Spitzenleistung im Schnelllesen

Prof Dr. Laura-Teodora Voinescu stellt einen ungewöhnlichen Denksport vor

Eine Kronstädterin ist Weltmeisterin im Schnelllesen Foto: privat

Die Kronstädter Kreisbibliothek organisierte im Februar eine Reihe Veranstaltungen zum Thema Verbundenheit zu Büchern insofern auch dieses Jahr, am 15. Februar der Nationale Tag der Lektüre gefeiert wurde. Am 14. Februar fand die Veranstaltung „Lektüre macht Dich zum Meister“ statt. Prof. Dr. Laura-Teodora Voinescu, die im Jahr 2024 zur Weltmeisterin im Schnellesen bei den „Speed Reading and Memory World Championships“ in Istanbul gekürt wurde, gewährte dem Publikum im Leseraum der Kreisbibliothek einen Einblick in die Welt des Schnelllesens. 

Bis zu 4000 Wörter pro Minute 
In einer Welt der Informationsüberlastung, in der Information doch Wissen heißt und Wissen zweifellos vieles bewegt, kann man sich in der Auseinandersetzung mit Zeit gar nicht mehr schnell genug informieren und fortbilden, deshalb beim Lesen letztendlich gar nicht schnell genug sein. Die bekanntesten Denksporte sind Schach, Sudoku, Kreuzworträtsel, Rubikwürfel oder Poker. Diese alle halten Gehirnzellen aktiv und fit. Sie werden in Form von Meisterschaften oder Wettbewerben betrieben.

Ursprünglich als eine Lesestrategie verwendet, wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jh. wissenschaftlich bewiesen, dass Schnelllesen eine Fähigkeit ist, die geübt und verbessert werden kann. Schnelllesen erfordert geistige Kraft, Koordination und spezielle Fähigkeiten. Um diese zu erwerben, sind Hingabe und Disziplin erforderlich. Man erklärt Schnelllesen oft als die Fähigkeit des Gehirnes, Wörter oder Wortgruppen zu erkennen (ohne dabei einzelne Buchstaben nacheinander zu lesen) und deren Sinn, im semantischen Kontext effizient einzuordnen.

Das überdurchschnittlich schnelle Lesen wird von zwei Parametern gemessen: der Geschwindigkeit und dem Textverständnis. Ein Leser der durchschnittlich schnell liest, allerdings kein Schnellleser ist und keine Techniken verwendet, soll angeblich um eine Buchseite, also cca. 300 Wörter/ Minute, lesen. Schnellleser können 800 bis 1500 Wörter/ Minute lesen und einige lesen auch bis zu über 4000 Wörter/ Minute. Auch viel-viel höhere Werte wurden verzeichnet. 

Bücher waren schon immer eine Leidenschaft 
Die Gastrednerin gewann die Meisterschaft, indem sie ein noch nicht veröffentlichtes auf  Englisch verfasstes Prosawerk (etwa 140 Seiten) in 30 Minuten las und 20 Fragen dazu richtig beantwortete. Daraus ergeht, dass Prof. Dr. Voinescu etwa 1400 Wörter/ Minute aus einem Fremdsprachentext lesen kann (ca. 4,6 Seiten in einer Minute also 1 Seite in ca. 15 Sekunden). 

Das Besondere ist aber, dass sie dabei überhaupt keine Techniken verwendet. Sie ist, was die Wissenschaft ein natürliches Talent nennt. Sie wusste, dass sie schneller als andere liest und willigte ein, an der Meisterschaft teilzunehmen, nur um ihre Grenzen zu testen. 

Die Kronstädterin unterrichtet Rumänisch am Grigore Moisil- Kolleg. Bücher waren schon immer ein wichtiger Teil ihres Alltags. Schon mit drei Jahren konnte sie fließend lesen. Schon während der Schuljahre las sie sehr schnell und erkannte, dass der einzige Nachteil einer solchen Fähigkeit ist, dass die anderen dir nicht glauben, dass du so schnell gelesen hast. Die Liebe zu den Büchern war auch der Grund, weshalb sie sich zu einem Literaturstudium und anschließend zu einer Promotion an der Transilvania-Uni entschloss. Eins ihrer  Lieblingsbücher ist „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde, aber auch zeitgenössische Autorinnen wie die Mexikanerin Fernanda Melchor findet sie spannend. Familienleben, Karriere und Lesen verbindet sie harmonisch und schafft es manchmal, zwei Bücher pro Tag zu lesen. Sie betonte dass man nur die Bücher lesen sollte, die einem gefallen, damit man den Spaß am Lesen nie verliert. Sie selbst liest zur Zeit viele Thriller. 

Es geht um mehr als nur schnell lesen
Dass lesen wichtig ist, ist mittlerweile zur Floskel geworden, aber man liest unter anderem, um zu reisen, zu suchen, zu kennen und um viele Leben in einem zu erleben. Warum dann schnell lesen? Das Gedächtnis anspannen und die Leistungsfähigkeiten des Gehirns trainieren fördert u. a. die Fähigkeit zur Synthese, Intelligenz, Aufmerksamkeit, Konzentration, Zähigkeit, Schnelligkeit,  wendiges Problemlösen und Erinnerungsvermögen. Solches Training ist der allgemeinen geistigen Gesundheit sehr von Nutzen. Mindestens 45 Minuten pro Tag solcher Art Konzentration empfehlt die Schnelllesen-Weltmeisterin für den Erhalt der Gesundheit und des nötigen Ausschüttens von Endorphinen. 

Nun nimmt sich Voinescu vor, an der nächsten Weltmeisterschaft in Vietnam teilzunehmen, Bücher und weitere Publikationen zum Schnelllesen zu veröffentlichen und den Eltern und Lehrer den Nutzen des Schnelllesens bewusst zu machen. Außerdem interessiert sich auch für Mind Mapping (eine andere Form von Denksport) wie auch für die Rolle, die man ihr seitens der Organisatoren der Meisterschaften zusprach: sich als Botschafterin für die Denksporte des World Association of Brain Athletes in Rumänien einzusetzen.