Das zehnte Jugendtheaterfestival „EuroArt“

Carmen Puchianu (deutsch-rumänischer Kulturverein), Elena Anghelescu (Alliance Française) und Redoute-Direktor Marius Cisar stellten der Presse „EuroArt 2011“ vor.
Foto: Ralf Sudrigian

Die zehnte Auflage des Jugendtheaterfestivals „EuroArt“ ist, aus Sicht der deutschsprachigen Beteiligung, schnell zu vergessen. Obwohl das Deutsche Kulturzentrum Kronstadt (DKK) zusammen mit der Alliance Française Kronstadt Mitveranstalter des Festivals ist, findet sich im Festivalangebot kein Programmpunkt wieder, in dem die deutsche Sprache zur Geltung gelangt.

Zwölf Schülertheatergruppen aus Bukarest, Klausenburg, Baia Mare, Botoşani, Huedin, Huşi und Kronstadt führten an zwei  Nachmittagen in der „Redoute“ Theaterszenen auf Rumänisch, Französisch, Englisch und Ungarisch auf.

Wie in den Vorjahren, fanden an zwei Abenden Aufführungen professioneller Theaterensembles statt:  Am Donnerstag spielte in rumänischer Sprache Compania Gestual Art Bukarest „Edith“ - ein Stück mit vielen Musikeinlagen über die bekannte französische Chanson-Sängerin Edith Piaf; am Freitag bot das Ungarische Staatstheater „Csiky Gergély“ aus Temeswar ein sehenswertes Stück („Prah“ von Spiro György).

Für  Samstag war die Aufführung „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ nach Gogol in der Regie von Daniel Plier und mit Wolfgang Kandler als Alleindarsteller vorgesehen  –  eine Vorstellung, die wegen der kurzfristigen Absage seitens der deutschen Abteilung des „Radu Stanca“-Theaters Hermannstadt nicht mehr stattfand, obwohl bereits Karten verkauft wurden.

Die Aufführung soll, laut Mitteilung dieses Ensembles, trotzdem im Januar oder Februar in Kronstadt zu sehen sein. Ein Workshop für  Deutschlehrer über Theaterpädagogik, den Dr. Carmen Puchianu angeboten hatte, entfiel ebenfalls weil sich zu wenige Teilnehmer dafür gemeldet hatten. Nur am Schauspiel-Workshop für  Schüler beteiligten sich auch Honterusschüler.

Carmen Puchianu, Vorsitzende des deutsch-rumänischen Kulturvereins Kronstadt, bedauert die Minuspunkte der diesjährigen Jubiläums-Festivalauflage: „Ich kann nur sagen, dass ich enttäuscht bin über das Fehlen der deutschsprachigen Beteiligung an diesem Festival, weil das Festival von Haus aus so gedacht worden ist, dass es die Möglichkeiten des darstellenden Spiels vermittelt, als Instrument nicht nur zum Erlernen von Sprachen, sondern als Instrument für den Zugang zur Literatur, zur Kommunikation, zum gegenseitigen Verständnis, zum Verständnis der eigenen Persönlichkeit. 

Die Palette ist also enorm und die Möglichkeiten, die im darstellenden Spiel stecken, sind so vielfältig. Es tut mir leid, es tut mir weh, dass die Lehrenden in Rumänien und in unserem konkreten Fall an der deutschen Schule in Kronstadt dieses Potenzial einfach nicht nutzen wollen.“ Der vorgesehene Workshop sollte jenen die sich dafür interessieren, zeigen, wie effizient es sei, wenn man einmal mit einer unorthodoxen Unterrichtsmethode –  das  darstellende Spiel – an die Schüler herantritt, ohne dass es gleich hieße, man würde damit „die Schule auf den Kopf stellen“, so Puchianu.

Sie verliert aber nicht die Zuversicht, dass diese Krise („Das ist jetzt keine Finanz- sondern eine Geisteskrise“) schon im nächsten Jahr überstanden werden kann. „Dann werden zumindest die  Kronstädter Studenten mit einer neuen Produktion des Ensembles ‘Die Gruppe’ zu sehen sein.“
Bei einer Pressekonferenz am Vortag des Festivals war auch Marius Cisar, Schauspieler und Direktor des Kulturzentrums „Redoute“, enttäuscht, dass diesmal, gerade in Kronstadt als Austragungsort und Gastgeber, keine deutschsprachige Aufführung geboten werden konnte.

Wenn es die notwendigen Mittel geben wird (das Festival wird von der Botschaft Frankreichs in Rumänien und vom Goethe-Institut Bukarest unterstützt),  soll bei der nächsten Auflage auf das ursprüngliche Konzept dieser Veranstaltung zurückgegriffen werden: Neben den Aufführungen der Schülertheatergruppen die im Mittelpunkt bleiben, sollen als Gäste französische und deutsche Schauspieler zu sehen und zu hören sein – in ihrer Muttersprache. Das sei multikulturell und europäisch und vermittle den direkten Kontakt zu den Sprachen, die die Schüler als Fremdsprache erlernen, wurde auf der Pressekonferenz hervorgehoben.