Öko-Manieren müssten an und für sich gut sein denn es geht um Umweltschutz, um unseren Planeten und um unsere Gesundheit. Dieses Thema ist verstärkt in die öffentliche Debatte gekommen weil dessen Folgen nicht mehr übersehen werden können, weil es um unsere Zukunft geht. In Kronstadt hat der Vorsitzende des Verein für Ökotourismus in Rumänien (AER), Andrei Blumer, mit Sechstklässlern von der Allgemeinschule 19 über die Bedeutung des Umweltbewusstseins und eine damit verbundene konkrete Haltung in ihrem Alltag gesprochen. Das Treffen in der Mansarde des Baiulescu-Hauses auf der Postwiese war Teil des Festivals für Wissenschaft und kreative Industrien (SCIFEST) – eine Veranstaltung der Kronstädter Kreisbibliothek „George Barițiu“ und des Kreisrates Kronstadt die zwischen dem 9. und dem 11. November stattfand.
Dass dieses Thema gerade unter Kindern und Jugendlichen immer mehr Anklang findet, sei ein Grund optimistischer in die Zukunft zu blicken, sagte Blumer. Denn die jüngeren Generationen seien die Zukunft und das Thema Umweltschutz müsse man immer wieder ansprechen. Nicht nur untereinander sondern auch mit anderen; so könne man auch jene beeinflussen die sich nicht richtig verhalten oder für die Nachhaltigkeit und Klimawandel vielleicht nur Schlagwörter der Politiker darstellen. Schüler erzählen ihren Eltern oder Großeltern was sie in der Schule gelernt haben und weisen darauf hin, wie man was konkret für die Natur tun kann. Dann werden zum Beispiel getrenntes Müllsammeln und Wiederverwerten zum Gesprächsstoff und das eigene Verhalten in diesen Zusammenhang wird mindestens genau so viel bewirken wie Infokampagnen oder Fernsehberichte. Das führt dann weiter, dass die Umwelt nicht nur den eigenen „privaten“ Raum betrifft, also Hof oder Garten oder die Fläche rund um den Wohnblock. Umweltschutz ist ein Thema das die gesamte Gesellschaft angeht, sogar die ganze Welt. Dementsprechend weitgreifend müssen auch die Lösungen gefunden werden. Auf lokaler Ebene heruntergebrochen heißt das, dass jeder von uns sich Gedanken machen müsste und auch handeln sollte, wenn es darum geht, wie sauber unsere Straße ist, wie es in unseren Wäldern aussieht, wie rein die Luft in der Stadt ist, wie umweltfreundlich der Verkehr gestaltet wird. Bürgersinn ist gefragt.
Über Umwelt und ihren Schutz zu sprechen wäre eines der zehn Öko-Manieren. Selbstverständlich reicht das nicht, man muss auch handeln. Am besten weniger Müll zu erzeugen. Das heißt auch Sparen, Wiederverwenden, gegebenenfalls Reparieren also die Wegwerfmentalität unter Kontrolle halten und die natürlichen Ressourcen schonen. Das wiederum setzt voraus, den Verbrauch zu messen. Und da geht es nicht nur um Strom, Gas, Kraftstoff sondern auch ums Essen. Den eigenen Bedarf zu kennen verhindert Lebensmittel zu vergeuden. Damit kann man zum Sparen beitragen und das sei auch moralisch korrekt denn noch immer mangelt es an Wasser und Nahrung in weiten Teilen der Welt. In diesem Sinne sollte auch das Kauf- und Konsumverhalten in Sachen Lebensmittel überdacht werden. Also jene Erzeugnisse vorziehen die in der Region oder im Land hergestellt werden und nicht lange Transportwege (einschließlich von anderen Kontinenten) voraussetzen. So wird nicht nur die Volkswirtschaft unterstützt, sondern vor allem wird gespart an Energiekosten die der Transport, die Lagerung und die Verteilung voraussetzt. Wenn gewisse Produkte und Dienstleistungen vertrauenswürdig ökologisch zertifiziert sind, sollte man diese beim Kauf vorziehen. Hinzu kommt: Weniger Verpackung ist spart Ressourcen und Platz. Weniger Plastik gehört eindeutig zu den Umwelt-Manieren. Denn Plastik löst sich nicht auf sondern zersetzt sich zu Mikropartikeln die inzwischen überall vorzufinden sind selbst in Organismen der Meerestiere. Und Kunststoff kann zum Unterschied von Glas oder Aluminium nicht mehrmals wiederverwertet werden. Es war schwer für die Schüler jemanden unter ihnen zu finden, der „plastiklos“ war, also keinen Gegenstand bei sich trug der nicht auch Kunststoff beinhaltete. Kleidung, Schuhwerk, Handy, Zubehör - überall war auch Plastik mit im Spiel. Nur ein Mädchen beharrte auf ihre absolute Öko-Kleidung: Baumwolle trug sie, keine Knöpfe sondern Reißverschluss, das Handy war zu Hause, Schmuck hatte sie nicht an. Aber sie war die Ausnahme die nur bestätigte, wie präsent der Plastik heute unter uns (und inzwischen bereits in uns) geworden ist.
Getrennte Müllsammlung (separat Altpapier, Plastik, Metalldosen, Glas sammeln) sollte etwas Selbstverständliches werden. Das setzt eine gewisse Infrastruktur und Organisation voraus. Zuerst müssten die Gegebenheiten für so etwas da sein, erst nachher sollte man von der Pflicht zum getrennten Müllsammeln sprechen, meinte Blumer. Grundsätzlich sei es wichtig, zumindest den Hausmüll (Restmüll) nicht mit den recyclebaren Stoffen zu vermischen.
Auch was unsere Mobilität betrifft, wirkt sich auf die Umwelt aus. Das klassische Beispiel für umweltbewusstes Verhalten in Sachen Transport ist, die öffentlichen Verkehrsmittel statt dem eigenen Pkw zu nutzen wenn das als Alternative möglich ist. Sicher ist es genau so ökologisch und etwas gesunder das Fahrrad zu wählen oder zu Fuß zu gehen. Damit kommt man einem umfassenderen Gebot näher und zwar den eigenen CO-2-Fußabruck zu mindern was z.B. auch voraussetzt energiesparende Geräte zu nutzen, mehr pflanzliche Lebensmittel und weniger Fleisch zu essen, Kurzflüge zu vermeiden usw.
Die Öko-Stunde war im Flug vorbei. Blumer hatte dem Niveau seiner Zuhörerschaft gemäß zehn gute Ökomanieren in seine Vorstellung eingebracht. Mit dem Vermerk: Offen und aufmerksam sein nutzt uns und unserer Erde.