Folge 19 der Serie „Kronstädter Musikerinnen“, einer Dokumentation aus dem Jahr 1943, ist den Schwestern Else und Grete Krummel gewidmet. Das Typoskript dieses Beitrags, dessen Verfasser ungenannt bleibt, trägt den Titel „Zwei eigenartige Klavierkünstlerinnen“. Dem Text vorangestellt sind stichwortartig biografische Angaben zu den zwei Musikerinnen. Auch die Bildunterschrift enthält derartige Personendaten, die noch mittels der online verfügbaren Genealogie der Siebenbürger Sachsen ergänzt werden können. Was auf diese Weise zusätzlich zum nachfolgenden Beitrag über die Krummel-Schwestern ermittelt werden konnte, ist Folgendes:
Else (eigentlich Elisabeth Henriette) Krummel, verehelichte Jutz, wurde am 18. Mai 1878 in Kronstadt geboren. Sie verstarb im Juni 1917 in Düsseldorf.
Grete (eigentlich Franziska Helene Margarete) Krummel, verehelichte Mai, wurde am 16. Januar 1880 in Kronstadt geboren. Den Angaben zum dem Typoskript beigegebenen Foto ist zu entnehmen, das Grete Mai geb. Krummel zum Zeitpunkt, als der Beitrag verfasst wurde (1943), in Kronstadt lebte. Ort und Datum ihres Ablebens konnten nicht in Erfahrung gebracht werden.
Der Vater Hugo Krummel (1845-1912) stammte aus Stolberg in Deutschland, die Mutter aus Braunschweig – Lobmachtersen (1).
Hugo Krummel kam im Jahre 1871 als Musikprofessor an das Musikinstitut Humpel (2) nach Kronstadt und ließ sich nach Übersiedelung dieses Musikinstitutes nach Jassy (Moldau) als Musiklehrer in Kronstadt nieder.
Die Schwestern Elsa und Grete Krummel besuchten die evangelische Mädchenbürgerschule in Kronstadt und erhielten gleichzeitig von ihrem Vater eine sorgfältige, gründliche musikalische Ausbildung bis zur Konzertreife.
Ihre Besonderheit war das vollendete Zusammenspiel auf zwei Klavieren.
Ihre große musikalische Begabung befähigte die Schwestern schon mit 12 bzw. 14 Jahren, im Jahre 1892 zum ersten Male in einem Konzert öffentlich aufzutreten.
Die weitere Ausbildung der Schwestern erfolgte in Leipzig, bei Carl Reinecke (3), Professor am Konservatorium, der die beiden jungen Künstlerinnen privat unterrichtete.
Die beiden Schwestern Krummel wurden durch ihre vielen Konzertreisen in Deutschland und Österreich bestens bekannt und geschätzt. Sie spielten in Berlin, Wien, Leipzig – hier im „Gewandhaus“ unter der Leitung des berühmten Dirigenten Arthur Nikisch (4) – und allen anderen großen Städten mit bestem Erfolge.
Zwischendurch traten sie auch in den Städten unseres Heimatlandes auf und ernteten auch hier wie im Auslande reichen Beifall.
Nach ihrer Verheiratung lebten beide Schwestern in Düsseldorf, traten jedoch nicht mehr zusammen als Künstlerinnen vor die Öffentlichkeit.
Anmerkungen
(1) Die Ortsangabe ist ungenau: Die Ortschaft Lobmachtersen gehörte bis 1942 zum Landkreis Wolfenbüttel und wurde dann ein Teil der südwestlich von Braunschweig gelegenen Stadt Watenstedt-Salzgitter, die 1951 in Salzgitter umbenannt wurde.
(2) Zum Musikinstitut Humpel bzw. dessen Leiter Wilhelm Humpel siehe Folge IX, Anmerkung 2, der Artikelserie „Kronstädter Musikerinnen“ (KR 19/16.05.2025).
(3) Carl Reinecke (1824-1910) war ein deutscher Komponist, Pianist und Dirigent, 1860-1895 Dirigent des Gewandhausorchesters in Leipzig und zugleich Klavier- und Kompositionslehrer am Leipziger Konservatorium (1897-1902 dessen Direktor).
(4) Arthur Nikisch (geb. 1855 im ungarischen Mosonszentmiklós, gest. 1922 in Leipzig) war ein namhafter Dirigent, ab 1895 und bis zu seinem Tod Gewandhauskapellmeister in Leipzig).