Vor 50 Jahren 

Gewisse Reserven gegen das Honterus-Schulgebäude

 Aus dem von Michael Kroner geführten Gespräch mit der damaligen Leitung des Honterus-Lyzeums (Direktor Hans Göbbel, stellvertretender Direktor Georg Dootz, Parteisekretär Wilhelm Tontsch) erfährt man  in der KR Nr. 21 interessante Details über das Schulleben und damit verbundene Fragen. Direktor Göbbel findet die Zurückhaltungen gegenüber dem Zustand des alten Schulgebäudes als berechtigt. Neonbeleuchtung in den Klassenräumen und neu ausgestattete Laboratorien können vorgewiesen werden aber damit sei das Problem nicht gelöst. Überraschend ist folgende Aussage: „Ich möchte darauf hinweisen, dass gegenwärtig Vorbereitungen im Gange sind, um einen zentralgelegenen Platz ausfindig zu machen wo dann für das ‚Honterus‘-Lyzeum ein neues, modernes Schulgebäude  errichtet werden soll.“ Dazu ist es nie  gekommen. Aber das heutige Kollegium wurde mit dem D-Gebäude (ehemaliges Sportlyzeum) erweitert; nach der Wende wurden B und C-Gebäude saniert. Dem schlechten Zustand des A-Gebäudes ist es zuzuschreiben, dass heute dort der Schulbetrieb eingestellt werden musste. Was ebenfalls der Geschichte angehört, ist „der  patriotische Einsatz zur Einbringung der Ernte“ der Schüler und ihrer Lehrer zu Beginn des Schuljahres. Trotz Regen und Kälte hätten sich die Schüler nicht krank melden lassen; die Lehrer seien nicht nur als „Aufseher“ aufgetreten, sondern hätten „aktiv mitgewirkt“, sagt Wilhelm Tontsch, der diese verpflichtenden Arbeitswochen auf Kosten des Unterrichts als „patriotische Pflichterfüllung“ sieht. Was sich damals (wie auch heute) die Schulleitung wünschte: die Schülerblasia (Blaskapelle) wieder ins Leben zu rufen. Damals gab es, laut Georg Dootz, eine Theater-, Tanz-, Bläser-, Sing-, Flöten- und Akkordeon-Gruppe sowie mehrere Chöre. Geplant war auch, in einem Kellergewölbe einen Klub der Schüler einzurichten, wie es so was in anderen Lyzeen gab. Gemeinsame außerschulische Tätigkeiten (Sport, Ausflüge, Unterhaltung, die freiwilligen Arbeitseinsätze) sollten die Schulgemeinschaft festigen, denn vor zwei Jahren, als das Honteruslyzeum wieder als eigene Schulanstalt bestehen könnte, sahen sich die Lyzeaner plötzlich von Erst- bis Achtklässlern umgeben, was nicht allen gefiel (es bedeutete gewissermaßen „eine Schmälerung ihres Prestiges“, sagt Direktor Göbbel).
Das Honteruslyzeum verfügte damals in Costine{ti über ein Haus mit eigener Küche und Schlafgelegenheiten, so dass viele Schüler unter günstigen materiellen Bedingungen ein Ferienlager am Schwarzen Meer genießen konnten, berichtet die KR (Nr.15). Nicht zu vergessen, die Schilager in den Frühjahrsferien  bei der Mălăiești-Schutzhütte im Butschetsch-Gebirge. Größere Ferienausflüge waren zur Tradition geworden und wurden hauptsächlich von Prof. Kurt Philippi organisiert.

Mit der KR 19 beginnt die Serie „Heimatkunde in Daten“ die Michael Kroner betreut. Sie wendet sich an Schüler, Lehrer, Eltern, an alle an der Heimatkunde interessierte Leser. Alle Texte erschienen im selben Format um ausgeschnitten und zusammengeheftet auch als Nachschlageblätter verwendet zu werden. „Die Reihe ist ein erster Versuch die rumäniendeutsche Geschichte aus neuer Sicht zusammenfassend zu erfassen“, heißt es in der Ankündigung, sollte aber nicht „das vielgewünschte Heimatbuch“ ersetzen.

Die KR würdigt in ihren Seiten bedeutende Persönlichkeiten aus den Reihen der Siebenbürger Sachsen. So z.B. schreibt Dr. Heinz Heltmann anlässlich der damaligen 125 Jahren seit der Geburt von Julius Römer den Beitrag „Ein großer Freund der heimatlichen Berge“. Hans Barth erinnert an die Verteidigung 1923 an der Klausenburger Uni der Diplomarbeit von Prof. Hermann Oberth die später als Standartwerk der Raketentechnik und der Weltraumfahrt gelten sollten („Die Rakete zu den Planetenräumen“ - KR 20). Ewalt Zweyer unterstreicht die völkerverbindende Rolle die die Kronstädter Zeitschrift „Die Karpathen“ und ihr Herausgeber Adolf Meschendorf  kurz vor Ausbruch des ersten Wetkrieges zu spielen versucht hatte („Über den ‚sächsischen Globus‘ hinaus.“ - KR 21). Prof. Maja Philippi ermöglicht einen Einblick in die Geschichte der Schulerau. „Erster Ausflug in die Schulerau“ (KR 16) beschreibt die Lösung vor Ort durch König Sigismund des Streites um den Besitz der Schulerau zwischen Kronstadt und Neustadt zu Gunsten der Kronstädter. „Neues aus der Honterusforschung“ ist der gleichlautende Untertitel zweier Beiträge von Maja Philippi („Wer war Jörg Lederer“, KR 16) und Gernot Nussbächer („Sein Herz schlug für die Heimat“, KR 18).

Zu den Kronstädter deutschen Laienkünstler-Ensembles kam die von Gerhard Schunn geleitete Blaskapelle hinzu die mit abendfüllenden Konzerten (Volkslieder- Potpourri, eine Ouvertüre, Märsche, Polkas, Walzer, Vokaleinlagen) für volle Säle sorgen konnte und die nun Aufführungen in Tartlau, Rosenau, Neustadt, Weidenbach und Brenndorf plante. Für den Sommer plante man Tourneen in die Gegend von Agnetheln, Schässburg und Mediasch. In einer „Würdigung der Besten“ aus verschiedenen Bereichen der Wirtschaft, Erziehung und Forschung sind auch Namen aus den Reihen der deutschen Minderheit vertreten: Schulinspektor Hans Hermannstädter, Univ. Dr. Ing. Carl Saal, Dozent Dr. Ing. Nikolaus Seitz, der Zeidner Chemietechniker Klaus Gross und der Diplomchemiker Horst Langfeld. Mit Hans Wallner und Martin Müller wurden zwei der ältesten Stammkader des Traktorenwerkes verabschiedet, erfährt man aus einem Leserzuschrift von Ing. Johann Schuster.

Der rumänische Film feierte zwei Premieren: der Kinderfilm „Veronica“ in der Regie von Elisabeta Bostan und der „Zwei-Serien-Film“ in der Regie von Gheorghe Vitanidis „Ciprian Porumbescu“ der zum Teil in Kronstadt gedreht wurde und dessen Filmmusik aus der Feder von Richard Oschanitzky stammt.