Politik und Pizza: ein Workshop über Wahlen und Demokratie

Politische Bildung kommt in rumänischen Schulen oft zu kurz. Deshalb war der Workshop besonders interessant. Foto: Philipp Messner

Unter dem Motto „Ist das Politik oder kann das weg?“ trafen sich am 19. April Jugendliche aus verschiedenen Kronstädter Schulen im Festsaal des Deutschen Forums, um sich mit politischen Themen auseinanderzusetzen. Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen stand nicht nur politisches Grundwissen wie das Wahlsystem im Mittelpunkt, sondern auch die verschiedenen Parteien und ihre Positionen – obwohl die meisten der Teilnehmenden noch nicht wahlberechtigt sind.

Der Workshop wurde vom Kronstädter Jugendforum in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert. Während Petra Binder, die Leiterin des Jugendforums, die Veranstaltung organisatorisch begleitete, übernahm Mihai Marc, Projektkoordinator der Stiftung, die inhaltliche Gestaltung des Nachmittags. Der geborene Kronstädter arbeitete nach einem Studium in Bukarest und einem weiteren in Potsdam zuerst bei der deutschen Botschaft in Bukarest, bevor er sich für die Arbeit bei der Konrad-Adenauer-Stiftung entschied.

Politische Bildung, so Marc, kommt in rumänischen Schulen oft zu kurz. Auch die Jugendlichen bestätigen, dass die Politik des eigenen Landes nur wenig in der Schule behandelt wird. Trotzdem herrscht ein großes Interesse, was sich in der überraschend hohen Teilnehmerzahl von 18 Jugendlichen widerspiegelt.

Zum Beginn der Veranstaltung führte Mihai Marc in die Grundbegriffe der Politik ein und stellte sich und die Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung vor. Das Vorwissen der Teilnehmenden war unterschiedlich: Während manche Jugendliche sich noch nicht viel mit politischen Themen auseinandergesetzt hatten, war Politik bei anderen regelmäßiges Gesprächsthema in der Familie und im Freundeskreis. Doch ob politikbegeistert oder nicht – sie alle hatten sich nach der Schule Zeit genommen, um mehr über Wahlen, Demokratie und ihre Relevanz zu lernen.

Nach der Einführung in zentrale politische Begriffe wurde eine kurze Pause eingelegt. Trotz der bereits zweistündigen Auseinandersetzung mit politischen Themen und der Pizza, zu der Mihai Marc einlud, wurden die Gespräche weitergeführt. In lockerer Runde tauschten sich die Jugendlichen und der Projektkoordinator über aktuelle politische Entwicklungen und vor allem die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen aus.
Nach der Pause widmete sich Mihai Marc der rumänischen Parteienlandschaft. Er erläuterte die ideologischen Unterschiede der Parteien, verglich ihre politischen Agenden und diskutierte mit den Teilnehmenden, welche Themen im Wahlkampf dominieren. Einen besonderen Schwerpunkt legte er auf die Strategien, mit denen der rechtsextreme Politiker C˛lin Georgescu bei der – später für ungültig erklärten – Präsidentschaftswahl im November letzten Jahres eine Mehrheit erzielen konnte. Als ausschlaggebend für seinen Wahlerfolg erwies sich vor allem seine starke Präsenz in den Medien. Der Wahlkampf machte deutlich, welchen Einfluss gezielte Kommunikation und Medienpräsenz auf das Wahlverhalten und den Wahlausgang haben.

Genau an diesem Punkt knüpfte die anschließende Übung an: Die Jugendlichen setzten sich mit der Frage auseinander, ob das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt werden sollte, teilten sich in zwei Gruppen auf und bereiteten jeweils einen kurzen Text vor, in dem sie ihre Position medienwirksam und überzeugend vertreten sollten. Das Ergebnis der Gruppenarbeit wurde danach von zwei Vertretern jeder Gruppe vor der Kamera vorgetragen. Dabei ging es – genau wie in der Politik – nicht nur um konkrete Argumente, sondern vor allem um Rhetorik und Präsentation.

Mit der gemeinsamen Auswertung der Videos endete der politische Nachmittag. Die Veranstaltung verdeutlichte einerseits, dass bei Jugendlichen ein deutliches politisches Interesse vorhanden ist, zeigte aber auch auf, dass es vor allem in der Schule mehr gefördert werden müsste.